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31.01.2011

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Neues Parlament

Wettbewerb in Abu Dhabi entschieden


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Angesichts der anhaltenden Proteste in der arabischen Welt könnte man diese Wettbewerbsentscheidung beinahe für einen zeitnahen PR-Coup der Vereinigten Arabischen Emirate halten: Letzte Woche wurde der Gewinner des Architekturwettbewerbs für das neue Parlamentsgebäude in Abu Dhabi bekannt gegeben. In der zweiten Phase konnten sich jetzt – nomen est omen? – Ehrlich Architects aus dem kalifornischen Culver City (etwas westlich von Los Angeles) durchsetzen.

Der Entwurf für den knapp 120.000 Quadratmeter umfassenden Gebäudekomplex basiert auf einer simplen Komposition: einem Kreis in einem Würfel. Der Würfel nimmt dabei die meisten Büro- und Ladenflächen auf, die terrassierten Gebäude sollen an „vom Wind geformte Dünen“ erinnern. In dem Kreis, der einen Durchmesser von etwa 100 Metern hat, entsteht das Gebäude für den zentralen Versammlungssaal des Federal National Council der Emirate. Das Gebäude wird von einer frei stehenden, mit einer zumindest auf den Renderings spektakulären Kuppelkonstruktion überwölbt, deren Design wiederum an eine fünfblättrige Wüstenblume erinnern soll. Trotz der fünf großen Öffnungen dieser Dachstruktur soll sie vor allem der Verschattung und Kühlung des Gebäudes dienen, ebenso wie die (auf den Renderings nicht zu entdeckende) Solarenergie-Anlage auf den Dächern. Der Gebäudekomplex öffnet sich außerdem als Teil des neuen Uferboulevards zum Arabischen Golf, sodass das Parlament – insbesondere beleuchtet bei Nacht – ein zumindest symbolischer Leuchtturm der Demokratie werden soll.

Steven Ehrlich, der lange Zeit in Marokko gelebt hat, hat in den Emiraten bereits einige Projekte realisieren können. Sein jüngstes Projekt war die „Helal New Moon Residence“, ein Hotel- und Bürokomplex, der ebenfalls eine Gratwanderung zwischen „arabischen Traditionen und globalen, modernen Ansprüchen“ zeigte, insbesondere in der Verwendung von orientalischen Ornamenten als Verschattung vor großen Glasfassaden.

Zum Thema Demokratisierung: In diesem „Parlamentsgebäude“ versammelt sich der „Föderative Nationalrat“, der zur einen Hälfte von den sieben Emiren, zur anderen Hälfte (seit 2006) durch indirekte Wahlen bestimmt wird. Im Rahmen der langsamen Modernisierung des politischen Systems soll aus dem FNC langfristig ein vollständig gewähltes Gremium werden. Ein Zeitpunkt ist dafür jedoch noch nicht bekannt – ebenso wie für die Fertigstellung dieses Gebäudes.

Euphorie über diesen Entwurf herrscht besonders in den USA. Michael Webb vom Architect's Newspaper nannte das den wichtigsten Erfolg eines kalifornischen Büros seit Frank Gehry 1987 im Wettbewerb für das Walt Disney Konzertgebäude drei Pritzkerpreisträger aus dem Rennen schlagen konnte, denn Ehrlichs Entwurf in Abu Dhabi hatte sich in der zweiten Runde gegen Foster, Hadid und Fuksas durchgesetzt. Dieser Sieg sei also ein moralischer „booster“ für die von der Krise besonders betroffenen kalifornischen Büros.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

ferne länder | 31.01.2011 18:44 Uhr

politik&architektur

erst einmal finde ich es uneingeschränkt begrüßenswert, wenn (demokratische) architekten in solchen ländern arbeiten und bauen. das befördert den (bau)kulturellen austausch und meist auch die offenheit der gesellschaften – übrigens auch den abbau von vorurteilen auf unserer seite, gell? man darf das aber nicht überschätzen – architektur hat ja nur einen geringen einfluss auf die politische kultur, da sie abhängig vom auftraggeber ist, also weisungsgebunden und kein unabhängiges statement erlaubt.

den entwurf selbst finde ich mässig, insbesondere die geschlossenen volumen der versammlungshalle unter dieser betonblume sehen ja schrecklich aus. städtebaulich okay (die breite autostrasse zwischen gebäude und strand ist ein skandal!), aber architektonisch werden die details hoffentlich noch ausgearbeitet. dabei wünsche ich den kaliforniern viel erfolg dabei!
(bauen für despoten? hallo? zählt das auch für schwarzenegger country??)

3

Conny | 31.01.2011 18:23 Uhr

Politektur

''Political correctness'' ?!
Naja, es geht ja hier um einen Entwurf und Architektur, nicht um Politik.
Jaja, Architekten können mit einen Bauwerk die Politik beinflussen, die armen Araber, Chinesen etc.
Warum studiert ihr nicht Politik?

2

rli | 31.01.2011 17:49 Uhr

neues parlament

..ein demokratischer wille zu einer ehrlichen demokratischen republik mit 10 pr0zent der bevölkerung ...eben..OBEN.. geöffnet...

1

ehrliche haut | 31.01.2011 16:55 Uhr

jetzt mal ehrlich

"Sein jüngstes Projekt war die „Helal New Moon Residence“, ein Hotel- und Bürokomplex, der ebenfalls eine Gratwanderung zwischen „arabischen Traditionen und globalen, modernen Ansprüchen“ zeigte, insbesondere in der Verwendung von orientalischen Ornamenten als Verschattung vor großen Glasfassaden."

ist ja schön, aber dieser baukörper scheint zu 90% geschlossen!! frei nach dem motto: politik ist hier gar nicht transparent, da wollen wir mal zusätzlich noch ein bisschen verschatten!

 
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