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15.02.2021

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Effizienz statt Erbe

Wettbewerb für neues Stadthaus in Ahlen entschieden


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Mit seinem visonären Rathauskomplex von Brigitte und Christoph Parade aus den 1970er Jahren ist Ahlen international bekannt geworden. Lange kämpften Denkmalpfleger, Architekten und engagierte Bürger für dessen Sanierung. Doch ein Machtwort aus dem Ministerium ebnete den Weg für die Abrisspläne. Der nun entschiedene Wettbewerb für einen scheinbar effizienteren Ersatzbau ignoriert alle Debatten um baukulturelle Identität und kommunale Verantwortung in Bezug auf den Klimaschutz.

Von Stefan Rethfeld


Die Stadt Ahlen plant einen neuen Bürgercampus, und man könnte sogleich vom jüngst entschiedenen Wettbewerb berichten. Doch baukulturell ist die Vorgeschichte interessanter als das Ergebnis. Denn dort, wo sich die Ahlener künftig versammeln sollen, können sie es bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert: Im bestehenden Kultur- und Verwaltungszentrum aus den 1970er-Jahren. Dieses soll für die Neuplanung abgerissen werden. Der Vorgang hat bereits bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Als der Rathauskomplex von Brigitte und Christoph Parade (Düsseldorf) nach einem Wettbewerb ab 1971 entstand, galt dieser in seiner offenen Gestalt und seiner funktionalen Mischung als vorbildlich und wurde international wahrgenommen. 1977 wurde das Rathaus eröffnet, 1982 die damit verbundene Stadthalle. Mit seinen großen Foyer- und Galerienebenen, wandelbaren Veranstaltungszonen, flexiblen Bürogrundrissen und Außenterrassen zum benachbarten Fluss war das Gebäude seiner Zeit weit voraus. Nur 250 Meter vom historischen Marktplatz entfernt, verstand sich diese plastisch bewegte Großfigur als moderne Gegenthese zur kleinteiligen Altstadt. Viele Jahre bewährte es sich in seiner Funktion – und doch haderte die Stadt mit einer nachhaltigen Pflege. Ein Sanierungsstau entstand, sodass kritische Stimmen zunahmen. Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten hätte eine nachhaltige Lösung gefunden werden können: Putzen und Benutzen. Auch ein Weiterbauen wäre möglich gewesen, wie es dem Geist dieses flexiblen Strukturbaus eingeschrieben ist.

Schließlich bescheinigte 2016 auch das LWL-Denkmalpflegeamt dem Komplex aus Rathaus und Stadthalle einen schutzwürdigen Status. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Stadtverwaltung schon längst innerlich von ihrem eigenen Wahrzeichen verabschiedet und weigerte sich, den sanierungsbedürftigen Großbau in die Denkmalliste aufzunehmen. Vielmehr sollte nun ein Neubau her. Zwangsläufig konnte kein Benehmen hergestellt werden, so dass, wie in solchen Fällen in NRW üblich, der Landschaftsverband das Ministerium als Oberste Denkmalbehörde um Vermittlung und Entscheidung bat. Die zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, entschied im März 2019 nach kurzer Prüfung persönlich den Fall. Sie lehnte eine Unterschutzstellung ab, verwies vorwiegend auf bauphysikalische Gründe, die den Mehraufwand einer Sanierung nicht rechtfertigen würden – und ermöglichte damit den Abriss.

Über ihr Votum zeigte sich die Fachwelt erstaunt, wird doch das Faktum der „Grauen Energie“ in vielen Vorworten ausführlich beschrieben. Auch erschien nur kurz zuvor im Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018 mit der „Davos Deklaration“ ein Dokument, das in ganz Europa neue baukulturelle Standards in Sachen regionaler Identitäten, Traditionen und Nachhaltigkeit setzen sollte: Indem es den Wert der historischen Dimension der gebauten Umwelt anerkennt. Die Ruhrmoderne übergab dem Bürgermeister von Ahlen einen offenen Brief zum Erhalt des Rathauskomplexes, und es gründeten sich gleich mehrere Initiativen in Ahlen. Sie erreichten schließlich einen Bürgerentscheid zur Rathaus-Frage, doch eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten votierte gegen den Erhalt und somit für eine von der Stadt vorbereitete Neubauplanung.

Entstehen soll ein Bürgercampus, flankiert von zwei eigenständigen Neubauten: einem „Stadthaus“ und einem „Bürgerforum“. Scheinbar geläutert von einem Zuviel an wandelbarer Architektur der 1970er-Jahre soll es als reiner Funktionsbau entstehen. Der von der Bielefelder DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft betreute Realisierungswettbewerb für ein neues Stadthaus wurde jüngst entschieden. Unter den 15 eingereichten Beiträgen entschied die Jury unter Vorsitz von Volker Droste (Oldenburg) wie folgt:

Vom mit Abstand platzierten Siegerentwurf von Gerber Architekten zeigte sich die Jury besonders beeindruckt: Die Anordnung und Proportion seiner zwei verschränkten, strengen Gebäuderiegel und die Freiflächen sei zu allen Seiten gelungen. Auch lobte sie die feingegliederte Fassade aus Werkstein mit Natursteinzuschlag, die eine wirtschaftliche Bauweise erwarten ließe. Der Neubau würde in jeder Hinsicht städtebaulich-architektonisch und funktional überzeugen. Das neue Stadthaus könne dadurch nachhaltig ein soziales Miteinander fördern und stärken.

In den vielen Berechnungen, die im Vorfeld der Wettbewerbsentscheidung angefertigt wurden, tauchen bemerkenswerter Weise zwei Werte kaum auf: die der kulturellen und die der ökologischen Nachhaltigkeit. Neben Bau-, Nutz- und Betriebskosten lassen sich eben diese auch nicht exakt fassen. Angesichts der Knappheit an baustofflichen wie finanziellen Mitteln sollte sowohl die graue Energie wie auch die gelebte Geschichte eines Gebäudes eine wichtige Ressource darstellen. Viele realisierte Beispiele belegen, wie lohnend dieser Weg einer neu verstandenen „Umbaukultur“ sein kann. Insbesondere die Großbauten der 1960er und 1970er-Jahre bieten hier ein großes Potenzial.

Doch anstatt ein Umbau-Erbe anzutreten, vertut Ahlen eine einmalige Chance. Nicht nur hält sie am Abriss des visionären Rathauskomplexes fest, sondern möchte ihn auch architektonisch mit einer strengen Gegenthese hinter sich lassen. Hier das gewagte Raumexperiment der 1970er-Jahre, dort die reine Funktionslösung, die einer Architektur der Effizienz das Wort redet. Diese kulturelle Differenz wird der Stadt künftig eingeschrieben sein – ausgerechnet bei ihrem Bürgerforum.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

26

Adrian F. Aka Anonymus | 17.02.2021 11:23 Uhr

Und weils so wichtig ist

@ Stefan Frischauf : richtig...
sonst bleibt die Folge dieser Politik noch Jahrzehnte: Bestandserhalt statt Abriss wird mit Kostenexplosion und zeitaufwändigen Planungsprozessen assoziiert und nicht mit einem so dringenden Umdenken der bestehenden urbanen grauen Energie und "bunten" Ressourcen.

Das Signal muss dringend verstärkt von der Politik kommen und sich auch in den Ausschreibungen der Wettbewerbe wiederfinden.

Und wir Planenden müssen deutlich mehr Mut und "leider" auch Arbeit in das Kneten des Bestandes stecken!

25

Stefan Frischauf | 17.02.2021 07:43 Uhr

Sanierung,Kosten und politische Anreize

Wie schon unten gesagt: der Terminus der "grauen Energie" war lange verschwunden. Der Bestand kommt in vielen Diskursen zum Thema Bauen kaum vor. Müllstrudel und Ressourcenknappheit dokumentieren ein gigantisches Recyclingproblem.
Und wer schon einmal Bestandssanierung im öffentlichen Bau geprobt hat: wenn der Gesetzgeber mit seinen Anreizen (KfW-Kredite etc.) primär auf "energetische Sanierung" abzielt, dann verzögern sich Planungsprozesse um Jahre, weil dieser Fokus mehr oder weniger auf die Fassade Brandschutz und Schadstoffbeseitigung ignoriert. Diese müssten aber vorgeschaltet werden . Und irgendwann sind sie zwangsläufig nach vorne gebracht worden und die Verantwortlichkeiten dafür von Nutzerseite werden dann zum erneuten Zankapfel und Thema der Problemverschiebung. Allzu häufig dann auch mit "Kostenexplosionen" bei weiter kumulierendem Sanierungsstau verbunden. Was fehlt, ist eine systematische und kompetente Steuerung beim Thema Bestandssanierung auch von politischer Seite. Von fachlicher Seite gibt es dann zu wenig Erfahrungswerte, die da wirklich weiter gehen können.
@Alexander, @maestrow und Anonymus hier
@s.Late: klar: frei nach Fehlfarben.
"Geschichte wird gemacht". So oder so.

24

Anonymus | 16.02.2021 20:35 Uhr

Beispiel

gebe allen Kritikern Recht...
Man schaue z.B auch nach Hamburg in die City-Nord. Großer Wettbewerb um das alte Postbank-Areal - alle großen Namen vertreten. Der Bestand sollte nach Auslobung abgerissen werden. Sauerbruch Hutton gewann...weil Sie eben nicht die Abrisskeule in Gönne schwangen...Höing hat dort entschieden. So kanns also auch gehen...obwohl Mehraufwand in Planung und Kosten bestimmt garantiert sind!

23

Peter Weber | 16.02.2021 17:17 Uhr

Aalen kann es besser....

Es lohnt übrigens der vergleichende Blick zu den Namensverwandten nach Aalen im Süden, es gab dazu auch mal eine Meldung im Baunetz. Die arbeiten dort konsequent am Erhalt ihres brutalistischen Rathauses, inklusive Vortragsprogramm und DAM-Ausstellung zur Unterstützung der Meinungsbildung. So kann es auch gehen.

22

maestrow | 16.02.2021 16:46 Uhr

Annahmen und Kollegenschelten

niemand unter den vielen Kommentatatorinnen hat hoffentlich unterstellt, dass die Entscheidung für den Abriss des markanten Altbaus "willkürlich" aus einer Laune heraus stattfand. Das Problem dabei ist aber, wie Rethfeld in dem Bericht präzise dargestellt hat, dass Alternativen gar nicht ernsthaft geprüft wurden, da man sich vor Ort schon lange vorher von der Option vorsichtigen Umbaus verabschiedet hat, als es auch noch mit geringerem Aufwand möglich gewesen wäre.
Doch das sehr dünne Argument, dass die Kollegen zuerst etwas Besseres vorschlagen müssten, um mitreden zu dürfen zieht auch hier - wie immer - nicht. Einen Entwurf zu kritisieren ist das Privileg der gesamten Öffentlichkeit, sogar von Nicht-Fachleuten! Die Öffentlichkeit darf, ja soll immer und jederzeit fragen, warum die lokale "Baukultur" in Ahlen auf dem Fehlen historisches Bewußtseins und Verständnisses gründet, und warum stattdessen nicht nur das "Rad nicht neu erfunden" (@Alexander) wurde, sondern gleich noch ein Bürokratensarg errichtet werden muss, der keine Verbesserung der Situation darstellt. Eine "emontionale" Kritik halten die Betroffenen in der Regel ebenso stoisch gelassen wie ignorant aus, denn der Auftrag kommst sowieso und das Kulturdenkmal ist ihnen vollkommen gleichgültig. Also nicht weniger, sondern mehr Emotionen wagen, denn sonst brauchten wir nicht über Architektur streiten und das doch sehr schade!

21

Mhnva | 16.02.2021 15:03 Uhr

Warum nicht mal anders?

"Innovation im sensiblen Umbau" - hätte hier in Ahlen die Schlagzeile lauten können.

Etwas Einzigartiges und Originelles hätte man aus dem Bestand kreiieren können, etwas worauf die ganze Architekten-Welt schauen und sich denken könnte - "Wow, so geht nachhhaltiges Erweitern. So sieht Authentizität aus!"

Hätte hätte Fahrradkette.

Aus dem Bestand wird Schrott, Abrisskosten sind egal, Graue Energie ist egal, Nachhhaltigkeitsziele sind egal, Baukulturerhalt egal, Identität egal.

Ich hoffe sehr, dass der neue Entwurf ein außerordentliches Nachhaltigkeitskonzept hat.
Abgesehen von (ungenutzten) begrünten Flachdächern, wie wäre es mit demontierbaren und 100% reziklierbaren Bauteilen, oder wird da dann wieder gespart? - Hoffentlich nicht!



20

Thomas | 16.02.2021 15:02 Uhr

schade,

schade, denke auch das man das Haus behutsam erneuern sollte, so dass es am Ende wieder ein freundliches und zur Stadt hin offenes Raumschiff ist.

Mit der "Chipperfield"-Fassade macht man zwar nicht viel falsch. Kenne es leider aus den grossen Büros, wo das Raumprogramm nur noch so heruntergemetert wird ohne differenziertes Angebot für Säle, Besprechung o. Cafeteria.

Wieviel mehr Hirnschmalz steckt in dem Bestand. Auch allein schon der Sonnenschutztrichter aus Membran wirkt sympathisch verspielt.

19

Alexander | 16.02.2021 14:15 Uhr

Kritik

Man darf schon annehmen, dass die Entscheidung Abriss oder Neubau nicht allein aus reiner Laune oder fachlicher Inkompetenz getroffen wurde. Die Kernsanierung eines derartigen Objekts, inklusive Fassade, Haustechnik sowie ggf. Schadstoffen usw. ist häufig ebenso teuer wie ein Neubau. Zudem müssen die Nutzer währenddessen ja auch irgendwo menschenwürdig untergebracht werden. Und selbst dann ist es fragwürdig, ob das Haus den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden kann.

Über die architektonische Qualität der Wettbewerbsergebnisse kann man sicherlich diskutieren. Das Rad neu erfunden wurde mit Sicherheit nicht. Jedoch denke ich, dass sich eine sachliche Kritik schon ein wenig mit den Rahmenbedingungen der Aufgabe beschäftigen sollte, bevor hier derart emotionale Kollegenschelte betrieben wird.

Falls die kommentierenden Kolleginnen und Kollegen im Sinne der Bauaufgabe Wegweisendes aus eigener Feder vorzuweisen haben, wäre ich höchst interessiert dies kennenzulernen.

18

solong | 16.02.2021 13:49 Uhr

... unsensibel ...

... ist in dem zusammenhang ... unsensibel ... sehe einen erheblichen städtebaulichen gewinn ... von den preisen ... beste interaktion mit dem gründerzeitbau, freiflächen, plätzen und fluß ... der entwurf ist zudem sicher schlicht ... keine selbstwirklichung ... sondern eher angemessene struktur für eine verwaltung ... ist ja weder revolutionärer startup noch theater und co. ... wer schon etwas bauerfahrung hat ... und ... oft schmerzlich ... kostenkompetenz gewinnen konnte ... stellt bei solchen aufgaben oft fest, das der komplett rückbau und neubau die preiswertere lösung ist ... ist halt dem unverständlichen anspruch der bauarbeiter an angemessene löhne ... und dem zoll durch die bekämpfung von schwarzarbeit ... zuverdanken ... das es die trümmertruppen der vorherigen jahrzehnte mit prikären arbeitsverhältnissen (stundenlöhne um 2 euro) ... zum großen glück nicht mehr wirklich gibt ... und da macht man mit einen longfront bei 200 euro die stunde mit fahrer für abbruch und maschinelle sortierung ... das ganze halt viel, viel preiswerter weg ... als alles händisch für 60 euro die stunde mit gigantischem zeitaufwand zu entkernen ... was jetzt resoursenschonender ist ? ... letztendlich unter betrachtung aller faktoren dann nicht so eindeutig ... wenn du deinen tesla mit normalstrom bewegst ... ist er halt auch nicht sauberer ... als mein 3liter dieselmonster ...

17

Anke | 16.02.2021 11:02 Uhr

Ahlen

Eine unsensible Herangehensweise und ein Abriss der Tragstruktur hat im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen. Der Siegerentwurf lehnt sich an alte Chipperfield entwuerfe und ist innovationslos. In 20Jahren will auch dieses Gebauede niemand mehr aber es muss immernoch fuer Abriss und Neubau gezahlt werden. Warum also nicht das existierende Gebaeude renovieren. Typische Kurzzeitstrategie und die Meinung Selbstverwirklichung ist nur im Neubau moeglich

16

S.late | 16.02.2021 09:48 Uhr

Fehlfarben

Geschichte wird gemacht.

Wenn schon zitieren, dann richtig.

15

Stefan Frischauf | 16.02.2021 07:41 Uhr

Nicht Ahlen vertut eine Chance

Zunächst einmal: Danke, Stefan Rethfeld für die kritisch kommentierte Chronologie der "Notizen aus der Provinz". Aber die Provinz spiegelt nur die piefige Bigotterie des "Großen und Ganzen".
Der Terminus der "Grauen Energie" war über Jahrzehnte völlig von der Bildfläche verschwunden. Und Ahlen liegt in NRW, im Hinblick auf die Landeshauptstadt und deren Umgang mit "gebauter Geschichte" sprach der frühere Bauwelt-Journalist und spätere "Baumeister" Chefredakteur und dann Herausgeber von "Düsseldorfisierung": sprich das Zukleistern mit Gesichts- und Geschichtslosigkeit bei gleichzeitiger Auslöschung des kollektiven Gedächtnisses. Im Westen also nichts Neues. Dass ein Bürgerentscheid unter solchermaßen vorgeprägter öffentlicher Meinung sich gegen den Erhalt und Umbau eines Bestandsgebäudes aus einer ungeliebten Nachkriegszeit entscheidet ist völlig klar. Man hat vorher alles getan, um diese Tendenz so hin zu bekommen.
Zur "Düsseldorfisierung" und Meinungsmache noch ein kurzer "geschichtlicher Hinweis": 2011 stand hier das sog. Dreischeibenhaus vor dem Verkauf. Nach Thyssen und Krupp Niedergang stand das Haus, das seinerzeit Ende der 1950er / Anfang 60er als eines der schönsten Hochhäuser zumindest Europas galt leer und keiner wollte es kaufen und sanieren. Im Wikipedia-Auftritt der lt. Lore Lorentz, Gründerin des Kommödchens "wunderschönen Scheißstadt" gab es 2011 kein Dreischeibenhaus mehr. Stattdessen wurde unter "besonderen Gebäuden" das schon als Bürogebäude schlecht vermietbare Colorium von W. Alsop im Hafen gelistet. Das Ding wurde 2013 zum Hotel umgebaut. Ob es jetzt mehr als 20 % Auslastung aufweist: k.A. Vermakelt wurde es damals, 2011 von Jones Lang Lassalle. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Wie sagt Philipp Johnson doch so schön: "I'm an architect. I'm a whore". Oder Fehlfarben: "Keine Atempause. Geschichte wird verbrannt. Es geht voran."
Schönen Tag noch.

14

STPH | 15.02.2021 19:52 Uhr

shared space

find ich auch alles.
Toll find ich aber auch wie die Kisten von Gerber auf dem Boden stehen, wie Container, hin zur Auflösung von Raumbildung. Nur noch Parkett, auf dem alles rumsteht wie verschiebbare Möbel. Innen und Außen fast Nebensache. Auch vertikal keine Ereignisse, etwa über einem.
Ist das nicht eine Aussage, ganz undramatisch und gerade deswegen so brisant.
So finde ich das darüber hinausweisend und weiter zu entwickeln.
it s the space, stupid!

13

maestrow | 15.02.2021 18:56 Uhr

Selbstkritik @ Sammler

Schlimm ist ja nicht die Wettbewerbsjury der alten schwarzen, weißen oder sonstwelcher Männer oder Frauen. Es ist auch nicht allein die Unfähigkeit der beteiligten Architekt/innen. Diese Jury konnte ja, nachdem das Kind schon politisch tot war, nur noch die am wenigsten schlechte Alternative in Form der gezeigten Lichtsargvarianten auswählen. Hier fehlt aber schon weit vorher das Verständnis für Kulturleistungen der jüngeren Vergangenheit und jegliches schöpferisches Vermögen, aus dem Bestehenden, das natürlich nicht perfekt war, etwas Gutes oder gar Besseres zu machen zu wollen.

12

Jan | 15.02.2021 18:33 Uhr

Kultur egal

Es ist wirklich unglaublich, dass der gebaute Optimismus und Aufbruch der 70er Jahre einem gesichtslosen Bürokratenbau weichen muss.
Das sagt wirklich sehr viel über die Verhältnisse in diesem Land aus.
Und als Krönung der Einfallslosigkein wird auf dem Standort des Abzureißenden Baus auch noch ein riesenhafter Parkplatz geplant...

11

Nachbar | 15.02.2021 18:26 Uhr

Frau Ina Scharrenbach

..hat entschieden!
Ich habe sie mal gegoogelt.
Sehr interessant, wer so über unser kulturelles Erbe (ganz gleich ob jetzt groß oder klein und weniger bedeutend) entscheidet.

Sehr traurig.
Und sehr unkultiviert.
Typisch D....
Typisch C...

10

Peter | 15.02.2021 18:25 Uhr

Erhalt

Von Außen betrachtet, würde man sich vielleicht einen (Teil-)Erhalt wünschen, aber wie sieht es bei den Menschen vor Ort aus? Vielleicht stößt das Bestandsgebäude dort nicht auf viel Gegenliebe?! Zumindest ging es mir und vielen Frankfurtern beim Technischem Rathaus in FFM so. Wer bestimmt, ob ein Bestand erhaltenswert ist? Die Bürger? Der Stadtrat?

Jedenfalls bin ich froh, dass wenigstens nicht dieser unproportionale RKW Entwurf gewonnen hat.

9

Karl | 15.02.2021 18:19 Uhr

Ahlen ?

Wer so einen Hammerbau aus den 70er Jahren abreißen will, der hat entweder zuviel Geld oder zuwenig Ahnung. Oder beides.
Mein Gott, was will man in dem Neubau dann noch verwalten ? Die Luft zwischen den Ohren ?

8

andreas | 15.02.2021 17:39 Uhr

ansprechender Fortschritt

Der Wettbewerbssieger zeigt einen optisch ansprechenden Entwurf mit intelligenter Logistik (Standort auf dem aktuellen Parkplatz). Materialität und Formalcharakteristika eines zeitgenössischen Gebäudes dürfen sich m.E. durchaus von einem 70er-Jahre-Bau unterscheiden. Durch die Dreigliedrigkeit des Neubaus wird die Monströsität des Bestandsgebäudes positiv kontrastiert.
Dass eine Stadtverwaltung sich für Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz entscheidet, ist dabei sicherlich auch nicht verkehrt.

7

volkmar | 15.02.2021 16:28 Uhr

Ahlen

hat was Besonderes, will es aber nicht mehr haben, lieber internationalen Einheitsbrei, der hat dafür eine "feingegliederte Fassade aus Werkstein mit Natursteinzuschlag, die eine wirtschaftliche Bauweise erwarten ließe. "
Die CDU (Ina Scharrenbach) interessiert sich nicht für Nachhaltigkeit und kulturelles Erbe, es geht um's Geld, liebe Leute! Wirtschaft!
Schade.

6

SAMMLER | 15.02.2021 16:28 Uhr

unglaubwürdig

Wir Architekten haben ja leider keine große Lobby, vertun gerade aber auch die Chance, uns in der Debatte, wie wir künftig bauen können und wollen, als Experten hervorzutun. Es liegt vielleicht wirklich daran wie Johannes sagt, dass bei Wettbewerben auch dank mittelmässiger Besetzung der Preisgerichte, nur etwas vordergründig wirtschaftliches gewinnt. Als GMP den Flughafen gewann waren die beiden knapp über 20, naiv vielleicht, aber mit Blick in die Zukunft, den hat ein Preisgericht mit "erfahrenen" alten Herren leider nicht.

5

maestrow | 15.02.2021 16:23 Uhr

Der Sarg von Ahlen

solche Wettbewerbsbeiträge lassen wirklich am Verstand der Fachwelt zweifeln, da hat der Berichterstatter zu Recht allen Anlass zur Kritik. Anstatt das bestehende Gebäude vorsichtig zu ergänzen, die Fassade zu ertüchtigen und die Haustechnik zu erneuern kommt nach dem Werk der Abrissbagger eine unmotivierte Ansammlung von stark befensterten traurigen Verwaltungssärgen. War da mal was mit Baukultur, mit Nachhaltigkeit? Not in my backyard...

4

Jürgen Scharlach | 15.02.2021 16:21 Uhr

Qualität

Besser den Altbau sanieren, mit etwas Respekt vor der jüngeren Architekturgeschichte Deutschlands!!!

3

Richard A. | 15.02.2021 15:47 Uhr

es wird nur schlimmer

Das ist doch traurig und zeigt auf, wie egal uns Ressourcen doch sind - ideelle und materielle.
Glückwunsch an die Gewinner, früher waren wir ja mal Avantgarde, jetzt nur noch Kistenberasterer.
Gute Nacht bei vollem Sonnenstand.

2

peter | 15.02.2021 15:37 Uhr

also diese fassade vom 1. platz

ist doch allein in deutschland schon mindestens 2000 mal gebaut worden. will man denn nicht ETWAS eigenständigkeit für sein stadthaus haben??!

1

Johannes | 15.02.2021 15:37 Uhr

Kleinquadratiert

Mal wieder sehr innovativ und wagemutig, die alten, weißen Herren in der Jury.

 
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1. Rang: Gerber Architekten (Dortmund)

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ein 3. Rang: RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky mit nts Ingenieurgesellschaft (beide Münster)

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ein 3. Rang: Code Unique Architekten mit RSP Freiraum (beide Dresden)

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Das bestehende Kultur- und Verwaltungszentrum von Brigitte und Christoph Parade (Düsseldorf) aus den Jahren 1974 - 82 soll abgerissen werden.

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