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25.05.2018
Der Gasteig ist tot, lang lebe der Gasteig!
Wettbewerb für die Generalsanierung der Münchner Kulturinstitution entschieden
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Pekingmensch | 29.05.2018 06:56 UhrGasteig
Ich bin nun wahrlich kein Fan der Siebziger/Achtziger-Jahre-Architektur, aber dieses Beispiel hier finde ich (von aussen) gar nicht schlecht. Es ist angemessen monumental, wie man es von einem grossen oeffentlichen Kulturbauwerk erwarten kann, gleichzeitig aber auch ein wenig expressiv, fast expressionistisch, und die Baumasse ist gut gegliedert. Duester und bedrohlich wirkt es auf den Fotos (im Gegensatz zu manch anderem Bau dieser Zeit) eigentlich gar nicht.---- Das Problem liegt vielleicht eher bei der Qualitaet der Innenraeume, insbesondere der Foyers. Auch die Landschaftsarchitektur der Aussenflaechen ueberzeugt nicht (mehr). Insofern: Foyers gestalterisch auffrischen und vielleicht ein paar interessante Nutzungen im EG zufuegen - und die Aussenflaechen komplett umbauen, um das Gebaeude besser an die Umgebung anzubinden. Vielleicht reicht das schon.
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simeone | 28.05.2018 15:38 Uhrhoch- vs. subkultur und münchner komfortzonenprojekte
Es wäre an der Zeit, dass solche Diskussionen hier abseits des (Bau-)Feuilleton statt- und darüber hinaus Gehör finden...
Dass auch München das Potential hat, eine breite Öffentlichkeit zu Mobilisieren zu bewegen, hat die kürzliche Großdemo gegen das Polizeiaufgabengesetz eindrucksvoll gezeigt.
Die Liste an Themen, die Fragen nach dem Wie und den Prioritäten von Stadtentwicklung aufwerfen und direkt oder indirekt miteinander verflochten sind, ist lang. Auch für die würde es sich lohnen, auf die Straße zu gehen!
Und wie man schließlich auch noch zu guten Ergebnissen kommen kann, wie die Häuser in diesen Straßen denn aussehen könnten, muss nur auf den exemplarischen Wettbewerb der Kooperative Großstadt für das genossenschaftliche Haus San Riemo schauen. Sowohl Verfahren wie auch Wettbewerbsergebnisse hatten in der Breite wie in der Spitze eine Qualität, wie sie zwei Konzertsaal-Wettbewerbe nicht einmal zusammen zustande gebracht haben.
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max | 28.05.2018 15:35 Uhr@ a_C
der vergleich zum barbicain hinkt leider ein bisschen, denn wenn auch paralellen auszumachen sind, hat der barbicain- wie auch der gasteig keinerlei gute Verbindung oder öffnung zur Stadt. da der barbicain allerdings um einiges grösser ist und auch wohnunegn behergegt, kann er wie ein kleiner stadtteil funktionieren und ist nicht auf direkte öffnung zur stadt angewiesen. der gasteig ist aber auf die verbindung und öffnung zur stadt angewiesen, um zu funktionieren...
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a_C | 28.05.2018 12:22 Uhr- - Dekadenz in Reinform - -
München braucht nicht eine, sondern zwei Elbphilharmonien, ääh Konzertsäle! Es wäre ja eine Zumutung, wenn sich zwei der drei großen Orchester der Stadt - die Philharmoniker (Betrieb der Landeshauptstadt, SPD) und das Orchester des BR (Betrieb des Freistaats, CSU) - wie bisher einen Saal teilen müssten, eben den Gasteig. Lieber der hüben wie drüben herrschenden Geltungssucht nachgeben als vernünftig mit Steuergeldern umgehen.
Nachdem der Freistaat vorgeprescht ist und für 370 Mio (eher 400+ Mio ) im Münchner Werksviertel ein zugegeben schickes Konzerthaus bauen wird, muss die Stadt natürlich nachziehen. Der Gasteig wird saniert - freilich wegen des Brandschutzes (Bestandsschutz!?), nicht wegen des hässlichen Teppichbodens oder der ewigen Klangdebatte (die den Erfolg des Hauses übrigens keinen Deut geschmälert hat).
1985 bekam die Stadt für 372 Mio DM (entspricht heute gut 400 Mio ) den Gasteig; ein modernes Kulturgebäude, in dem nicht nur ein neuer Konzertsaal und diverse kleinere multifunktionale Räume (Carl-Orff-Saal, Black Box etc.), sondern auch die Volkshochschule sowie das Haupthaus der Stadtbibliothek untergebracht wurden. Dazu ein schöner Vorplatz als große Terrasse, Gastronomie und ein hässlicher Teppichboden. Das selbstbewusste Gebäude hat stets polarisiert, aber nie wirklich gestört. Außerdem wurde es von den Münchnerinnen und Münchnern angenommen (!) und ist heute Zentrum vielfältiger weiterer Veranstaltungen wie dem Münchner Filmfest, dem KlangFest, IsarFlux oder dem Digital Analog Festival.
Die Notwendigkeit, den Gasteig für eine Brandschutzsanierung bis auf sein Grundgerüst abzureißen gibt es nicht. Dies ist eine rein politische Entscheidung, die nicht nur den Steuerzahler viel unnötig ausgegebenes Geld kosten würde, sondern auch aus architekturhistorischer Perspektive falsch ist.
Das Gebäude ist definitiv ein Kind seiner Zeit, aber keines, das ein neues Kleid braucht. Es macht vieles richtig, sogar richtiger als die nun gezeigten Wettbewerbsergebnisse (bspw. die zentrale Erschließung der drei Hauptnutzungen vom Vorplatz aus und gleichzeitig Verteilung der Anbindung an die Stadt über mehrere kleine Treppen). Es steht gut und selbstbewusst über der Isar und wird in nicht allzu ferner Zukunft auch den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gefallen, wenn es seine Midlife Crisis überwunden hat.
Ähnlich ging es dem Barbican Centre in London, das heute ein allseitig geschätztes Gebäude ist, nachdem es vor 15 Jahren noch als hässlichstes Gebäude Londons in der Kritik stand. In seiner Nutzung und seiner gestalterischen Herkunft zeigen sich viele Parallelen zum Gasteig, der freilich seinen eigenen Weg gegangen ist mit seiner Kubatur und dem Ziegelkleid im alten Haidhauser Format.
Ein Abriss des Gasteigs wäre eine baukulturelle und stadtgesellschaftliche Bankrotterklärung. Und das ausgerechnet in München - dieser Stadt, deren Reichtum ihr hier die denkbar überflüssigste Baustelle ihrer Geschichte einbrocken würde.
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Johann Meier | 26.05.2018 13:47 UhrAuswegslos
Die Düsternis und Schwere solcher Bauten aus den 1980er Jahren sind nicht besonders einnehmend.
So etwas für 400 Mio. quasi abreißen und
aufmotzen, um aus einem Fremdkörper die Steigerung eines Fremdkörpers zu machen, was ist
das?
Allein schon durch den Erhalt der Baukörperproportionen bleibt diese freudlose Wirkung erhalten. Fraglich, ob die verbleibenden Qualitäten so ein Vorgehen rechtfertigen oder nicht der Abriss angesagt wäre.
In 40 Jahren wird eines dieser Renderings saniert werden und man wird sagen: Den Leuten hat es nie gefallen, schon vorher nicht.
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peter | 25.05.2018 20:17 Uhrgasteig
ein mir schwer verständliches projekt. da werden am ende wieder hunderte millionen ausgegeben, weil dem bürger der jetztzeit das 40 jahre alte gebäude zu sehr "nach 80ern" aussieht. dabei scheint es sich (ich war noch nie dort) nach den fotos um ein expressives, sehr gut detailliertes und wertiges gebäude zu handeln.
darin stimme ich mit kommentator ixamotto überein - man würde sich kleine, bescheidene eingriffe an den problemstellen des hauses wünschen. weiterbauen, optimieren, statt alles auf rohzustand runterreißen und neu aufbauen.
man muss nicht alles abreißen wollen, was vierzig jahre alt ist (auch wenn das, flankiert von allerlei nachhaltigkeits-blabla, derzeit en vogue zu sein scheint). das gebäude gehört eher unter denkmalschutz gestellt. und was die architektonische meinung des münchner normalbürgers zu dem gebäude angeht, sollte der sich in dieser frage lieber fachleuten anvertrauen. obwohl... wenn selbst die alle brav auf den abriss-zug des bauherrn aufspringen - was soll man da noch sagen...
mir scheint, münchen hat einfach zuviel geld.
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pedro | 25.05.2018 19:14 UhrAuer Weber
...kann ich in Bild 3 durchaus nachvollziehen.
Das sieht wenigstens nach einem angemessenen Eingang aus.
Wer die aktuelle Eingangssituation Richtung Stadtzentrum kennt (siehe Bild 55), weiß, wie man förmlich auf die Straße stolpert.
Der Kritikpunkt der Jury, eine gelochte Blechfassade, muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Aber der Ziegel ist offenbar gewünscht.
Der Rest der dokumentierten Entwürfe ist allerdings wirklich unverständlich...
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ixamotto | 25.05.2018 16:04 Uhrverschlimmbesserungen?
irgendwie fällt es mir schwer nachzuvollziehen, inwiefern die prämierten und nicht prämierten arbeiten - bei dem ungeheuren aufwand, den sie betreiben, um dem gasteig ein neues kleid zu schneidern - am ende eine verbesserung der jetzigen situation darstellen.
diejenigen fotorealistischen renderings, die dem neuen haus eine transparente erscheinung verleihen, stellen natürlich immer die situation bei dämmerung, abend oder nacht dar oder aber es wird einfach vorgeschlagen, eine lustige weisse wolke oder ein witziges luftkissen zu errichten. und die bestandssituation zu isar hin wird immer nur mit aufnahmen bei tag gezeigt. etwa um die hermetische erscheinung des hauses zu problematisieren? ist das nicht polemisch? wie sehen den die wettbewerbssieger aus, wenn die mittagssonne scheint?
ich teile die meinung am ende des beitrags und denke, dass das eigentliche 'problem' des gasteigs seine unzureichend bearbeiteten schnittstellen zwischen innenräumlicher struktur und städtischen aussenräumen auf erdgeschossniveau sind. ich hätte gerne einen beitrag gesehen, der sich präzise und konzentriert einfach 'nur' mit diesem thema auseinandersetzt. und die aussenerscheinung des hauses ansonsten als 'almost alright' betrachtet. im sinne einer stadt mit sichtbaren architekturhistorischen schichten, die nicht immer gefallen müssen.
ein 1. Preis: Wulf Architekten (Stuttgart), club L94 Landschaftsarchitekten (Köln) und theapro | theater projekte daberto + kollegen (München)
ein 1. Preis: Henn (München) und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten (München)
ein 1. Preis: Auer Weber Architekten (München) und grabner huber lipp Landschaftsarchitekten (Freising)
Erfolgreich genutzt, als Gebäude aber wenig geliebt: Der Gasteig am östlichen Isarufer.
Bildergalerie ansehen: 60 Bilder
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Max | 01.06.2018 16:12 UhrWeiterentwicklung?
Der Kommentar am Ende sagt eigentlich alles richtig.
München/der Auslober/die Jury/fast alle bearbeitenden Büros sind mit der Herangehensweise leider noch auf dem Stand von vor einigen Jahrzehnten, als man sich nicht anders zu helfen wusste, als alles immer abreißen und ersetzen musste. Inzwischen sollte man doch langsam begriffen haben, dass Stadt (nicht nur wegen dem Nachhaltigkeitsaspekt) ein viel evolutionärerer Prozess ist, als man hier verkaufen möchte. Wenn man den Gasteig (der einige großartige Baukunst aufweist) schon als hässlich und untauglich bezeichnet, was soll man denn dann über die heutige Bauproduktion sagen? Deren durchschnittliche Qualität liegt bestenfalls in ihrer ambitions- und risikolosen Banalität, zu sehen auch in diesem Wettbewerb an fast allen Ecken und Enden.