Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld lässt sich der Entwicklungsdruck auf Großstädte exemplarisch nachvollziehen. Obwohl Ehrenfeld an das Stadtzentrum der rheinischen Metropole grenzt, hat sich erst in den vergangen Jahren die Transformation zu einem besonders bei jungen Singles und Familien beliebten Wohngebiet vollzogen. Der Abriss von mehreren umgenutzten Fabrikbauten und eines Rockclubs auf dem Heliosgelände sorgten für stadtweite Proteste, denn Ehrenfeld ist für die lokale Musikszene von großer Bedeutung.
Mit dem Umzug des Reststoffverwerters Max Becker ins Industriegebiet Niehler Hafen stehen auf dem gleichnamigen 13,6 Hektar großen Areal die nächsten weitreichenden Veränderungen in Ehrenfeld an. „Rund 1.700 Wohnungen, circa 4.000 Arbeitsplätze, eine Grundschule und mehrere Kindertagesstätten, Nahversorgungsangebote sowie Sport-, Kultur- und Jugendangebote und umfängliche öffentliche Grünflächen,“ sollen laut der Stadt Köln ab 2026 auf dem ehemaligen Schrottplatz entstehen.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Köln lobten der Immobilienentwickler Pandion und RheinEnergie – Teileigentümerin eines zusätzlichen, 3,7 Hektar großen Geländes, das in die Planung zu integrieren ist – einen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb für ein neues Quartier auf dem ehemaligen Recylinghof Max Becker-Areal aus. Mitte Oktober konnte das Team aus Cityförster (Hannover) und urbanegestalt (Köln) diesen für sich gewinnen. Betreut wurde das Verfahren von ISR – Innovative Stadt- und Raumplanung (Düsseldorf). Alle Preise im Überblick:
Der Wettbewerb verfolgt insbesondere drei Ziele. Erstens soll heterogener Wohnraum entstehen, der neben 30 Prozent gefördertem Wohnraum auch preisgedämpfte und gehobene Angebote vorsieht. 20 Prozent sind dabei für Mietwohnungsbau, Genossenschaften, gemeinschaftliche Wohnformen oder Baugruppen vorgesehen. Zweitens sollen öffentliche Freiflächen und eine grüne Wegeführung durch das Quartier angelegt werden. Drittens werden ein verbesserter ÖPNV-Anschluss und eine Fokussierung zugunsten des Fuß- und Radverkehrs angestrebt. Dieser Realisierungsteil des Wettbewerbs wurde durch einen Ideenteil ergänzt, der eine zusätzliche Erweiterung des Gebietes vorsieht.
Das von der zwanzigköpfigen Jury unter Vorsitz von
Juan Pablo Molestina gekürte Projekt von
Cityförster und
urbanegestalt planen begrünte Straßen und einen zentralen Quartierspark. Für die hochbauliche Entwicklung orientieren sich die Büros an der besonderen Aufgabe, den historischen und denkmalgeschützten Gebäudebestand auf dem Areal zu integrieren. Dazu gehören Bauten des ehemaligen Gaswerks aus dem 19. Jahrhundert, die an das Planungsgebiet angrenzen, sowie ein ehemals dazugehöriges Uhrenhaus und zwei Arbeitervillen im Süden des Grundstücks. Diese haben Cityförster als „identitätsstiftenden Anker“ des Quartiers identifiziert.
Mit der Entwicklung des Max Becker-Areals verbindet die Stadt Köln nicht nur ein neues Quartier. 2020 wurde damit einhergehend eine Fortschreibung der Rahmenplanung aus dem Jahr 2004 beschlossen. Diese umfasste ein 420 Hektar großes Gebiet der Bezirke Lindenthal und Ehrenfeld und soll den Strukturwandel der industriell geprägten Gebiete begleiten. Dass diese laut Stadt Köln von der rasanten Entwicklung der letzten Jahre überholt wurde, mache eine Anpassung erforderlich.
(sla)
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KuMiKö | 11.11.2022 16:55 UhrSchade
das fast alle den Gasbehälter abreissen wollen.