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05.12.2023
Weg mit dem Turm, her mit der Transparenz
Wettbewerb für das Gutenberg-Museum in Mainz entschieden
Das Gutenberg-Museum befindet sich in prominenter Lage in der Mainzer Innenstadt. Zu den Höhepunkten des „Weltmuseums der Druckkunst“ zählen zwei Exemplare der Gutenberg-Bibel. Bereits seit mehreren Jahren arbeitet die Stadt an einer Erweiterung, die den „Brückenschlag ins 21. Jahrhundert“ schaffen soll – so lautete die Formulierung im 2016 ausgelobten Wettbewerb.
Der damals ausgewählte Entwurf von DFZ Architekten sorgte allerdings für viel Aufregung. Das Hamburger Büro schlug ein mehrteiliges Ensemble mit „Bibelturm“ vor – ein über 20 Meter hoher Baukörper, der als Wahrzeichen dienen sollte. Nachdem die Mainzer zwei Jahre später in einem Bürgerentscheid mit eindeutiger Mehrheit gegen den Turm gestimmt hatten, wurde Anfang 2022 ein neuer Wettbewerb ausgelobt. Grundlage hierfür bildete eine von Bund, Land und Stadt gemeinsam finanzierte Machbarkeitsstudie. Während h4a Gessert + Randecker Architekten 2016 eine Anerkennung erhielten, konnten die Stuttgarter in der Wiederholungsrunde den Wettbewerb für sich entscheiden. DFZ waren dieses Mal nicht dabei.
Der nicht offene Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren wurde zwar schon Ende 2022 entschieden, die überarbeiteten Konzeptpläne von h4a, die nun auch den Zuschlag für die Realisierung erhielten, wurden allerdings erst vor Kurzem der Öffentlichkeit präsentiert. Insgesamt hatten sich 133 Büros beworben, von denen 82 für das Losverfahren zugelassen wurden. Unter den gelosten 25 Büros wählte die Jury um den Vorsitzenden Arno Lederer drei Preise und drei Anerkennungen aus.
- 1. Preis: h4a Gessert + Randecker (Stuttgart)
- 2. Preis: Riehle Koeth (Stuttgart)
- 3. Preis: wulf architekten (Stuttgart)
- Anerkennung: Burger Rudacs Architekten (München)
- Anerkennung: TRU Architekten (Berlin/ Düsseldorf)
- Anerkennung: Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner (Nürnberg)
Der Siegerentwurf schlägt ein nach allen Seiten offen gestaltetes Volumen mit gefalteter Dachlandschaft vor. Es fügt sich wesentlich unaufgeregter in die historisch gewachsenen Strukturen ein als der damalige Vorschlag von DFZ. Auch die Jury urteilt, es handele es sich um einen subtil in die schwierige städtebauliche Situation integrierten Entwurf. Der Baukörper besitzt keine klar erkennbare Rückseite und öffnet sich mit einer umlaufenden Glasfassade im gesamten Erdgeschoss. Prägend ist die Gestaltung des Dachs, dessen Faltung sich teilweise in der Fassade wiederholt.
Nicht nur äußerlich besitzt der jetzige Vorschlag kaum Ähnlichkeiten mit dem 2016 vorgelegten Entwurf. Auch die Anordnung des Gebäudes und dessen Grundriss haben sich deutlich verändert. Als durchweg positiv bewertete das Preisgericht den schräg verlaufenden Vorplatz, den die Architekt*innen zwischen dem angrenzenden Renaissancebauwerk „Römischer Kaiser“ und dem Neubau vorsehen. Es gelinge dadurch sehr gut, das Museum von allen Seiten als offenes, öffentliches und der Stadtgesellschaft dienendes Gebäude zu charakterisieren, heißt es im Juryprotokoll.
Im Inneren sind neben verschiedenen Ausstellungsbereichen ein Mitmachmuseum, eine Bibliothek, ein Lesesaal sowie ein Café geplant. Als zentralen Erschließungsraum entwarfen h4a ein mehrgeschossiges Foyer, das sich über die gesamte Höhe erstreckt. Die vielen Glasflächen im Erdgeschoss erachtete die Jury einerseits als positiv, da sich hierdurch Chancen für die räumliche Attraktivität des Museums böten. Andererseits würden die transparenten Flächen die Kurator*innen auch vor Herausforderungen stellen.
Die beiden Gutenberg-Bibeln aus dem 15. Jahrhundert brachten h4a in einem von den Architekt*innen als Raumkapsel beschriebenen Volumen unter. Das oberste Geschoss soll das Gutenberg-Forum beherbergen, dessen Vortragssaal für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden kann.
Ende 2024 ist der temporäre Umzug in Teilbereiche des Naturhistorischen Museums geplant. Das Budget für den Neubau wird mit 70 Millionen Euro angegeben. 2026 soll mit dem Bau begonnen werden, mit einer Fertigstellung rechnet man im Jahr 2029. (dsm)
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1. Preis: h4a Gessert + Randecker Architekten (Stuttgart)
2. Preis: Riehle Koeth (Stuttgart)
3. Preis: wulf architekten (Stuttgart)
Anerkennung: Burger Rudacs Architekten (München); Ansicht Liebfrauenplatz
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