Der internationale, zweistufige Wettbewerb für den Neubau des Großen Ägyptischen Museums in Kairo ist seit dem 9. Juni 2003 entschieden. Gewinner der Konkurrenz für das größte Museum seiner Art ist das irische Büro Heneghan.Peng.Architects.
Da das 1902 erbaute Ägyptische Museum für seine 5.000 Jahre Kulturgeschichte umfassende Sammlung schon seit Jahrzehnten zu klein ist, wurde 1992 der Bau eines angemessenen Nachfolgebaus beschlossen. Hierfür wurde vom ägyptischen Staat ein 50.000 Quadratmeter großes Areal in unmittelbarer Nähe zu den Pyramiden von Gizeh zur Verfügung gestellt. Vor diesem Hintergrund war selbstverständlich ein „starker formaler Dialog“ (Auslobungstext) mit dem wohl bekanntesten der sieben Weltwunder gefordert.
Das neue Haus soll die 150.000 Kunstwerke umfassende archäologische Sammlung des Ägyptischen Museums aufnehmen und „als erstes Museum der Geschichte“ auch als „virtuelles Museum“ fungieren, d.h. seine Exponate systematisch als digitale Daten für Forschungszwecke zugänglich machen.
Das geplante Gebäude soll extrem flexibel sein und sowohl die permanente Sammlung, die die gesamte Pharaonenzeit umfasst, als auch Wechselausstellungen adäquat präsentieren. 350 Millionen US-Dollar sind für den nationalen Prestigebau vorgesehen.
Insgesamt gingen 1.557 Beiträge aus 82 Nationen ein. Die Jury, der unter anderen auch Gae Aulenti und Peter Cook angehörten, entschied sich für die Entwürfe folgender Teilnehmer:
- 1. Preis (250.000 Dollar): Heneghan.Peng.Architects, Irland
- 2. Preis (150.000 Dollar): Coop Himmel(b)lau, Österreich
- 3. Preis (100.000 Dollar): Renato Rizzi, Italien
Lobende Anerkennungen (jeweils 40.000 Dollar):
- Manuel Rocha de Aires, Portugal
- Ruben Verdi, Italien
- KSP Engel Zimmermann, Deutschland
Der Gewinnerentwurf löste die Aufgabe nicht mittels einer typologischen Auseinandersetzung mit den Pyramiden, sondern mit einer topographischen. Mit dem Museumsbau wird eine neue „Kante“ des an der Baustelle aufragenden Felsplateaus geschaffen. Von der Stadt aus ist diese Kante als zurück kippende Wand (diese erinnert an antike Tempelportale und Palastarchitekturen) aus transluzentem Stein sichtbar. Von hier aus breitet sich die „fünfte Fassade“ des Daches als eine Art „Landebahn“ aus, deren Seiten auf die Spitzen der beiden kleinen Pyramiden des Chepren und des Mykerinos zulaufen. Der Museumsbau soll damit als Vermittler zwischen der Moderne des heutigen Kairo und des alten Ägypten der Pyramiden verstanden werden.
Das Innere des Museums ist in fünf parallele „Bänder“, sprich Galerien, unterteilt, die die ständige Sammlung aufnehmen. Ein sechstes Band ist als chronologische Route ausgebildet, mit der die Geschichte des alten Ägyptens erfahrbar gemacht werden soll. Eingeschnittene, dreieckige Innenhöfe sind für Skulpturen und für die Grabkammer des Tutanchamun vorgesehen.
Die Jury zeigte sich beeindruckt von der „ikonischen Kraft“ und „technischen Raffinesse“ der kantenbildenden, transluzenten Steinmauer und von der inneren Organisation des Gebäudes.
Zum Thema:
Great Egyptian Museum