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04.07.2008
Kompakte Kuben
Wettbewerb für Verteidigungsministerium in Berlin entschieden
Seit 1999 hat das Bundesverteidigungsministerium seinen zweiten Dienstsitz im Bendlerblock zwischen Tiergarten, Kulturforum, Landwehrkanal und Botschaftsviertel in Berlin-Mitte. Der älteste Teil des fünfgeschossigen Ensembles entstand in den Jahren 1911 bis 1914, nach Entwürfen des Architekturbüros Reinhardt & Süßenguth mit neoklassizistischen und neobarocken Stilelementen. Auf den Nachbargrundstücken entstanden in den 1930er Jahren Erweiterungsbauten nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Kreis sowie eine Reithalle, die allerdings nie als solche genutzt wurde und bereits seit längerem zum Abriss freigegeben ist.
Anstelle dieser Reithalle soll nun auf dem nördlichen Teil des Grundstücks „ein funktionsgerechter Neubau zur Unterbringung von zusätzlichen Büros, des technischen Lagezentrums und des IT-Zentrums“ errichtet werden. Darüber hinaus waren auch Lösungen für die Sanierung und Anbindung der angrenzenden, denkmalgeschützten Altbauten gefragt sowie die Gestaltung der Außenanlagen mit etwa 4.000 Quadratmeter.
Der Wettbewerb wurde als begrenzt offener, anonymer EWR-weiter Realisierungswettbewerb im vereinfachten Verfahren gemäß GRW 1995 mit vorgeschaltetem offenem Bewerberauswahlverfahren nach VOF durchgeführt. Danach hatte das Auswahlgremium sieben Teilnehmer für die Bearbeitung ausgewählt. Die Jury unter Vorsitz von Jan Störmer hatte dem Auslober bereits am 21. Mai 2008 ihre Empfehlungen gegeben, die Ergebnisse sind aber erst am 3. Juli 2008 im Rahmen einer Ausstellungseröffnung bekannt gegeben worden.
Die Jury vergab unter den sieben Teilnehmern einen ersten und zwei dritte Preise mit Preisgeldern von 26.000 Euro, sowie zweimal 13.250 Euro:
1. Preis: Auer + Weber + Assoziierte, Stuttgart
Aus der Beurteilung des Preisgerichts: „Der Baukörper bildet sowohl funktional, als auch formal den Abschluss des Ensembles, ohne das städtebauliche Umfeld zu negieren. So wird mit der kompakten Kubatur und den solitärhaften Proportionen die Körnigkeit der benachbarten Botschaftsgebäude gut aufgenommen. Gleichzeitig bildet das Gebäude jedoch sowohl in der Fassadengliederung, als auch mit der notwendigen Höhe einen adäquaten Abschluss der Sichtachse. Die Ausbildung des Übergangs von Alt- zu Neubau wird souverän genutzt, hier ein tageslicht-belichtetes Foyer zu schaffen, das sich aus den örtlichen Gegebenheiten auf spannende, aber sinnfällige Weise entwickelt. Das Raumprogramm ist in allen Bereichen erfüllt; die Grundrisse sind funktional und selbstverständlich organisiert, ohne Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen. Insgesamt wird hier eine Arbeit präsentiert, die auf bestechende Weise die Erfüllung der Vorgaben nutzt, um dem Ensemble einen würdigen, neuen Abschluss zu verleihen.“
ein 3. Preis: Ingenhoven Architekten, Düsseldorf
Aus der Beurteilung des Preisgerichts: „Zwischen den einzelnen solitären Botschaftsbauten und dem Ensemble des Bendlerblocks versteht sich der kompakte Kubus als Vermittler und gleichzeitig als Ergänzung des denkmalgeschützten Bestandgebäudes. Der geplante Solitär erscheint dabei bewusst nicht als bloße Fortsetzung des Bestands, sondern wird als eigenständiger Gebäudetypus definiert. Die äußere Gestaltung nimmt Bezug zu den individuellen Nachbarbauten. Darüber hinaus soll die gläserne Fassade als Ausdruck von Transparenz erscheinen.“
ein 3. Preis: Staab Architekten, Berlin
Aus der Beurteilung des Preisgerichts: „Einerseits besticht die Arbeit in ihrer eleganten Ausführung eines starken, gut proportionierten Objektes, das sich in seiner architektonischen Sprache autonom zum Bendlerblock verhält, in Volumen dennoch geschickt an das Baudenkmal angedockt ist. Die Architektur zeigt deutlich, dass diese Baumaßnahme mehr ist als eine Büroerweiterung. Die Idee eines ‚brain tank‘, von dem aus Entscheidungen vorbereitet werden, die nicht unbedingt nach außen dringen sollen, kommt bildhaft in dem hermetischen Charakter zum Ausdruck. Nach innen öffnet sich allerdings eine lichte Bürowelt zu den begrünten Höfen.“
Alle Wettbewerbsarbeiten werden vom 4.-18. Juli im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Cranzbau, Hertzallee, 10623 Berlin-Charlottenburg, ausgestellt. Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-18 Uhr
Zu den Baunetz Architekt*innen:
Auer Weber
Staab Architekten
ingenhoven associates
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