Sie ist einer dieser visionären Sakralbauten aus der späten Nachkriegszeit. Die St. Maximilian Kolbe-Kirche in Hamburg-Wilhelmsburg besitzt die Form einer Spirale, deren Außenwand aus Sichtbeton sich von einem polygonalen Grundriss aus in die Höhe kurbelt und zu einem sphärischen Turm zuspitzt. Der als „Hamburgs wohl ungewöhnlichste Nachkriegskirche“ bezeichnete Bau wurde in den Jahren 1972 bis 1974 nach einem Entwurf von Jo Filke errichtet. Benannt ist er nach dem heiliggesprochenen polnischen Pfarrer Maximilian Kolbe. Heilig in Hamburg? Ja, die Kirche ist einer katholischen Gemeinde zugehörig, die in den Neubaugebieten der Sechzigerjahre in Wilhelmsburg großen Zuwachs erhielt.
Heute ist das denkmalgeschützte Relikt einer vergangenen Moderne profaniert. Der Malteser Orden hat sich des Baus angenommen und will ihn erweitern sowie umnutzen. Eine Kita, Büroräume, eine betreute Wohneinrichtung, Räume für Begegnung und Fortbildung sowie eine Kapelle sollen in dem Kirchengebäude samt Pfarrbauten eingerichtet werden. Für die Umgestaltung hat die Valetta GmbH, die Trägergesellschaft des Ordens, einen Wettbewerb ausgelobt. 13 Büros hat sie im November 2015 eingeladen.
Schließlich waren es zehn Teilnehmer, von denen eine Jury, bestehend unter anderem aus den Architektinnen Petra Kahlfeldt und Hilde Léon (beide Berlin) sowie dem Hamburger Denkmalpfleger Andreas Kellner, jetzt folgende prämiert hat:
Mit der Vergabe des 1. Preises an LH Architekten wird ein Hamburger Büro mit dem Umbau des Kirchengebäudes betraut, das in der Hansestadt sehr präsent ist, sei es durch innovative Projekte wie die
Kita Winterstraße oder hoch profilierte wie die Sanierung der
Kunsthalle. Für die Maximilian-Kolbe-Kirche schlagen die Architekten eine klare Neustrukturierung des Bestands vor. Im Zentrum steht eine Plaza, ein atmosphärisches Foyer im ehemaligen Gemeinderaum, in die sich die Einbauten der ebenerdigen Kita und der Büro- sowie Fortbildungsräumlichkeiten im ersten Stock schieben. Die Kapelle bleibt im spirituellen Mittelpunkt des Gebäudes, unterhalb des Turms, und wird nur leicht mit einer Stabkonstruktion vom Foyer abgegrenzt. Vielleicht ist der Jo-Filke-Bau profaniert – die Demut vor der Religion werden ihm LH Architekten aber wahren.
(sj)
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