Der Siemens-Architekt Hans Hertlein hat in der Nazizeit in Berlin auch mehrere andere große Anlagen der Rüstungsindustrie erbaut, die in einem sachlich-modernen Stil gehalten sind und nur in Details (wie „Führerbalkons“) an die Blut- und Boden-Ära erinnern. Eine dieser Anlagen steht im Ortsteil Lichterfelde am Platz des 4. Juli.
Die ehemalige Telefunken-Fabrik von 1937-39 wurde jahrzehntelang von den Amerikanern als McNair Barracks genutzt. Nach Abzug der Amerikaner steht ein Großteil des Komplexes leer. Die Einrichtung von Loftwohnungen kommt nur schwer in Gang. Nun soll ein Teil der Anlage schulischen Zwecken dienen. Der dafür durchgeführte begrenzt offene, einstufige Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ist nun entschieden worden.
Ziel des Wettbewerbs war die Zusammenführung der Kopernikus-Oberschule an diesem Standort. Dazu sollte der nordwestliche Teilbereich der ehemaligen Telefunkenwerke zu einem Schulgebäude umgeplant werden. Die Einpassung der Schulnutzung sollte unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforderungen erfolgen. Neu errichtet werden soll eine Dreifachsporthalle mit den erforderlichen Sportfreiflächen.
Die Jury, an der unter anderem die Architekten Bettina Götz, Julia Tophof, Stephan Höhne und Hermann Scheidt teilnahmen, vergaben folgende Preise:
1. Preis
Gössler Kinz Kreienbaum Architekten BDA, Hamburg
2. Preis
Anderhalten Architekten, Berlin
3. Preis
Eller + Eller Architekten, Düsseldorf
Ankauf
Georg Bumiller Ges. v. Architekten, Berlin
Ankauf
Numrich Albrecht Klumpp Planungsbüro GmbH, Berlin
Die Jury beurteilt den ersten Preis so: „Durch Abriss des vorhandenen Dreiflügelbaus und Errichten eines großzügigen Stahl-Glas-Daches entsteht eine weitläufige Eingangssituation. Das denkmalgeschützte Gebäude erhält eine räumliche Öffnung zum Osteweg und wird auf selbstverständliche Art und Weise inszeniert. Der Hauptzugang ins Gebäude erfolgt axial in der Gebäudeecke. Der Schulhof wird gleichzeitig zum Eingangshof. Die Lage des Eingangs ermöglicht kurze Wegelängen in die beiden Gebäudeflügel. Die Sporthalle und das Vordach erzeugen eine stadträumlich angemessene Eingangssituation der Billy-Wilder-Promenade in das Quartier.
Im Gebäude des Nordkasinos werden direkt in Eingangsnähe die öffentlichen Nutzungen wie Essen, Mehrzweckraum, Bibliothek, Schülercafé und Freizeitbereich untergebracht. Das Kasinogebäude wird weitesgehend freigestellt. Die Arbeit besticht durch ihren zurückhaltenden Umgang mit dem Baudenkmal und ihre stadträumlichen Bezüge.“