Im frühen Mittelalter sind junge Leute von Elbe und Oder in den Lechraum eingewandert und haben die Gemeinde Denklingen, 80 Kilometer südwestlich von München im Landkreis Landsberg/Lech gelegen, geprägt. Auch der begrenzt offene Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren für den Neubau des Rathauses Denklingen hat jetzt wieder junge Leute angezogen: Mindestens zwei der zwölf Teilnehmer mussten Berufsanfänger sein, überdies war eine internationale Beteiligung möglich und erwünscht. Unter den Preisträgern sind denn auch Spanier und Italiener.
Aufgabe war es, auf dem Grundstück eines aufgegebenen und mittlerweile abgerissenen Bauernhofs an der Hauptstraße der Gemeinde ein neues Rathaus zu bauen. Ein denkmalgeschütztes „Backhaus“ aus dem 18./19. Jahrhundert sollte einbezogen werden. Die Jury unter Vorsitz des Münchener Architekten Herbert Meyer-Sternberg kürte diese Preisträger:
- 1. Preis: Studio SWES, Sevilla, und Oberpriller Architekten, Hörmannsdorf
- 2. Preis: Berger und Röcker Architekten, Stuttgart, und Hans Specht Landschaftsarchitektur, Tübingen
- Anerkennung: Bembé Dellinger, Greifenberg, und Heiner Luz Landschaftsarchitektur, München
- Anerkennung: DAP studio/ studio 2ma, München, Pierpaolo Danelli, Milano, Landschaftsarchitektin Giuliana Gatti, Varese
Die Architekten des ersten Preises erläutern: „Das Gebäude nimmt die besondere Situation des Grundstücks an der Schnittstelle zwischen der Hauptstraße und der umgebenden Landschaft auf. An der Straßenseite bildet es eine raumbegrenzende Platzwand, dokumentiert aber durch seine zurückgesetzte Lage seine besondere, herausgehobene Stellung. Der der Straße zugewandte Vorplatz ist befestigt, wirkt aber auch durch den Erhalt des bestehenden Baumbestandes dörflich unprätentiös und lädt zum Aufenthalt und zur Kommunikation ein. Der rückwärtige Bereich ist je nach Funktion gegliedert in eine engere Zone, an der auch das historische Backhaus liegt und auf der Veranstaltungen stattfinden können.
Das neue Rathaus nimmt ortsübliche Materialien auf, markantes Beispiel dafür ist die Keramikfassade, und setzt diese neuzeitlich um. Mit seinem zeitgemäßen, aber durchaus anspruchsvollen Erscheinungsbild wirkt es repräsentativ und selbstbewusst neben der historischen Dominante Kirche.“
Die Jury urteilte über die Arbeit des ersten Preisträgers: „Die städtebauliche Stellung und der dadurch entstehende Vorplatz werden positiv beurteilt. Der Entwurf nimmt Bezug auf die benachbarten Gebäude bzw. das Backhaus, was angenehme Außenräume schafft. Das Flachdach wird kontrovers diskutiert. Die Fassadengestaltung und Materialwahl werden für den Ort als unangemessen empfunden.“
Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten: noch bis 25. 10. 2013, Mo-Fr 8-12 Uhr; Mo/Di 14-16 Uhr, Do 14-18 Uhr
Ort: Rathaus Denklingen, Hauptstraße 23, 86920 Denklingen
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