Die Universität Siegen hat eine inhaltliche Neuausrichtung begonnen. Dabei soll die verstärkte wissenschaftliche und interdisziplinäre Zusammenarbeit auch räumlich erleichtert werden. Zugleich will sich die Hochschule für die Bevölkerung öffnen. Im Rahmen des „Masterplans Campus Innenstadt“ wird nun das ehemalige Kaufhaus Hettlage zur Teilbibliothek umgebaut. Als neues Gesicht der Hochschule soll sie den künftigen Hauptcampus um das Hörsaalzentrum Unteres Schloss im Süden mit dem Campus Nord an der Friedrichstraße verbinden. Das Konzept des Teams DMSW Architekten / MOZIA Partnerschaft / HEG Beratende Ingenieure aus Berlin gewann den von der Uni Siegen ausgelobten interdisziplinären Realisierungswettbewerb.
Dieser hatte nach Ideen gesucht, die Universitätsbibliothek in den dichten, innerstädtischen Kontext einzufügen und sie als öffentlich zugänglichen, zentralen Ort des studentischen und wissenschaftlichen Lernens und Arbeitens in Erscheinung treten zu lassen. Während das Anfang der 1950er Jahre erbaute, ehemalige Kaufhaus Hettlage an der Kölner Straße in seiner städtebaulichen Figur erhalten bleibt, wird das ehemalige Parkhaus aus dem Jahr 1962 zwischen Siegberg- und Friedrichstraße abgerissen. Es kann die erforderlichen Traglasten für eine Bibliothek nicht aufnehmen und soll durch einen Neubau ersetzt werden. In der neuen Einrichtung werden rund 475.000 Medien und 630 Arbeitsplätze unterkommen.
Fünfzehn Teams aus Architekt*innen und Ingenieur*innen nahmen am Wettbewerb teil. Fünf Büros waren eingeladen, zehn über ein Auswahlverfahren bestimmt worden. Die Verfahrensbetreuung übernahmen Hitzler Ingenieure aus München. Das 15-köpfige Preisgericht unter Vorsitz von Ludwig Wappner entschied sich Anfang August für folgendes Ergebnis:
- 1. Preis: DMSW Architekten / MOZIA Partnerschaft / HEG Beratende Ingenieure (Berlin)
- 2. Preis: Gernot Schulz : Architektur / w-hp Beratende Ingenieure (Köln / Stuttgart)
- 3. Preis: Giesler Architekten / Martens + Puller Ingenieurgesellschaft, (Braunschweig)
- 4. Preis: Bruno Fioretti Marquez, Schnetzer Puskas Berlin (Berlin)
Dem siegreichen Team attestierte die Jury eine überzeugende Lösung „aus einem Guss“, die die Idee verkörpere, die Universität als belebenden, integrativen und identitätsstiftenden Baustein in die Stadt zu bringen. Mit einem U-förmigen Walmdach gelänge es, die städtebaulich komplexe Situation zu fassen, während die Fassaden sinnfällige Antworten zu den unterschiedlichen Straßen fänden. Von der Kölner Straße aus wirke das Gebäude als neuer Anker im Umfeld der Einkaufsmeile. Das Erdgeschoss öffne sich und biete mit dem großen, verglasten Schulungsraum eine geeignete Schnittstelle zur Stadt. An der Friedrichstraße erscheine die Bibliothek fast palaisartig; es sei zu prüfen, ob das Erscheinungsbild dem Universitätsalltag entspricht.
Der zweitplatzierte Entwurf vom Team um Gernot Schulz : Architektur bietet laut Preisgericht „durch Anordnung der Veranstaltungsflächen an der Siegbergstraße zwei überzeugende Lösungen zur Vernetzung des Gebäudes und seiner Nutzung mit der Stadt.“ Die Offenheit und die beidseitige Belichtung vieler Geschossflächen ermögliche variable Raumangebote. Im Vergleich böte der Entwurf jedoch wenig Nutzfläche, erfordere dabei aber viel BGF und liege in Bezug auf den Bruttorauminhalt über dem Durchschnitt, sei also eher unwirtschaftlich, so die Jury. (fm)
Zum Thema:
Alle Arbeiten sind noch bis zum 25. August im Foyer (1. OG) des Hörsaalzentrums Unteres Schloss der Universität Siegen zu besichtigen.
Eine Focus-Ausgabe zur Umnutzung von Kaufhäusern gibt es bei baunetz CAMPUS.
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Joost | 23.08.2023 16:24 Uhrfindet
Der Gewinn-Entwurf gefällt mir super.
Vor allem super finde ich aber:
- Umbau statt Neubau
- Stärkung der Innenstadt
beides kann Siegen dringend gebrauchen!