Wie das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung am 26. Februar 2004 bekannt gab, stehen die Ergebnisse im Architektenwettbewerb für das Bundesministerium für Verbraucherschutz in Berlin fest. Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Anett Joppien (Frankfurt) vergab den ersten Preis an das Berliner Büro Anderhalten Architekten.
Berechtigt zur Teilnahme am Wettbewerb waren 20 im Rahmen eines dem Verhandlungsverfahren vorgeschalteten Bewerberverfahrens ausgewählte Architekturbüros.
Gegenstand dieses Wettbewerbs war die Erweiterung des Berliner Dienstsitzes des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft auf dem Grundstück Wilhelmstraße 55 in Berlin-Mitte. Von besonderem Interesse war die Gestaltung des Neubaus in dem vorhandenen städtebaulichen Kontext unter Einbeziehung der vorhandenen Bausubstanz.
Die Preise im Einzelnen:
- 1. Preis: Anderhalten Architekten (Berlin)
- 2. Preis: Schneider + Schumacher (Frankfurt)
- 3. Preis: Volker Staab Architekten (Berlin)
- 4. Preis: Gruber, Kleine, Kraneburg (Frankfurt)
Claus Anderhalten ergänzt und kontrastiert den wilhelminischen Altbau durch eine „eigenständige moderne Großskulptur“ (Juryprotokoll). Der lang gestreckte, sechsgeschossige Baukörper aus Naturstein- und Glasbändern folgt der Grundstruktur der Wilhelmstraße, soll aber durch seine betonte Horizontalität einen „zeitgemäßen Widerspruch“ bilden. Der spannungsvollen, gebrochenen äußeren Kontur entspricht eine dynamische Innenlandschaft. Die Arbeitsräume gruppieren sich um ein über die sechs Geschosse unregelmäßiges Atrium in Form einer Acht, das helles Oberlicht bis in die Erdgeschosszone holt und dort in der großzügigen Cafeteria über Terrassen Bezug nimmt zur Gartenlandschaft.
Der Bereich für die Öffentlichkeitsarbeit wird durch einen schmalen begrünten Lichthof bereichert. Er ist über den Haupteingang der Wilhelmstraße erschlossen, öffnet sich aber auch mit einer großzügigen Verglasung und einem Nebeneingang zur Französischen Straße. Die Jury lobte ausdrücklich die ungewöhnlichen Raumqualitäten im Öffentlichkeits-, wie im Arbeitsbereich sowie gute Raumzuschnitte, Erschließungen und Verbindungen zu den Altbauten.
Die Architekten schlagen eine Stahlbetonkonstruktion vor, in den Obergeschossen wird die Deckenlast über raumhohe Eichenholzstützen abgetragen. Das Atrium wird mit Massivholzbindern überspannt, die Zugänge zu den Büros sind als Holztüren geplant - so soll der Einsatz nachwachsender Rohstoffe sichtbar gemacht werden. Die formale Dynamik des Baus mit seinen baulichen Unregelmäßigkeiten bedinge zwar einen zusätzlichen Aufwand für Planung und Bau, so die Jury, dieser Aufwand aber verspreche ein außerordentliches Gebäude in städtebaulicher, architektonischer und funktioneller Qualität und stünde einem innovativen Ministerium gut zu Gesicht, heißt es weiter in der Begründung.