Seit Jahrzehnten plant die tschechische Bergarbeiterstadt Ostrava einen Konzertsaal für das in seiner heutigen Form 1954 gegründete Janáček Philharmonic Orchestra, das zu den bekanntesten Orchestern für zeitgenössische Musik des Landes gehört. Das 1956–61 gebaute Kulturhaus ist den akustischen Ansprüchen allerdings nie gerecht geworden. Deshalb soll nun endlich neben dem Kulturhaus ein Neubau mit 1.300 Plätzen entstehen. Die Baukosten sind derzeit mit 1,5 Milliarden Tschechischen Kronen (rund 60 Millionen Euro) berechnet, die in Teilen von der Stadt, der Region Mähren-Schlesien und vom tschechischen Kulturministerium kommen.
Der zur Planung vergangenes Jahr ausgelobte internationale Wettbewerb ist der größte in der jüngeren Geschichte der Stadt. Nicht zuletzt erhofft sich die Stadt vom klangvollen Namen der ausgewählten Architekten Aufmerksamkeit im internationalen Kultur- und Tourismusgeschäft. Drei Büros mit Konzertsaalerfahrung – Steven Holl Architects (New York) + Architecture Acts (Prag), Konior Studio (Katowice) und Henning Larsen Architects (Kopenhagen) – hatte man eingeladen. Drei weitere Bewerber, Architecture Studio (Paris), Nieto Sobejano Arquitectos (Berlin) und Van Dongen - Koschuch Architekten und Planer (Amsterdam) waren auf Empfehlung der Jury aus 31 Bewerbern anhand ihrer Referenzen hinzugekommen.
Die internationale Jury bestand unter anderem aus Krzysztof Ingarden vom Krakauer Büro Ingarden & Ewy, Rafi Segal vom MIT Cambridge, Valerie Mulvin von Mccullough Mulvin Architects aus Dublin, Jakub Szczęsny vom Warschauer Büro SZCZ, dem Stadtarchitekten Jan Žemla und weiteren Experten und Amtsträgern. Sie entschied sich für den Vorschlag von Steven Holl Architects und Architecture Acts. Den zweiten Platz belegten Henning Larsen Architects, der 3. Platz wurde an Architecture Studio vergeben.
Die Architekten haben den Neubau in Zusammenarbeit mit Nagata Acoustics, die auch bei drei weiteren Projekten beteiligt waren, als „perfektes akustisches Instrument“ konzipiert. Sie positionieren die Konzerthalle auf der Rückseite des Kulturhauses zum Park hin. Ein neuer Eingang an der Promenade verbindet Neu- und Altbau miteinander. Die mit Zinkblech verkleidete, runde Form wollen sie als „Instrument“ verstanden wissen, den Saal konzipierten sie als Weinberg in Beton und Ahornholz. Für die Herleitung der inneren Saalgeometrie bemühen sie die Theorien der Sprachmelodie des tschechischen Komponisten Leoš Janáček.
Die Eröffnung des Konzertsaals ist für 2024 vorgesehen. Es wäre der erste Konzertsaalneubau in Tschechien seit der Fertigstellung des Rudolfinums Ende des 19. Jahrhunderts bzw. der Smetana Hall 1912 in Prag. (fm)
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STPH | 29.07.2019 15:02 Uhr...
ich finde es reicht mal mit dem undifferenzierten: Musik in der Mitte, die gerichtete Tonerzeugung wie etwa Gesang ignoriert.
Scharoun mit seiner expressiven Gliederung der Seitenränge zu einer Art von verlängerten Armbewegungen des Dirigenten ist so der Grenzwert.