Seit 2002 entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs in der Stuttgarter Innenstadt das Europaviertel. Eines der ersten Gebäude auf dem Gelände war die 2011 fertig gestellte Stadtbibliothek am Mailänder Platz. In direkter Nachbarschaft soll nun ein trapezförmiger Turm mit 20.000 Quadratmetern Nutzfläche für zwei Hotels und mit Einzelhandel und Gastronomie im Sockel entstehen.
Das Grundstück befindet sich im Besitz der STRABAG Real Estate GmbH, die acht Büros zu einem Architekturwettbewerb eingeladen hatte, darunter auch UNStudio (Amsterdam), die jedoch nicht teilnahmen. Der Entwurf von Auer Weber (Stuttgart) schied im zweiten Rundgang aus. Der Jury gehörte unter anderem der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt der Stadt Stuttgart Peter Pätzold an. Folgende Preise wurden vergeben:
Besonders die „gestalterisch-ästhetische Wirkung“ des erstplatzierten Entwurfs überzeugte die Jury laut Protokoll.
RKW Architektur konzipieten einen steinernen Baukörper über einer verglasten Sockelzone. Im siebten Geschoss entsteht eine Dachterrasse, der Turm „schwebt“ als ein weiterer Baukörper darüber. Der Jury gefiel das vorgeschlagene „Spiel“ aus vor- und zurückspringenden Fassadenelementen mit ihrer „vielfältigen Anordnung und Kombination von opaken Fensterelementen und steinernen Elementen, insbesondere durch Nischen, die für die Fassadenbegrünung vorgesehen sind.“ Diese Gestaltung wird als „Alleinstellungsmerkmal“ angesehen. Gleichzeitig stellte die Jury allerdings die Umsetzbarkeit der Fassadenbegrünung in Frage und forderte eine Überprüfung der Balkone „hinsichtlich ihrer baurechtlichen Genehmigungsfähigkeit und ihrer Konsequenzen für die Fassadenreinigung“.
Auch die Fassade des Entwurfs von
MHM architects wurde positiv bewertet. Die Wiener architekten schlagen einen „Wechsel von geschlossenen vertikalen Streifen aus Betonwerksteinfertigteilen und kastenförmigen Metallelementen im Bereich der dazwischenliegenden Fenster“ vor. „Die Betonwerksteinstreifen werden im Bereich der Arkaden als sich nach unten verjüngende Stützen bis auf den Stadtboden geführt.“ Die Hotelbetreiber kritisierten jedoch die Fenster als „zu schmal“ und einige Zimmer- und Restaurantgrundrisse als „zu klein“.
Der drittplatzierte Beitrag der Architekten
Kleihues + Kleihues überzeugte besonders durch seinen städtebaulichen Ansatz. So begrüßte die Jury die Positionierung der Treppen- und Rampenanlage an der Londoner Straße, schlug aber vor, die Läden unter der Treppe stärker vorzuziehen. Die Fassade böte „ein starkes städtebauliches Pendant zur entmaterialisierten, gläsernen Fassade der LB-BW“, trete aber durch die quadratischen Grundmuster in Konkurrenz zur Bibliothek. Außerdem lasse die Detaillierung hohe Baukosten erwarten. Einzelne Grundrissaspekte wie Zimmerzuschnitte, Fluchttreppenhaus und schlechte Aufindbarkeit der Aufzüge aus Richtung der Lobby an der Kopenhagener Straße wurden bemängelt.
Das Preisgericht empfiehlt, die Verfasser des erstplatzierten Beitrags mit weiteren Leistungen zu beauftragen. Außerdem wird empfohlen, die Treppen- und Rampenanlage analog zum drittplatzierten Beitrag zu verschieben. Etwa 120 Millionen Euro möchten die Bauherren in den Neubau investieren, der bis 2020 fertig gestellt sein soll.
(dd)
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Vetterle | 10.08.2017 18:01 UhrDie Vetterleswirtschaft ...
... rund um den Wettbewerb (Strabag-Verwandter gewinnt, etc.) wäre auch noch eine Erwähnung wert gewesen.