Der Reinigungsgerätehersteller Kärcher steht eigentlich für Sauberkeit und nicht zuletzt Transparenz. Von seinem neuesten Bauvorhaben am Firmensitz in Winnenden gibt das Unternehmen aber eher kryptische Informationen preis: Man plane ein Museum zur Firmengeschichte und habe „nicht viel Ahnung von solchen Konzeptionen“, weshalb man sich „externe Unterstützung holen werde“, so der Unternehmenssprecher Frank Schad zu Beginn dieses Jahres in der Stuttgarter Zeitung. Nicht Kärcher, sondern die beteiligten Architekturbüros machten nun peu à peu die Eckdaten dieses Projekts bekannt: Die Firma hat letztes Jahr einen geschlossenen Wettbewerb für einen Museumsbau ausgelobt, der im Gegensatz zum bestehenden Firmenmuseum frei zugänglich sein soll. Standort ist ein altes Ziegeleigelände an der Oberen Schray in Winnenden, exponiert an einer B 14-Ausfahrt. Die Gewinner des Wettbewerbs sind:
1. Preis: Barkow Leibinger (Berlin)
2. Preis: Metaraum (Stuttgart)
3. Preis: Jürgen Mayer H (Berlin)
Auf Wiedererkennung setzen alle drei prämierten Büros. Die zweitplatzierten Metaraum etwa schlagen ein rundes Punkthochhaus vor, das sie als skulpturale, allseitig betrachtbare Großform und Landmarke deutlich vom Bebauungsplan abweichen lassen. Die Fassade aus opak-weißen und transparenten Elementen soll das Thema Reinigung und Sauberkeit auf die Gebäudehülle übertragen.
Jürgen Mayer H hingegen entwirft ein monumentales Plissee mit großen Zick-Zack-Falten. In den Dimensionen aber soll sich die flexible Halle an den umliegenden Gewerbebauten orientieren. Auf der Eingangsseite plant das Büro den Museumskörper parallel zur Erschließungsstraße aufzuschneiden, wodurch er ein lichtes Eingangsfoyer entwickeln will. Weitere Einschnitte in der Museumskubatur sollten Ausblicke auf das benachbarte Firmenareal, die Stadt Winnenden und die Landschaft ermöglichen.
Mit seinen geschlossenen Fassaden über einem Glassockel ist der erstplatzierte Entwurf von Barkow Leibinger der zurückhaltendste unter den Einreichungen. Das Gewinnerbüro teilt den Museumsbau auf drei nebeneinander gestaffelte Kuben mit jeweils 24 Metern Kantenlänge auf. Die mittig gefalteten Dächer der Betonkörper sollen vielseitige Ansichten bilden. Sie zeichnen in der Längsflucht eine kontinuierliche Anhebung der Gebäudekante nach – von neun Metern im Eingangsbereich auf 16 Meter. Auch das Innere des Gebäudes soll in kaskadenartigen Steigungen und Senkungen organisiert sein.
Während Barkow Leibinger die Stahlbetonkonstruktion im Gebäudeinneren weitestgehend sichtbar lassen, schlagen sie außen eine Vorhangfassade aus Betonfertigteilen vor. Diese Fertigelemente sollen eine besondere Oberfläche mit einer wellenartigen Struktur aufweisen, fast so – könnte man meinen – als wäre da mit einem Kärcher-Hochdruckreiniger Hand angelegt worden. (sj)
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0815 Architekt | 26.04.2018 13:27 Uhrgefällt!
Meines Erachtens mit Abstand der beste der Entwürfe.
Aber ist ja alles subjektiv, Herr Grodich!
Man könnte das Projekt von Jürgen Mayer H (wie eigentlich immer) für aufgeblasene Showarchitektur halten - die nur mit Effekten Aufmerksamkeit zieht.