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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_fuer_Bundesinnenministerium_entschieden_14581.html

20.11.2007

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Merkwürdig verzerrtes Haus

Wettbewerb für Bundesinnenministerium entschieden


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Als Sieger des Realisierungswettbewerbes für den Neubau des Bundesinnenministeriums in Berlin ist das Büro Müller Reimann aus Berlin in Arbeitsgemeinschaft mit Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich hervorgegangen. Dies wurde am 19. November 2007 auf einer Pressekonferenz des Bundesamtes für Raumwesen und Bauordnung offiziell mitgeteilt.

Das Preisgericht unter Vorsitz von Kees Christiaanse wählte aus zunächst 280 Beiträgen in der ersten Phase (Städtebau) und schließlich 25 Arbeiten der zweiten Phase (Architektur) den Entwurf der Berliner Architekten, die auch den Neubau des Auswärtigen Amtes in Berlin verwirklicht haben.
Der erste Preis ist mit einem Preisgeld von 154.000 Euro dotiert.

Bisher ist das Bundesinnenministerium an drei Standorten in Berlin untergebracht. Der Hauptsitz befindet sich in einem gemieteten Immobilie in Moabit westlich der Spree. Im Neubau für ca. 1.350 Mitarbeiter sollen in unmittelbarer Nähe zum Bundeskanzleramt künftig alle Bereiche zusammengeführt werden. Das seit langem brachliegende Baugelände des 175 Millionen Euro teuren Neubaus befindet sich an einer schwierigen Position zwischen S-Bahntrasse und Hubschrauberlandeplatz des Kanzleramtes. Es wurde bisher als temporärer Parkplatz und Veranstaltungsfläche genutzt.

Auszug dem Juryprotokoll zum Siegerentwurf: „Das auf den ersten Blick merkwürdig verzerrte Haus fügt sich bei genauerer Betrachtung wie selbstverständlich in das unregelmäßig zugeschnittene Grundstück ein. Dies wird erreicht durch eine dynamische Staffelung von drei Z-förmigen Gebäudevolumina, die durch ihre Verschränkung zwei auf die Maßstäblichkeit der umliegenden Räume reagierende Höfe erzeugen bzw. freigeben. Die Baukörper treppen sich von der Straße Alt-Moabit in Richtung Ingeborg-Drewitz-Allee von fünf auf neun Geschosse hoch, wirken also an der Straße Alt-Moabit eher zurückhaltend, während sie mit der turmartigen Bebauung an der Ingeborg-Drewitz-Allee eindeutig die Protokollvorfahrt markieren.
Im Inneren besticht das Gebäude durch eine elegante Wegeführung vom am ‚Stadtplatz’ gelegenen Eingang über den Eingangshof zum Foyer, von wo aus man in die Büros oder über eine großzügige Treppenanlage in den Lichthof und zum ‚Gartenplatz’, der Protokollzufahrt gelangt. Die ruhige, aus einem durchgehenden Fenstermodul bestehende Travertinfassade erlaubt eine flexible Büronutzung und gewährleistet eine sehr gute Belichtung der dahinterliegenden Arbeitsplätze. Die Qualität der Durcharbeitung zu den Themen Energiekonzept, Tageslichtnutzung und Nachhaltigkeit ist als sehr hoch einzustufen, wobei die energetische Integration des Atriums noch nicht abschließend entschieden ist. Insgesamt überzeugt das Haus durch seine unaufdringliche Präsenz und wird so dem Selbstverständnis eines Ministeriums gerecht.“

Weitere Preisträger und Ankäufe:

  • 2. Preis (96.000 €)
    Bolwin Wulf Architekten Partnerschaft, Berlin

  • 3. Preis (58.000 €)
    Meyer Hinrichs Wilkening, Berlin

  • Ankauf (19.250 €)
    Hilmer & Sattler und Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH

  • Ankauf (19.250 €)
    Max Dudler, Berlin

  • Ankauf (19.250 €)
    Maier Hess Architekten GmbH, Zürich

  • Ankauf (19.250 €)
    Thomas von Thaden Architekten BDA, Berlin, in Arbeitsgemeinschaft mit
    Burger Landschaftsarchitekten, München
Alle Wettbewerbsergebnisse werden vom 20. November bis 7. Dezember 2007, Mo-Sa12-19 Uhr im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, ausgestellt.
In unserer Bildergalerie, die Sie über die Zoomfunktion (Klick auf das Bild) aufrufen können, finden Sie weitere Abbildungen des Gewinnerentwurfs.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

the Cat | 22.11.2007 09:27 Uhr

Renderings

Normalerweise nerven mich ja diese ewig negativen Kommentare im Forum immer, aber dem Kommentar von Martin kann ich mich in diesem Fall voll anschliessen. Dienen Renderings ja sonst immer meist dazu, Banalität zu vertuschen und zu verwischen, so ist es dem Verfasser hier (absichtlich?) nicht gelungen, und die Jury scheint nicht nur keine Angst vor der Eintönigkeit zu haben, sondern diese Ehrlichkeit auch noch zu feiern... habe ich da eine Entwicklung verpasst? Und hätte man bei den Preisgeldern von den (gezeigten) Einsendern nicht ein wenig mehr Einsatz erwarten können oder haben sich alle gedacht, sie werden's ja sowieseo nicht und den Wettbewerb nach Feierabend ein bisschen mitgemacht...sehr merkwürdig das ganze. Oder ist das alles ein Signal aus den Reihen der Büros, diesen Quatsch mit 280 Einsendungen für lau zu boykottieren...was die Lokführer können... :)

4

lollo | 21.11.2007 16:13 Uhr

form follows funktion...

zwar "wie in Stein gemeiselt",jedoch ähnlich schräg in Form wie das eigene Verhältnis zum Grundgesetz:
Unser (?) Bundesinnenminister(ium)

3

jan | 21.11.2007 13:36 Uhr

...ähnlichkeiten

frappierende ähnlichkeiten zu dem kleihues bnd entwurf, sogar die art der darstellung wurde entlehnt. ich dachte diese zeiten wären vorbei, schade.

2

martin | 21.11.2007 11:08 Uhr

Achtung!

Der Lageplan auf Bild 1 gab ja kurz die Hoffnung, einen Entwurf zu erwarten, der jenseits der darauffolgenden Kisten (Nachplatzierte) angesiedelt ist. Aber ach...die Renderings zeigens wieder mal. Ein Albtraum in Stein...Ministeriumsarchitektur wie vor 70 Jahren. Klar, dass da die Menschen nur noch ein Schatten ihrer selbst sind....Schäubli wirds freuen.

1

Fred | 21.11.2007 10:33 Uhr

Schade...

Nun ist es also offiziell.
Schade, dass es in Berlin offensichtlich immer noch nicht möglich ist, repräsentative, staatliche Architektur abseits des üblichen Eingangshof/Atrium/Lochfassade/Natursteintapeten-Rasters zu denken. Das Haus ist diesmal nur leicht verzogen, ein wenig abgetreppt und erhält asymmetrische, steinerne Ausfachungen des Fassadenrasters. Verglichen mit dem zugegebenermaßen guten Frühwerk der Wettgewerbsgewinner am Werderschen Markt von einer Weiterentwicklung der Architektursprache zu sprechen, wäre vermessen. Schade auch, dass es offensichtlich völlig egal ist, ob der derzeitige Hauptvertreter dieser äußerst drögen Entwufsauffassung am Wettbewerb teilnimmt oder nicht. Als Verfasser des unsäglichen Siegerentwurfs für das BND-Headquarter in der Chausseestraße, durfte oder wollte er diesmal wohl nicht teilnehmen. Stattdessen hieven ihn die Bauverwalter des ultra-konservativen BBR in das Preisgericht, wo er als Vorsitzender weiter seine Vorlieben in gebaute Realität verwandeln kann.
Bleibt festzustellen, dass mit dem Wettbewerbsgewinn ein Büro einen Auftrag über 192 Mio. Euro erhält, das einen Großteil seiner Mitarbeiterschaft weiterhin als scheinselbstständige, freie Mitarbeiter beschäftigt und damit ein Zurückfließen dieser Mittel in die sozialen Sicherungssysteme verhindert. Wie gesagt, Schade!

 
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