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16.07.2019
Von San Riemo nach Freihampton
Wettbewerb der Kooperative Großstadt in München entschieden
Am Freitag wurde in München-Freiham der Wettbewerb „Freihampton“ für 42 Wohnungen entschieden. Auslober ist die 2015 aus einer Initiative von jungen Architekten entstandene Genossenschaft „Kooperative Großstadt“. Sie hatte bereits 2017 mit dem Verfahren für das Wohnprojekt „San Riemo“ für Aufmerksamkeit gesorgt. „Freihampton“ ist der zweite offene Wettbewerb, dessen Ergebnis in einer öffentlichen Jurysitzung ermittelt wurde. Nadin Heinich war vor Ort und sprach mit dem Vorstand der Genossenschaft Markus Sowa über die Hintergründe und Ziele.
Interview: Nadin Heinich
Herr Sowa, ich hatte den Eindruck, dass viele in der Jury unter Vorsitz von Verena von Beckerath gerne eine zweite Überarbeitungsrunde durchgeführt hätten, es gleichzeitig aber auch ein großes Bewusstsein für den engen zeitlichen und finanziellen Rahmen gab. Haben Sie von San Riemo gelernt?
Markus Sowa: Der Spagat zwischen experimentellen Projekten und Realisierbarkeit ist eine Reaktion auf den Wettbewerb San Riemo. Damals haben die Kosten im Preisgericht keine so große Rolle gespielt. Es gab einen eindeutigen ersten Preis. Erst später wurde uns klar, dass die Realisierung mit enormen finanziellen Risiken verbunden sein würde. Wir haben uns daraufhin entschlossen, alle drei Preisträger in eine Überarbeitungsphase zusammen mit einem Projektsteuerungsbüro zu schicken. Das hat unsere Ahnung bestätigt. Auch wenn es uns nicht leichtfiel, haben wir entschieden, den zweiten Preis, den Entwurf vom Leipziger Büro Summacumfemmer mit Büro Greb, zu bauen. Beim Verfahren für Freihampton ging es natürlich um mehr, als nur ein „baubares“ Projekt zu finden. Am ersten Jurytag, als wir von 81 auf 14 Arbeiten reduzierten, haben wir fast ausschließlich auf Inhalte und Qualität fokussiert. Am zweiten Jurytag spielte die Umsetzbarkeit eine wichtige Rolle. Unter den Preisträgern gibt es jedoch einige Arbeiten, bei denen der ideelle Ansatz stärker gewichtet wurde als die wirtschaftliche oder baurechtliche Realisierbarkeit.
Sie sind Architekt aber hier auch Unternehmer. Was überwiegt?
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr wie Architekten denken. Dafür gibt es die Fachjury. Natürlich können wir uns nie ganz davon lösen. Doch in der Zusammenarbeit mit den Architekten, die wir beauftragen, müssen die Rollen klar verteilt sein. Wir sind Bauherren mit hoher architektonischer Sensibilität.
Am Wettbewerb nehmen viele junge Büros teil. Welche Herausforderungen sind damit für Sie verbunden?
Es ist eine bewusste Entscheidung, offen zu sein für junge Büros. Sie haben oft Schwierigkeiten, in andere Verfahren hineinzukommen. Daraus entsteht aus meiner Sicht ein Qualitätsproblem für die Architekturlandschaft hierzulande. Unser Anspruch ist es, dass junge Büros, wenn sie gewinnen, das Projekt auch umsetzen. Wir müssen sie dabei unterstützen und eine entsprechende Projektstruktur schaffen.
Wie geht es konkret bei Freihampton jetzt weiter?
Mit der Bewohnergruppe, der wir nun das Projekt vorstellen, wollen wir im September die Vorverträge abschließen, im Oktober das Grundstück kaufen. Parallel treffen wir uns noch diese Woche mit den Architekten und stellen ein Planerteam auf.
Wo wollen Sie als Kooperative hin?
Wir möchten architektonisch anspruchsvolle Projekte mit sozialen, gemeinschaftlichen Inhalten realisieren und einen Wohnungsbestand aufbauen, der sich selbst trägt, auch wenn wir nicht mehr selbst neu bauen. Man geht davon aus, dass das ab etwa 500 Wohnungen funktioniert. Die Stadt München vergibt aktuell 30 Prozent ihrer Flächen vergünstigt an Genossenschaften. In den nächsten Jahren werden große Gebiete ausgeschrieben. Zudem gibt es mit Martin Klamt einen Wohnungsbaukoordinator, der sehr aktiv die Anliegen der Genossenschaften in die Stadtverwaltung einbringt. Eine unserer größten Herausforderungen ist es, gute Architekten- und Planerteams aufzustellen, die mit dem genossenschaftlichen und gemeinschaftlichen Ansatz und dem engen finanziellen Spielraum umgehen können und das Maximale herausholen. Wie bei San Riemo wird der gesamte Wettbewerb zu Freihampton auf unserer Homepage dokumentiert. Wir sehen dies und die öffentliche Jurysitzung als Beitrag zur Diskussion über Architektur, Städtebau und Qualität im Wohnungsbau. Ich finde es wichtig, dass der Anteil an genossenschaftlichem Wohnen größer wird. Wohnraum darf kein Spekulationsobjekt sein.
Das Ergebnis im Überblick:
- 1. Preis: Nikolas Klumpe, Mannheim
- ein 3. Preis: Arian Freund, Leonard Palm, Moritz Wieczorek, Berlin
- ein 3. Preis: Romina Grillo, Liviu Vasiu, Vasiliki Papadimitriou, Laura Brixel Zürich
- ein 3. Preis: Arge Becker, Basista, Jansen, Hamburg
- ein 4. Preis: Current Practice, MHO, SWStudio, Köln mit Knüvener Architekturlandschaft, Köln
- ein 4. Preis: Studio Urbane Strategien, Sowatorini Landschaft, Stuttgart, Berlin
- ein 4. Preis: Schaller + Partner, Klosterlangheim
- ein 4. Preis: Arge Axel Baudendistel, Baumstark Bielmeier Architekten, München
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1.Preis: Nikolas Klumpe, Mannheim
Ein 3.Preis: Arian Freund, Leonard Palm, Moritz Wieczorek, Berlin
Ein 3.Preis: Romina Grillo, Liviu Vasiu, Vasiliki Papadimitriou, Laura Brixel, Zürich
Ein 3.Preis: Arge Becker, Basista, Jansen, Hamburg
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