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04.08.2009
Weiße Kaaba am Schloss
Wettbewerb am Bodensee entschieden
Das Österreichische Schlösschen steht im historischen Zentrum von Radolfzell am Bodensee direkt am Marktplatz. Es beherbergt die Stadtbibliothek – allerdings bisher mehr schlecht als recht. Die auch von Touristen rege frequentierte Bibliothek mit etwa 90.000 Besuchern im Jahr hat sich über die Jahre vom Erdgeschoss aus in die beiden Obergeschosse des Schlösschens ausgebreitet, nun muss sie neu strukturiert und räumlich erweitert werden. Neben der Nutzung der beiden Dachgeschosse im Schloss soll dazu auch ein Erweiterungsbau an das Schloss angefügt werden. Der dafür ausgeschriebene Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ist nun entschieden worden. Die Jury (u.a. Hannelore Deubzer, Claus Anderhalten und Jose Marquez) vergab folgende Preise:
1. Preis (19.000 Euro): marte.marte Architekten, Weiler/Österreich
2. Preis (14.000 Euro): F29 Architekten, Dresden
3. Preis (9.000 Euro): Matthias Eck, Radolfzell
4. Preis (5.000 Euro): Andrea Hartmann, Berlin
Die Jury ist über die „konzeptionelle Klarheit“ und die städtebauliche Lösung des ersten Preisträgers voll des Lobes – ob das freistehende neue Gebäude aber, wie von den Verfassern vorgeschlagen, als abstrakter Würfel aus weißem Sichtbeton realisiert werden darf, ist äußerst ungewiss. Aus dem Juryprotokoll: „Der Beitrag verblüfft wegen der konzeptionellen Klarheit, mit der die städtebauliche Situation gelöst wird. Der knapp zwei Geschosse hohe Baukörper schafft es, einerseits das
Schlösschen als eigenständiges Kulturdenkmal zu respektieren, anderseits zwei städtische Räume herzustellen die auch unterschiedliche Qualitäten aufweisen: Der eine ist der zugeordnete Hof als äußerer Innenraum der Bibliothek, der andere die Gasse zum Kaufhaus Kratt. [...] Der Beitrag überzeugt auch durch seine außergewöhnlich klare architektonische Qualität, die überdies zu einem lebendigen sozialen Interaktionsraum werden kann. Dabei muss die Materialität des neuen Baukörpers auf ihre psychophysische Wirkung im öffentlichen Raum nochmals überprüft werden. Der Hinweis, dass weißer Sichtbeton dafür in Frage kommt, überzeugt das Preisgericht leider nicht.“
Dementsprechend empfiehlt die Jury den Entwurf von marte.marte zur Realisierung, allerdings erst nach erfolgter Überarbeitung: „Die Massivität der Fassade muss neu interpretiert werden. Die Fassade zur Gasse hin darf keine Rückseite darstellen, sondern muss die hohe Qualität der gegenüberliegenden Seite widerspiegeln. Das freistehende neue Gebäude muss zu einem hochwertigen öffentlichen Angebot werden, das auch über die Materialien an diesem Ort seine Bedeutung und Aufgabe repräsentiert.“
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