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04.09.2018
Migration, Heimat, Asyl
Wettbewerb Museum Friedland entschieden
Mehr als vier Millionen Menschen kamen seit 1945 über das niedersächsische Friedland in die Bundesrepublik. Nach Kriegsende durch die britische Besatzungsmacht eingerichtet, war das Grenzdurchgangslager bei Göttingen deutschen Vertriebenen, entlassenen Kriegsgefangenen und Displaced Persons, Aussiedlern und Zufluchtssuchenden aus vielen Teilen der Welt eine Anlaufstelle. Noch heute wird es als Erstaufnahmeeinrichtung für Spätaussiedler, jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, Asylsuchende und Flüchtlinge im Rahmen von Resettlement- und humanitären Aufnahmeprogrammen betrieben.
Seit März 2016 informiert die niedersächsische Landesregierung im historischen Bahnhofsgebäude über die Geschichte des Fluchtortes. Das Museum Friedland fokussiert die Themen Vertreibung, Heimat, Migration, Asyl sowie Integration und dient als Lern-und Forschungsort. Nachdem im vergangenen Jahr Bundesmittel in Höhe von zehn Millionen Euro bewilligt wurden, erfolgte im April 2018 die europaweite Ausschreibung für den zweiten Bauabschnitt: den Neubau eines Besucher-, Medien- und Dokumentationszentrums. Auslober des offenen einphasigen Realisierungswettbewerbs ist das Land Niedersachsen. Betreut wurde das Wettbewerbsverfahren durch die Büros schmitz.reichard beraten.planen.steuern aus Aachen und scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbH aus Dortmund.
In Abstimmung mit dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport soll das neue Zentrum auf dem Areal zwischen Bahnhof und Grenzdurchgangslager entstehen. Raumprogramm: 570 Quadratmeter Dauer- und 240 Quadratmeter Wechselausstellungsfläche, ein 120 Quadratmeter großes Foyer mit Café, Seminarräume, Bibliothek, Depot und Büros. Die interdisziplinäre Auslobung umfasste zudem die freiräumliche Einbindung in die Umgebung sowie die Museumsgestaltung.
Das Preisgericht um Gert Leissing, Niedersächsisches Landesamt für Bau und Liegenschaften, vergab in zwei anonymen Durchgängen drei Platzierungen und zwei Anerkennungen an folgende Teams:
- 1. Preis (45.000 Euro): dichter Architekturgesellschaft mit bbz landschaftsarchitekten und Fischer Ausstellungsgestaltung (alle Berlin)
- Ein 3. Preis (22.500 Euro): Bez+Kock Architekten mit Koeber Landschaftsarchitektur (beide Stuttgart)
- Ein 3. Preis (22.500 Euro): Richter Musikowski mit Stefan Bernard Landschaftsarchitekten und Schiel Projektgesellschaft (alle Berlin)
- Eine Anerkennung (8.500 Euro): Jan Ulmer Architects mit Mettler Landschaftsarchitekten und Studio TheGreenEyl (alle Berlin)
- Eine Anerkennung (8.500 Euro): Kohlmeyer Oberst mit f+r Landschaftsarchitektur und st studio (alle Stuttgart)
Die Entscheidung für den Entwurf der Kooperation um dichter Architekturgesellschaft begründet die Jury durch die Schlichtheit, mit der eine überzeugende räumliche Verbindung zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Grenzdurchgangslager erzielt werde. Der zweigeschossige, elegante Baukörper verknüpfe als Wegekreuz das Museum mit dem Hauptplatz des Grenzlagers und bilde in Länge und Positionierung einen adäquaten Abschluss des Areals Richtung Bahngleise. Vor der dunklen Tonschindelverkleidung kennzeichneten die hellen Kolonnaden wie selbstverständlich die Wegeführung in das Zentrum, das geometrisch gefaltete Satteldach markiere die seitlichen Zugänge.
Im Inneren verleihe die sichtbare Holzkonstruktion der langgestreckten Gebäudegeometrie eine strukturelle Dynamik. Die offene Organisation der Ausstellungsflächen als „Marktplatz der Kulturen“ im Erdgeschoss und im Obergeschoss als „Speicher der Erfahrungen“, über die sich das Raster der hölzernen Unterzüge wölbt, entspreche dem partizipativen Gedanken der Auslobung, so die Jury. Der Baubeginn des Besucherzentrums ist für 2020 anvisiert. Perspektivisch wird das Ensemble in einem dritten Bauabschnitt um die Akademie Friedland erweitert – einer das Programm vervollständigenden Jugendbegegnungs- und Forschungsstätte. (kms)
Zum Thema:
Über alle Einreichungen informiert die Website des Museums Friedland: www.museum-friedland.de. Zudem sind die Entwürfe noch bis Sonntag, 23. September 2018 vor Ort ausgestellt.
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1. Preis: dichter Architekturgesellschaft, Berlin
Ein 3. Preis: Bez + Kock Architekten, Stuttgart
Ein 3. Preis: Richter Musikowski, Berlin
Eine Anerkennung: Jan Ulmer Architecs, Berlin
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