Ein Meeresmuseum in einem mittelalterlichen Kloster? Das klingt besonders und das ist es auch. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund wurde 1951 als Naturkundemuseum im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen gegründet und 1974 zum Museum für Meereskunde und Fischerei erweitert. Es war das meistbesuchte Museun der DDR. Bis heute in den Räumen des Klosters untergebracht, ist es Touristenattraktion und Forschungsstätte zugleich. Die Besucher können hier eine Vielzahl lebender Meerestiere sehen, darunter Meeresschildkröten und Südseefische.
Manche Aquarien sind zwischen die gotischen Gewölbe gestellt, der räumliche Eindruck ist so skurril wie außergewöhnlich. Rund 200.000 Besucher kommen pro Jahr. Weit mehr könnten es sein, bedenkt man, dass rund 1,3 Millionen jährlich die naheliegende Insel Rügen besuchen. Außerdem hat das zugehörige, im Jahr 2008 auf der östlichen Seite der Altstadt eröffnete Ozeaneum gezeigt, wie die gesamte Stralsunder Altstadt von einer kulturellen Attraktion profitiert.
Das Meeresmuseum muss also attraktiver werden, manche Bereiche stammen noch aus DDR-Zeiten. Eingang und Kassen sollen einladender, der Museumsrundgang barrierefrei, die Architektur besser erlebbar, die Aquarien energieeffizienter werden. Man will die Ausstellungen mit spektakulären Exponaten modernisieren und zugleich die Klosteranlage als eigenes Exponat stärken. Ein Großfischaquarium und ein 360-Grad-Kino sind neu geplant. Nicht zuletzt ist eine inhaltliche und gestalterische Abgrenzung zum Ozeaneum gewünscht. Ein Wettbewerb suchte nach einem passenden Konzept, Ende November 2017 wurde er entschieden. Die Jury unter Vorsitz von Joachim Andreas Joedicke vergab folgende Preise:
Der Entwurf von
Reichel Schlaier konnte die Jury aufgrund seiner „überzeugenden Kompaktheit und angemessenen Maßstäblichkeit“ für sich . Sie erkannte einen sehr sinnfälligen Rundgang, eine harmonische Stimmigkeit in der Baumassenverteilung und eine ruhige Gesamtsilhouette. Während der Neubau für das Großaquarium den größtmöglichsten Freiraum zu den Bestandsbauten ermögliche, werde das bestehende Schildkrötenaquarium respektiert und integriert. Die Kombination aus rotem Mauerwerkssockel und „gefalteten“ Kupferfassaden und Dachverkleidungen unterstreiche die Ensemblebildung.
Die zweitplatzierte Arbeit, eine Familie aus unterschiedlichen neuen Baukörpern der Hamburger
ARGE Trapez Architektur mit CEBRA Architecture, diskutierten die Preisrichter kontrovers. Das Material (Ziegel) und die dunkelrote Farbe binde sehr gut an die alten Gebäude an. Sie lobten den durchlässigen Eingangsbereich mit Shop und Café, die Außenraumgestaltung und die Varianten zur Ausstellungsgestaltung im Kirchenraum. Auch die Öffnung des Stabtragwerks mit Treppe und Tribüne beurteilte sie überwiegend positiv. Kritikpunkt: Größe und Position des Großaquariums.
Eine der beiden Anerkennungen erhielten
Dr. Krekeler Generalplaner, deren Entwurf die Jury eine hohe funktionelle Qualität bescheinigte, die allerdings zu Lasten der erheblichen Überschreitung der Flächen und Kosten gehe.
HPP Architekten erhielten eine Anerkennung für die städtebauliche Einbindung in die Struktur des Klostergebäudes, indem sie die Neubauten am bestehenden Schildkrötenhaus konzentrieren und die Freiflächen als begehbare Ruhezonen ausbilden. Kritikpunkt: Der Vorschlag, das Stabwerk in der Katharinenhalle ganz zurückzubauen. Dies verändere das Ausstellungskonzept stark.
(fm)