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01.11.2017
Glaskoloss hinterm Ostbahnhof
Wettbewerb Konzerthaus München – mit Kommentar
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Eva H | 06.11.2017 10:49 UhrKommunikation ist alles
Der Wettbewerb ist ein Lehrstück für die Macht der Bilder. Klickt man die immer gleichen Bilder in den zahlreichen Veröffentlichungen durch, entsteht tatsächlich der Eindruck, dass nur diese eine Lösung akzeptabel für den Standort und das gewünschte Stück Stadtreparatur ist. Keine Frage, ich halte den Entwurf von cukrowicz+nachbaur für einen verdienten ersten Preis, weil die Idee stimmig und das Büro so herrlich unaufgeregt ist.
Es empfiehlt sich trotzdem, die laufende Ausstellung zu besuchen. Zum Einen weil diese direkt neben dem Baugrundstück liegt und man sofort die gequetschte Lage zwischen Pseudo-Industriedenkmälern, Grundschule und Lebensmittelgroßmarkt erkennt und dem mutigen Vorstoß von Herzog de Meuron, einen neuen Zugang zum Ostbahnhof unter Abriss zweier bestehende Bauten (eines davon gesichtslose Architektur im Bau und ein 80er Jahre Postmoderne-Verschnitt, der eh leer zu stehen scheint) zu schaffen, sofort zustimmen muss...
Und zum Anderen, weil die Betrachtung der 35 Arbeiten eine weit größere Vielfalt zeigt, als in den Medien zu sehen. Es gibt ganze 3 Pyramiden, auch mehrere gestapelte Konzertsäle usw. die Unterschiede in der Qualität der Ausarbeitung liegen erschreckend weit auseinander, bei vielen Arbeiten fragt man sich, ob die Entwerfer jemals persönlich vor Ort waren?
Auch die gesteuerte Auswahl der Bilder, die den Medien zur Verfügung gestellt wurden, erschreckt. David Chipperfields vielfach zitiertes Säulengewitter bei Nacht zeigt die unglückliche Hand bei der Auswahl - die Qualität des Entwurfs wird erst durch das Modell und die vielen feinen weiteren farbig sehr dezenten Perspektiven sichtbar. So sieht es auch bei vielen anderen Entwürfen aus. Aber das ist in der Kurzfassung schwer zu vermitteln und das politische Ergebnis ist bei diesem Wettbewerb wohl höher anzusetzen als die Architekturqualität.
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uha | 04.11.2017 00:13 UhrPreisträger und Preisentwicklung
1. Ich halte den Beitrag von Cukrowicz / Nachbaur für den verdienten Gewinner des Architektenwettbewerbes zum Konzerthaus.
2. Ich ärgere mich über das Gebaren des Auftraggebers und halte ein langwieriges Gezerre um die Baukosten für vorprogrammiert.
Das liebe Geld und das allgegenwärtige Phänomen der Diskrepanz zwischen realistischer Kostenkalkulation und politischen Kostenwerten.
Der Auftraggeber gibt als Budget den Preis für einen Kleinwagen an.
Dann sieht er die Vorzüge aus dem oberen Preissegment und will diese - weil es politisch geboten ist - zum gleichen Preis erwerben.
Das kann nur Verlierer geben.
Allein die Steigerung der Baukostenparameter im prämierten Entwurf:
Flächen - ca 30 % Zuwachs bei der Geschossfläche
Raumvolumen - keine Angaben auffindbar, aber statt 26 m Gebäudehöhe nun 45 m
Das läßt vermuten, dass der formulierte Kostenrahmen von zwischen 150 und 300 Mio nicht mehr zur Bestellung passt.
Bauherren, die in der "Von - bis" Spanne des Kostenrahmens eine 100% ige Steigerung hinterlegen sind selten.
Aus der Erfahrung vorangegangener Kulturbauten in München, wäre überdies zu prüfen,
ob die 150 - 300 Mio als Kostenrahmen überhaupt realistisch sind, auch ohne die Steigerung bei Flächen und Volumen.
Wären die Werte belastbar, müßten sie ob des Flächenzuwachses allerdings bereits um 30% erhöht werden, das ergäbe als Kostenrahmen 195 - 390 Mio .
Die Ankündigung von Joachim Herrmann " eine permanente harte Kostenkontrolle" zu installieren (ein Projektbeauftragter mit Vollzeitstelle), ist politische Folklore.
Die harte Kostenkontrolle hat es bei der Projektentwicklung bislang offenbar nicht gegeben.
Sie nachträglich aufzupropfen erscheint hinsichtlich der Erfolgsaussichten mehr bemüht als fundiert.
Ich drücke den Kollegen die Daumen und hoffe, dass die Auftraggeberseite das Rückgrat hat, realistische und gesicherte Kosten zu vertreten.
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a_C | 03.11.2017 14:45 UhrKeine Panik
Der Preisträger schafft meiner Meinung nach sowohl einen zu jeder Seite hin guten weil verbesserten Stadtraum als auch sinnvolle Raumverknüpfungen und -beziehungen im Innern des Gebäudes. Wenn man den Baunetz-Artikel liest, erkennt man, dass hier ein Ort nicht nur für Liebhaber der Klassischen Musik entsteht, sondern für ein sehr vielfältiges Programm:
"Ein großer Saal mit 1.800 Sitzplätzen und ein kleiner mit 600 Plätzen bilden den Kern des Raumprogramms. Hinzu kommen Räume für die Hochschule für Musik und das Theater München, darunter ein Aufführungsort, die sogenannte Werkstatt, mit Platz für ungefähr 200 Zuschauer."
Das sind in der Anzahl genügende und in ihrer Nutzbarkeit flexible Räume für Klassische und moderne Musik, für Theater, Tanz, Lesungen etc. Wie das Konzerthaus später konkret bespielt wird, kommt allerdings sehr auf dessen Intendanz an...
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Musikliebhaber | 03.11.2017 09:33 UhrWorum geht es hier eigenlich, um Stadtreperatur oder um einen Aufführungsort?
Kein Preisträger schafft es die Nutzung des Gebäudes - das spannende Erlebnis eines Konzertabends - nach außen zu transportieren. Die Gebäude könnte man von außen als Museen, Kongresszentren oder sonst was lesen. Dafür sind die Architekten verantwortlich.
Der Auslober ist dafür verantwortlich, dass man in Deutschland nun den x-ten klassischen Konzertsaal errichtet, wie seit Hunderten von Jahren schon. Die Musik, die von heute lebenden Komponisten und Künstlern erfunden wird aber braucht andere Räume! Es geht um Interaktion, um die Möglichkeit Raumerlebnisse verändern zu können. Es geht darum übergreifende Möglichkeiten zu schaffen für Musik, Theater, Tanz, bildende Kunst....Die Gedanken zum Beispiel von Walter Gropius und Erwin Piscator um eine Raumbühne, um veränderbare Aufführungsorte werden einfach nicht weitergeführt.
Bald wird die Diskussion um die optimale Akustik beginnen, um Beethoven, Mahler, Bruckner und die anderen üblichen Verdächtigen möglichst ideal zum Hundertausendstenmale aufzuführen. Sicher wird man Star-Akustiker Yasuhisa Toyota aus Japan einfliegen, so dass bald alle Konzertsäle der Welt gleich klingen mit dem gleichem Repertoire.
Wie langweilig!
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a_C | 02.11.2017 17:43 UhrNachtrag zum Thema "Visualisierungen"
Es ist schon auffällig, wie viele Büros sich dazu entschlossen haben, ihr Gebäude in einer nächtlichen Situation darzustellen. Da lässt es sich einfach besser schummeln und nachts sieht jede 08/15-Bürokiste einigermaßen gefällig aus.
Daher mal eine provokannte These:
Man sollte erwägen, nächtliche Visualisierungen entweder nur ergänzend zu einer Tageslicht-Visualisierung zuzulassen oder gänzlich auszuschließen!
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a_C | 02.11.2017 15:05 UhrZum Ort...
Wer sich über die Standortwahl (immer noch) beschwert, ist unfähig sich die Zukunft vorzustellen. Einem Laien mag man das nachsehen, ein Architekt sollte aber dazu imstande sein.
Das Werksviertel ist noch ganz am Anfang seines Entstehens - in den nächsten Jahren wird hier viel passieren und ein sehr dichtes, gemischtes Quartier entstehen. Da ist das Konzerthaus ein tolles Leuchtturm-Projekt, das einen Mehrwert für das gesamte Umfeld bieten wird, aber umgekehrt auch von der Infrastruktur in seiner Umgebung (Straßen- und ÖV-Netz, Bars, Restaurants, temporäre Ergänzungsflächen, ...) profitieren kann.
Es gilt jetzt nach vorne zu schauen, den Ort und die Herausforderung der Bauaufgabe anzunehmen und sich weder durch kleinliche Beschwerden aus den sozialen Netzwerken noch durch Kommentare geschmähter Spekulanten anderer Standorte beirren zu lassen. Ort und Wettbewerbsergebnis sind gleichermaßen mutig, visionär und im Endeffekt richtig. Weitermachen!
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schlawuki | 02.11.2017 12:07 Uhrpasst ned.....
wer die gegend kennt, der weiss das das grundproblem in der wahl des baugrundstücks liegt.
oder möchtest du, lieber konzertbesucher, der ja auch noch ein paar euro für die karten und gegebenenfalls für das abendkleid der gattin ausgegeben hat, durch münchens abgefucktestes viertel latschen?
bleibt da nur zu hoffen das keiner der entwürfe realisiert wird.......
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a_C | 02.11.2017 12:01 UhrLicht & Schatten...
Der 1. Preis ist ein einfacher aber eleganter Beitrag, der den Auftrag meiner Meinung nach verdient hat. Kompliment an die Jury zu dieser Wahl. Natürlich gilt (leider) auch hier wie so oft: Was in der Visualisierung versprochen wurde, wird nur mit sehr sehr viel Arbeit einzulösen sein.
Die leichte, fast schon schwebende Erscheinung mit hauchdünnen Geschossebenen... Die Fassade als luftiger Schleier... Wenn man dann die Grundrisse (Bild 9, 10) begutachtet, sieht man allerdings, dass sehr viele kleinteilige Nutzungen - auch Nebenfunktionen wie WCs - bis an die Fassade herandringen. Eine Hauptaufgabe der Architekten wird daher in meinen Augen sein, die homogene Erscheinung der Fassade auch hier zu sichern und sie nicht zu schließen. Das schaffen nur wenige Büros (bspw. HdM). Ich bin gespannt, wie das diesem eher unbekannten Büro gelingen wird.
Die anderen Beiträge sind Licht und Schatten:
Der 2. Preis hat eine schöne Form (Bild 20) und den interessanten Ansatz, die verschiedenen Nutzungen von außen lesbar zu stapeln. Die Bullaugen-Fassade ist allerdings nicht zeitgemäß und trübt das Bild.
Der Rampengewitter vom Büro Chipperfield kann nicht wirklich ernst gemeint sein oder will man die Besucher einen Marathon laufen lassen? Das sieht wirklich nur auf den ersten Blick gut aus und entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Chimäre.
Die Idee des 4. Preisträgers, dem Gebäude durch Einkerbungen eine Rhythmik zu geben, ist sehr schön. Allerdings ist das darübergestülpte Baströckchen unnötige und teure Effekthascherei.
Volker Staab zitiert auf eine äußerst langweilige Art und Weise die frühere (industrielle) Nutzung des Orts und bietet mit seiner Konzertsaalvisualisierung mit Fenstern (!) die mit Abstand schlechteste Idee sich von der Konkurrenz abzuheben. Eine Enttäuschung des sonst so stilsicheren Büros.
Da ist der Ansatz vom Büro Hadid mit seinen verschmolzenen Silos deutlich interessanter, auch wenn der Konzertsaal selber so noch nicht überzeugt und etwas mehr Ausarbeitung verdient hätte.
Der Beitrag von Mecanoo (Bild 40) gefällt mir dagegen wieder äußerst gut! Ein schönes, elegantes und durch seine Staffelung zurückhaltendes Gebäude. Dass sich dieser Entwurf nicht weiter vorne platzieren konnte, kann ich mir nur durch die Visualisierung des Konzertsaals erklären, der gleichzeitig leblos und durch die Streifen nervtötend rüberkommt. Schade.
Alles in allem einige interessante Beiträge mit einem würdigen 1. Preisträger. Kompliment nach München!
Für das Verfahren habe ich Verständnis, denn es gab vorher einen Teilnahmewettbewerb, auch wenn einige Büros tatsächlich gesetzt waren. Am Gewinner sieht man ja, dass nicht zwangsläufig einer der großen und bekannten Platzhirsche zum Zuge kommt, sondern auch kleinere und unbekannte Büros sich durchsetzen können.
Ich bin gespannt, wie schnell nun die Bauarbeiten losgehen werden und ob Bayern - wie so oft und lautstark betont - es tatsächlich besser machen kann als Hamburg mit der Elbphilharmonie.
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staubmeier | 02.11.2017 09:27 Uhrwie ...
... fürchterlich die zuhörerroboter in d. perspektiven.
stimmige innenraüme sind leider fehlanzeige.
man sollte in den büros mal den strom abschalten.
während der wettbewerbsbearbeitungsphase.
oder in den zulieferungsbetrieben.
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Chris Schriner | 02.11.2017 09:01 UhrVerfahren
@Kritiker: In Nürnberg wird es ja glücklicherweise jetzt anders gemacht 2-phasig offen man kann leider nicht jeder Ausloberin die Angst nehmen
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auch ein | 02.11.2017 08:53 Uhrarchitekt
oha, zaha dreht sich im grab um.
was sollen diese röhren ? ok zum modellbauen ist es praktisch......
und wie kann es sein dass jemand 19m ! über den B-Plan drüberbaut ?
Das sollte man sich mal trauen..........
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peter | 01.11.2017 19:23 Uhrkolosse
@jan: ja, sehr offensichtlich, musste ich auch gleich dran denken. Die dänische Kirche ist aber geometrisch fast noch etwas konsequenter gelöst (natürlich auch insgesamt einfachere bauaufgabe).
die innenrenderings der preise 1 und 3 wirken, als hätte sie derselbe visualisierer erstellt, zuerst dachte ich sogar, es wäre derselbe raum aus einer anderen perspektive.
von außen her: wieder eine scheune! nach hdms berliner museum der moderne und thomas krögers hamburger schule scheint sich langsam ein entsprechender trend für die gestaltung größerer profanbauten zu etablieren.
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Kritiker | 01.11.2017 19:12 UhrErgebnis hui - Verfahren pfui
Auch wenn das Ergebnis meiner Ansicht nach erfreulich ist, kann man nicht oft genug betonen, dass bei der Auswahl des Verfahrens ordentlich ins Klo gegriffen wurde.
Wie kann man einen Wettbewerb von solcher Relevanz als geschlossenen Wettbewerb abhalten? Ein zweiphasiger Wettbewerb mit überschaubaren Leistungen in der ersten Phase und Bearbeitungshonoraren in der zweiten Phase wäre angesichts der Aufgabe deutlich angemessener gewesen. Zum einen hätten dann auch junge Büros eine reelle Chance gehabt, sich ins Verfahren einzubringen, zum anderen hätte niemand einen Vorentwurf für ein Konzerthaus (!!!) umsonst erarbeiten müssen. So sind nach Adam Riese jetzt 22 Bearbeiter komplett leer ausgegangen (auch wenn sie natürlich niemand gezwungen hat, am Verfahren teilzunehmen)...Dass die Architektenkammer solche Verfahren überhaupt duldet, finde ich an sich schon eine Unverschämtheit!
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jan | 01.11.2017 16:41 Uhr3. preis?
https://www.b.dk/nationalt/her-er-koebenhavns-nye-kirke-plads-til-at-haenge-ud-hele-doegnet
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Freud | 01.11.2017 16:00 UhrForm Follows Function
Ich finde es interessant dass bei keiner der Preisträger eine Beziehung zwischen aussere Gestalt und der Form des Konzertsaales im Interieur zu erkennen ist. Ist keine Kritik, nur eine Beobachtung.
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Michael P | 01.11.2017 15:54 UhrKonzept
Elbphilharmonie + Museum des 21. Jahrhunderts = Konzerthaus München?
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Superarchitekt | 01.11.2017 15:43 UhrSchon ok
Der erste Preis ist annehmar, finde ich. Der Eingang ist vielleicht etwas mauselochartig geraten.
Chips Beitrag ist von außen auch ganz hübsch.
Hab aber eh keine Ahnung von dem Ort, also was solls.
Ich komm lieber morgen wieder und labe mich an den Kommentaren.
1. Preis: Cukrowicz Nachbaur Architekten (Bregenz)
2. Preis: PFP Planungs GmbH (Hamburg)
3. Preis: David Chipperfield Architects (Berlin)
4. Preis: 3XN AS (Kopenhagen)
Bildergalerie ansehen: 47 Bilder
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uha | 11.11.2023 15:36 UhrNach der Denkpause
Zum Wettbewerbsauftakt in 2016 hieß es, das Budget läge zw. 150 und 300 Mio - 2017 wurde auf 370 Mio nach oben korrigiert.In 2020 war das Budget bei 700 Mio angekommen, dann Denkpause.
Aktuell liegt es bei 1.3 Mrd - jetzt soll nurmehr das unbedingt Notwendige gebaut werden - aber bitte in Holz (!) sagt Herr Söder.
Auch bei den Kostensteigerungen strebt Bayern unbeirrbar an die Spitze.