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10.07.2017

Respektvolle Begegnung

Wettbewerb JUNG Gründervilla entschieden


Bürogründung ab 2011 und Aussicht auf Realisierung – das sind zwei zentrale Aspekte des eben entschiedenen Wettbewerbs für den Umbau der JUNG Gründervilla zu einem Think Tank. Damit hat sich das sauerländische Unternehmen die Förderung junger Architekten explizit auf die Fahne geschrieben. Der offene, einphasige Wettbewerb war Anfang des Jahres ausgeschrieben worden. Ziel war die Umstrukturierung des ehemaligen Wohngebäudes des Firmengründers Albrecht Jung zu einem „Begegnungs- und Dienstleistungszentrum“. Nun liegen die Ergebnisse vor. Die Jury – Fachpreisrichter waren Sabine Keggenhoff, Elke Reichel, Peter Cachola Schmal, Jan Kleihues, Roger Riewe und Michael Schumacher, der den Vorsitz übernahm – wählte aus 33 Arbeiten drei Preise und zwei Ankäufe aus.
 
Über den ersten Preis dürfen sich nga Nehse & Gerstein Architekten aus Hannover freuen. Die Architekten stellten die historische Villa frei und konzipierten einen langgestreckten, abgesenkten Baukörper, der sich dem Altbau unterordnet, den Garten dabei neu fasst und als Außenraum aktiviert. Das Dach fungiert als Terrasse und ermöglicht freie Blicke ins Tal. Den Grundriss konzipierten sie als offenen Raum, in den sie drei Volumen stellten, über die auch die gesamte Lastabtragung des Daches geschieht. Die Innenräume sind frei bespielbar, die Fassaden sind völlig verglast, das Dach scheint zu schweben. Ausschlaggebend für die Juryentscheidung war vielleicht der „respektvolle Umgang mit der bestehenden Villa“, der sich auch im Umgang mit den Details des Altbaus zeigt.

Einer der beiden zweiten Preise gingen an Feyyaz Berber und Timo Steinmann aus Köln. Die Architekten agierten radikaler als die Gewinner des ersten Preises, was die Jury generell positiv sah. Sie entwarfen einen separierten, eingeschossigen Pavillon, der hinter der Villa in den Garten gesetzt werden soll und aus einem einzigen, flexibel nutzbaren Raum besteht. Nach außen zeigt sich der Pavillon eigenwillig. Die Architekten schlagen eine „Fassade aus Betonfertigteile vor, teils glatt, teils rau ausgefüllt, zusammen mit eloxierten Fensterprofilen und textilem Sonnenschutz.“ Über diese überraschend starke formale Haltung urteilte die Jury, dass sie „einerseits gewöhnungsbedürftig, andererseits nach Studium aber in sich schlüssig“ sei.
 
Der zweite zweite Preis ging an Studio Yonder – Architektur und Design aus Stuttgart, die einen Pavillon neben die Villa setzten. Zwischen die beiden Bauten legten sie eine lange Achse, die weit in den leicht abfallenden Garten hineinführt. Den Neubau entwickelten sie in einer Art freien morphologischen Transformation aus der Struktur des Altbaus. Das Ergebnis ist ein eingeschossiger Baukörper mit einer zackig gewellten Fassade aus schmalen Wandscheiben und raumhohen Fensterstreifen. Die Jury lobte hier das „hohe Maß an Selbstverständlichkeit im Entwurfsprozess“, negativ wurde vor allem die Umsetzung des Raumprogramms beurteilt.
 
Einen Ankauf machten Studio 2xK aus Münster mit ihrem Vorschlag, einen fast vollständig verglasten, kubischen Bau mit drei Geschossen vor die Villa zu setzen, also zur Straße orientiert. Der Jury gefiel die Idee, das Projekt als eine „Schauwerkstatt“ zu konzipieren und durch Lage und Transparenz Öffentlichkeit zu schaffen. Bemängelt wurde, dass der Baukörper zwar „präzise“ platziert wurde, trotzdem aber „zu hoch und etwas zu dicht“ sei beziehungsweise stehe. Ein zweiter Ankauf ging an BURUCKERBARNIKOL aus Dresden, die einen leichten, eingeschossigen Baukörper in den Garten setzten. Vor allem von der Idee, „das Gelände vor dem Anbau an der Einfahrt abzusenken und dadurch einen neuen Hof zur Straße hin zu schaffen“, zeigte sich die Jury überzeugt, kritisierte jedoch auch hier die innere Organisation und die Erschließung.

Der Wettbewerb zeigt beispielhaft, wie ein mittelständisches Unternehmen junge Architekten gezielt fördern kann. Gerade der vergleichende Blick auf die prämierten Arbeiten macht deutlich, dass sich die klar umrissene und zugleich wenig eingeschränkte Bauaufgabe eines „Begegnungs- und Dienstleistungszentrums“ gut eignet, ganz unterschiedliche Ideen zu sammeln. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Umsetzung gelingt. (gh)


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1. Preis: nga Nehse + Gerstein Architekten (Hannover)

1. Preis: nga Nehse + Gerstein Architekten (Hannover)

ein 2. Preis: Feyyaz Berber und Timo Steinmann (Köln)

ein 2. Preis: Feyyaz Berber und Timo Steinmann (Köln)

ein 2. Preis: Studio Yonder – Architektur und Design Architekten (Stuttgart)

ein 2. Preis: Studio Yonder – Architektur und Design Architekten (Stuttgart)

Ankauf: Studio 2xK (Münster)

Ankauf: Studio 2xK (Münster)

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