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05.06.2018
Turm über dem Targetraum
Wettbewerb Helmholtz-Institut in Jena entschieden
Am Helmholtz-Institut Jena werden „Licht und Materie unter extremen Bedingungen“ untersucht. Für den Laien ist schwer greifbar, was das genau bedeutet. Auf jeden Fall braucht man dafür nicht unbedingt sehr viel Platz. Das legt jedenfalls der zu planende, kompakte Neubau nahe, der das bestehende Institutsgebäude, an dem über die Jahrzehnte immer wieder an- und umgebaut wurde, in Kürze ergänzen soll. Wobei der erste Eindruck ein wenig täuscht, denn der vielleicht wichtigste Raum des Neubaus wird im Hang verborgen liegen – der sogenannte Targetraum, der mit den Laboranlagen in den Bestandsbauten verbunden wird und in dem die entscheidenden Laser-Experimente des Instituts stattfinden werden.
Für die Teilnehmer am offenen einphasigen Realisierungswettbewerb waren neben der festgelegten Position des Targetraums vor allem Lage und Topographie des Grundstücks herausfordernd. Das steile, nach Süden orientierte Hanggrundstück liegt genau am Übergang von den Institutsbauten der Friedrich Schiller-Universität weiter unten und den freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern weiter oben am Hang. Der Zugang erfolgt von der Fraunhoferstraße im Norden. „Nicht erschließbar“ wirkte das Grundstück im ersten Moment für Matthias Schmidt vom Büro Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten (Weimar), das sich im Wettbewerb gegen 29 Konkurrenten durchsetzen konnte.
Die Lösung: ein turmartiger Baukörper, der im dritten von insgesamt vier Geschossen (von denen eines unterirdisch im Hang liegt) über eine Brücke erschlossen wird. Für vergleichbare Lösungen entschieden sich auch die Büros auf den Plätzen zwei und drei. Anerkennungen vergab die Jury unter Vorsitz von Klaus Reich (Weimar) nicht. Die Preisträger in der Übersicht:
- 1. Preis: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten (Weimar) mit Impuls°Landschaftsarchitektur (Jena)
- 2. Preis: gildehaus.partner Architekten (Weimar) mit atelier Freiraum (Weimar)
- 3. Preis: Naumann Wasserkampf Architekten (Weimar) mit r+b Landschaftsarchitektur (Dresden)
Am ersten Preis von Osterwold°Schmidt Exp!ander gefiel der Jury die Grundidee des „eigenständig, ungerichteten gleichförmigen Baus“ und die Fassadengestaltung: „Plastische Einschnitte bilden die Raumstruktur und letztlich das Raster ab und legen ein Spiel von Licht und Schatten auf der Fassade an.“ An Wirtschaftlichkeit und Funktionalität gab es nur wenig auszusetzen. Im Gegenteil: Dem streng durchgerechneten Raumprogramm konnten die Architekten sogar einen gewissen Mehrwert abringen, indem sie das Foyer so organisierten, dass es bei Bedarf dem direkt anschließenden, zentralen Seminarraum zugeschlagen werden kann.
Das zweitplatzierte Büro gildehaus.partner setzte auf eine ähnliche Baukörperdisposition, behandelte die Hülle aber anders. Die Architekten schlagen einen roten Kubus mit wenigen, großen, deutlich gerahmten Fenster vor. Die Setzung des Baukörpers ist weniger landschaftlich als bei den Erstplatzierten, denn gildehaus.partner entschieden sich für eine klare, architektonische Ausbildung des Sockelbereichs, der als „allseitig freistehend wahrgenommen“ wird. Darüber hinaus erkannte das Preisgericht eine „bewusste Nähe“ zum Bestand, wodurch ein „überzeugendes Ensemble“ entstanden wäre.
Naumann Wasserkampf landeten mit ihrem Vorschlag, das Haus quer zum Hang zu stellen und die Aussicht ins Tal deutlich zu artikulieren, auf dem dritten Platz. Sie begriffen das Haus eher als Riegel, fensterlos zur Straße, mit streng geschnittenen Lochfassaden an den Seiten und einem breiten Panoramafenster zum Tal hin. Der Gesamteindruck ist eher introvertiert. Das Gelände wurde sparsam überformt und terrassiert, das unterste Geschoss wird klar als Teil des turmartig aufragenden Hauses artikuliert.
Gebaut werden soll relativ schnell. Denn was auch immer im Targetraum genau passiert: Wissenschaft und Industrie sind gespannt auf die Ergebnisse der Spitzenforschung, die in den neuen Räumen betrieben wird. (gh)
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1. Preis: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten (Weimar) mit Impuls°Landschaftsarchitektur (Jena)
2. Preis: gildehaus.partner Architekten (Weimar) mit atelier Freiraum (Weimar)
3. Preis: Naumann Wasserkampf Architekten (Weimar) mit r+b Landschaftsarchitektur (Dresden)
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