Das Gelände der ehemaligen Funkkaserne im Münchner Norden im Stadtteil Schwabing-Freimann hat eine wechselhafte Geschichte. Nach der Kasernennutzung befand sich ab 1993 Europas größte selbstverwaltete Künstlerkolonie auf dem Gelände zwischen Domagkstraße, der Autobahn A9 und dem Frankfurter Ring. Die Zwischennutzung der alten Kasernengebäude als Kunstquartier lief aber bereits 2007 aus und wurde von ehemals sechs Gebäuden mit insgesamt 250 Atelierräumen auf nur mehr eines reduziert. Auch die Bundespolizei belegt 8,7 Hektar des Areals, das vor seiner Umbenennung in „Domagkpark“ als „ehemalige Funkkaserne“ bekannt war.
Um eine große Parkanlage herum sind bis heute etwa 1.600 Wohnungen für etwa 4.000 Menschen entstanden, darunter auch das genossenschaftliche Wohnprojekt
wagnisART, außerdem Geschäfte, Cafés, Restaurants, Kitas, Hotels, ein Studentenwohnheim, eine Grundschule und Sportanlagen. An einer Platzaufweitung hat das Münchner Büro
Fink + Jocher Architekten im Auftrag der B&O Gruppe für 4,8 Millionen Euro ein Pilotprojekt in Sachen Werkswohnungsbau entworfen. Auf 2.500 Quadratmeter Geschossfläche bietet das Haus 19 bezahlbare Wohnungen zwischen 40 und 101 Quadratmetern Größe für die Mitarbeiter*innen des Unternehmens, das von der Stadt den Zuschlag für die Bebauung eines speziell für Werkswohnungen ausgewiesenen Grundstücks erhielt. Neben klassischen Apartments gibt es auch zwei Clusterwohnungen mit fünf bzw. sechs Wohneinheiten, die sich Balkon, Küche und Wohnbereich teilen, aber über separate Schlafzimmer mit Bad und Kochgelegenheit verfügen. Eine gemeinschaftlich genutzte Dachterrasse und eine Tiefgarage ergänzen das Raumprogramm.
Das Gebäude, das die westliche Kante und den Schlusspunkt der Sockelbebauung südlich des Parks bildet, fungiert als Bindeglied zwischen individuell gestalteten Punktwohnhäusern im Osten und einer holzverschalten, dominant auftretenden Grundschule. Mit einer Beton-Holz-Hybridkonstruktion kombinierten die Architekten die Vorteile einer Stahlbetonskelettkonstruktion mit einer gut gedämmten Gebäudehülle. Der Bau besteht aus einem Stahlbetonskelett mit eingeschobener, vorgefertigter Holzfertigteilfassade. Die geschossweise auskragenden Gesimse dienen nicht nur einem besseren Witterungs- und Brandschutz, sondern auch als auffälliges Gestaltungselement. Das Volumen hebt sich so von den anderen Gebäuden im Domagkpark ab.
(tl)
Fotos: Michael Heinrich
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
7
schlawuki | 26.02.2020 10:49 Uhrunbenommen
Unbenommen der langweilig - biederen F+J Architektur, die ihre beste Zeit auch schon lange hinter sich gelassen hat, ist der Denkansatz Werkswohnungen zu bezahlbaren Preisen für ein Unternehmen aus der Baubranche sehr lobenswert, wie ich finde.
Auch den Wohnungsmix finde ich gelungen.
Wer schon mal mitbekommen hat wie Mitarbeiter im Baubusiness teilweise hausen müssen weiss was Sache ist.
Deswegen: Gut!