Im belebten Viertel Yodogawa-ku in Osaka ist eine Einrichtung für Menschen mit kognitiven Behinderungen entstanden. In dem Haus – es trägt den Namen Palette – können sie handwerklichen Tätigkeiten nachgehen und werden darin unterstützt, eine kontinuierliche Beschäftigung zu finden. Die Büros Kosuke Bando Architects (Tokio) und nanometer architecture (Nagoya) arbeiteten für das Projekt zusammen und entwarfen eine fünfgeschossige Stahlkonstruktion, die an eine luftige Interpretation japanischer Burgarchitektur denken lässt.
Im Gegensatz zu den historischen Bauten, die sich nach oben pyramidenförmig verjüngen, stapelten Kosuke Bando und nanometer die einzelnen Ebenen in umgekehrter Reihenfolge, unten beginnend mit dem kleinsten Volumen. Insgesamt gliedert sich das Gebäude in vier Ebenen: Im Erdgeschoss befinden sich ein Café und ein Laden, in der ersten Etage eine Süßwarenfabrik, wo sogenannte Amezaiku – aus Zuckersirup kunstvoll modellierte Bonbons – hergestellt werden. Auf der dritten Ebene wurden Keramikwerkstätten mit einem Brennofen, im vierten Stock eine Werkstatt für Sieb- und Buchdruck untergebracht. Das Dachgeschoss bietet schließlich Platz für eine Terrasse mit kleinem Garten.
Auch die Dachform japanischer Burgen findet sich als Zitat in der Fassade wieder: Die Metallgitter, die die einzelnen Ebenen voneinander trennen, greifen die Konturen von aneinandergereihten Giebeldächern auf. Gleichzeitig bilden sie kleinere Einheiten, die den verschiedenen Tätigkeitsbereichen im Inneren zugeordnet sind. Die Architekt*innen nennen diese Raumeinheiten „Hütten“ und erläutern, dass deren Größe einen vertrauten Maßstab für die Nutzer*innen schaffen solle. Im Inneren wiederholt sich das Gestaltungselement in Form von abgehängten Decken, deren Metallgitter die Haustechnik sichtbar macht.
Jede Hütte besitzt einen eigenen Charakter und soll so intuitiv an das Arbeiten mit verschiedenen Materialien heranführen. Dafür stehen sowohl größere Arbeitsbereiche als auch individuelle Plätze zur Verfügung. Durch kreatives Arbeiten Neues entstehen lassen, von Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, darauf bezieht sich auch der Name des Hauses. So verweist „Palette“ nicht etwa auf die gestapelte Form, sondern auf eine bunte Farbpalette, so die Architekt*innen. (dsm)
Fotos: Takumi Ota
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