Zum nunmehr dritten Mal hat der Deutsche Werkbund Berlin den Julius Posener Preis vergeben. Im zweijährigen Rhythmus sollen „herausragende Beiträge zur Geschichte und Theorie der Architektur und der Stadt“ geehrt werden. Benannt ist die Auszeichnung nach dem bedeutenden Berliner Architekten, Hochschullehrer und Kritiker, dessen Arbeit mit dem Band „Typisch Posener“ gerade neu entdeckt werden kann. Initiiert wurde der Preis 2016, damals wurde Architekturkritiker Kenneth Frampton, zwei Jahre später Jan Gehl prämiert. Und in diesem Jahr? Geht der Julius Posener Preis an die Direktorin des Berliner Bauhaus-Archivs und Museum für Gestaltung, Annemarie Jaeggi.
Die habilitierte Kunsthistorikerin Jaeggi wurde 1956 in Washington D.C. als Tochter eines Schweizer Diplomaten und einer Engländerin geboren. Sie lehrte unter anderem am Karlsruher Institut für Technologie, der TU Berlin und an der Accademia di Architettura in Mendrisio Architekturgeschichte. Seit 2003 leitet sie das Bauhaus-Archiv in Berlin, das nicht zuletzt Dank ihrer Initiative derzeit von Staab Architekten erweitert wird. Unter Jaeggis Leitung fielen neben den beiden großen Jubiläumsausstellungen 90 Jahre Bauhaus und Bauhaus 100 auch die Aufnahmen der letzten großen Nachlässe von Bauhaus-Familien wie zuletzt 2016 jene von Gertrud und Alfred Arndt oder Hinnerk und Lou Scheper. Mit dem „Open Archive: Walter Gropius“ habe Jaeggi, die das Netzwerk der Triennale der Moderne mitbegründete, das Bauhaus-Archiv zudem über die traditionelle Museumsarbeit hinaus weiterentwickelt, so die Begründung der Jury.
Dieser gehörten neben Leonie Baumann, Kaye Geipel und Tim Heide auch Matthias Noell, Christoph Rauhut, Helga Schmidt-Thomsen und Juliane Zach an. Hervorgehoben wurden insbesondere Jaeggis Verdienste um die unvoreingenommene Erforschung und Vermittlung der Architektur der Moderne. „Mit ihren Publikationen zu Adolf Meyer, zum Wohnungsbau des frühen 20. Jahrhunderts, zu Egon Eiermann und vor allem zur Geschichte des Bauhauses und zu dessen Umfeld hat sie seit den 1980er Jahren immer wieder kenntnisreiche und methodisch profunde Studien vorgelegt.“ Auch für den erfolgreichen UNESCO-Welterbenantrag „Siedlungen der Berliner Moderne“ sei Jaeggis Mitarbeit von herausragender Bedeutung gewesen, so die Jury.
Verliehen wurde der Preis in diesem Jahr pandemiebedingt nicht wie sonst an Poseners Geburtstag, dem 4. November. Die offizielle Ehrung erfolgt nun voraussichtlich erst am 29. Januar 2021, dem 25. Todestag von Posener, an der Universität der Künste in Berlin.
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Pertti Solla | 06.11.2020 16:43 UhrPosener Preis 2020
Besten Glückwunsch an Annemarie Jaeggi für den Posener Preis 2020!
Mich würden aber ihre Arbeiten über Egon Eiermann sehr intressieren, weil ich 1958-1961 der zweite Assistent an seinem Lehrstuhl war.
Auch ihre Bauhaus Untersuchungen intresieren mich, weil ich in den Jahren 1976-1989 sehr oft das Bauhaus in Dessau bei vielen Hannes Meyer Seminaren besuchen konnte.
Nochmal herzlichen Glückwunsch! -pertti solla-