Stahlbeton ist der weltweit am häufigsten verwendete Baustoff, obwohl seine Herstellung bekanntermaßen ressourcenintensiv und umweltschädlich ist. Dennoch setzt die Bauwirtschaft weiterhin auf die Massivbauweise, noch im letzten Herbst forderte der Präsident des Verbandes der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Markus Böll, es dürfe (in seinem Einflussbereich) keine einseitige Bevorzugung von Holzbauten geben. Vielmehr verdienten auch andere Baustoffe oder Betonarten, die schlankere Bauweisen ermöglichen und damit Ressourcen sparen, ein grünes Siegel.
Wie schlankes Bauen aussehen könnte, zeigt ein Projekt aus Dresden, wo auf dem Gelände der TU Dresden das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton entsteht. Der Entwurf für den Cube, der die Flexibilität der Carbonfasern veranschaulichen soll, stammt vom Berliner Büro HENN, die den Bau gemeinsam mit Manfred Curbach vom Institut für Massivbau der TU Dresden planten. Ausführende Architekt*innen sind AIB aus Bautzen.
Die Idee: Durch die Verwendung von Kohlefasermatten oder -stäben anstelle von Stahlgerüsten als Bewehrung wird weniger Beton benötigt und somit Material gespart. Denn Carbonfasern sind nicht nur stabiler als Stahl, sie kommen auch ohne Korrosionsschutz aus. Auf diese Weise sollen sich die CO2 Emissionen des Bauprozesses um bis zu 50 Prozent reduzieren lassen.
Seit Mitte der 1990er Jahre wird Carbonbeton, zunächst unter der Bezeichnung Textilbeton, an den Universitäten in Dresden und Aachen im Rahmen zweier Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft untersucht. Ab 2014 erfolgte die Weiterentwicklung in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten C³-Projekt, die drei C stehen dabei für Carbon Concrete Composite.
Der 220 Quadratmeter große Neubau in Dresden, der Labor und Veranstaltungsräume vereint, soll nun die Theorie Praxis werden lassen und natürlich auch ein Zeichen setzen: für die an der TU vorangetriebene bautechnische und architektonische Innovation. Damit das auch jede und jeder erkennen kann, ist der C³-Neubau in der auffälligen Form einer Viertelhelix gestaltet: Das Dach zieht sich nahtlos zur Seitenwand herunter, gewissermaßen ein Beton gewordener Fusilli. Fertig soll der Bau schon im Dezember 2020 sein. (tl)
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Stefan | 28.04.2020 10:06 Uhrspitze
ich befürchte der Innenraum leidet sehr an dem formalistischen Ansatz,
was ich jedoch gut finde ist der Aussenraum, der sicher ein hot spot für alle Skater in Dresden sein wird.
pinselt das mal schön mit grafittischutz ein.
anderes thema,
ich bin gespannt wie das ganze abgedichtet wird.
klingt jetzt etwas nach "Spielverderber" aber ich glaube bei dem Punkt zeigt sich die Intelligenz hinter dem Objekt.