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20.04.2018
In die Parklücke radeln
Weltgrößtes Fahrradparkhaus in Utrecht von Ector Hoogstad
Die Holländer sind nicht nur leidenschaftliche Radfahrer, sondern auch Vorreiter in Sachen Fahrradinfrastruktur. In vielen Städten wie ländlichen Regionen ist das Radwegenetz von der automobilen Infrastruktur aus Sicherheitsgründen getrennt, aber ebenso dicht ausgebaut. Während in Deutschland laut dem Fahrradmonitor 2015 eine vergleichsweise häufige Fahrradnutzung tendenziell eher ein Oberschichtphänomen ist, ist es in den Niederlanden ein alltägliches Fortbewegungsmittel für Jedermann um von A nach B zu kommen. Bei einem so starkem Fahrradaufkommen wie in den Niederlanden braucht es entsprechend umfangreiche Parkmöglichkeiten – insbesondere dann, wenn sich wie am Utrechter Hauptbahnhof einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes befindet.
Das Rotterdamer Architekturbüro Ector Hoogstad gewann 2011 den geladenen Wettbewerb für ein dreigeschossiges Fahrradparkhaus am Utrechter Hauptbahnhof. Nun ist auch der zweite Bauabschnitt des Bauvorhabens nahezu abgeschlossen. Damit schuf das Büro 13.500 Stellplätze für die Zweiräder. Der Utrechter Hauptbahnhof ist nicht nur der größte sondern auch der am meisten frequentierte Bahnhof der Niederlade – mit über 1.500 Zügen und 280.000 Fahrgästen täglich.
Seit 2008 wird der Hauptbahnhof und das angrenzende Stadtgebiet grundlegend umgestaltet. Erst 2016 wurde der Umbau des Bahnhofs selbst durch Benthem Crouwel Architects abgeschlossen. Auch der Vorplatz „Stationsplein“, der den Bahnhof mit der Stadt und den Einkaufszentrum „Hoog Catharijne“ verbindet, wurde im Zuge der Umstrukturierung aufgewertet. Hier an diesen Platz ist auch das neue Fahrradparkhaus von Ector Hoogstad Architecten angeschlossen.
Die Architekten formulierten für das neue Parkhaus drei Ziele: Komfort, Geschwindigkeit und Sicherheit. Um dies in einer Anlage von solcher Größe zu erreichen, können die Radfahrer im neuen Parkhaus bis zur Parklücke radeln. Leicht geneigte Rampen verbinden die Parkflächen auf den verschiedenen Ebenen miteinander. Zur Orientierung sind die Wände farblich markiert. Um bei über 13.000 Parkplätzen nicht die Zeit mit der Parkplatzsuche zu verschwenden, zeigen elektronische Signale freie Parkplätze an. Radwege, die von den Parkgassen abzweigen, vermeiden zudem Unfälle zwischen parkierenden und fahrenden Radlern. Zusätzlich lassen Ector Hoogstad Architecten neben den Radwegen ausreichend Platz.
Auch in Sachen Service liegt das Parkhaus weit vorne: Es verfügt über eine Fahrradwerkstatt und eine Fahrradvermietung. Zudem kümmern sich Etagenmanager auf jeder Ebene um die Bedürfnisse der Nutzer.
Die Architektur des Projektes hat mit der zumeist rationalisierten, einfallslosen Ungestalt von Parkhäusern für Autos wenig gemein: In Utrecht prägen Holz und Sichtbeton die Räume, die hell und freundlich wirken. Drei markante, trompetenförmige Stützen aus Beton, die am Boden einen Durchmesser von fünf Metern aufweisen und sich nach oben auf 1,2 Meter verjüngen, tragen das Vordach, das sich bis in den Parkbereich erstreckt. Dass sich mit dem Rad das Gebäude wortwörtlich „erfahren” lässt, sorgt für ein ganz neues Architekturerlebnis: An den weichen Kurven und abgerundeten Wandelementen entlang kann man begeistert durch die Räume cruisen. (as)
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Über 13.000 Fahrräder können in dem Parkhaus von Ector Hoogstad Architecten untergebracht werden.
Mit dem Fahrrad lässt sich das Parkhaus wortwörtlich „erfahren”.
Die Treppenhäuser sind hell und offen gehalten.
Das markante Vordach am Utrechter Hauptbahnhof markiert auch den Eingang zum Fahrradparkhaus.
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