„Weitgehend konsolidiert“ sei nun die Liste der offiziellen Projekte für die IBA’27 StadtRegion Stuttgart, so Intendant Andreas Hofer Ende Juli in Stuttgart. Zuvor hatte der IBA-Aufsichtsrat auf Empfehlung des Fachkuratoriums sechs weitere Vorhaben in das stattliche Portfolio aufgenommen. Damit sind es nun insgesamt 23 Projekte, die im Jahr 2027 die Internationale Bauausstellung im Südwesten der Republik repräsentieren werden. Zwar könnten noch einzelne Projekte dazukommen, erklärte Hofer weiter, doch ließe sich die Liste auch noch schmälern, wenn etwa die Zusammenarbeit nicht mehr funktioniere oder die Krise am Bau zu sehr durchschlage. Das hofft hier selbstverständlich niemand.
In Stuttgart herrscht diesen Sommer gewiss noch Festivalstimmung, doch Themen wie steigende Baukosten, Material-, Fachkräftemangel und Klimawandel beschäftigen die Verantwortlichen auf ihrem zehnjährigen Weg bis zum Ausstellungsjahr durchaus. Entsprechend fiel auch die Wahl im letzten großen Projektpaket aus. Klimaschutz, innovative Bauweisen, bezahlbarer Wohnraum, hoher Grünanteil oder Partizipation gehörten zu den Prämissen.
Goldäcker zwischen Leinfelden und Echterdingen
So manches Projekt trägt die Erwartungen im Namen. Hinter KaepseLE Goldäcker – wer des Schwäbischen mächtig ist, „kapiert“ die Doppeldeutigkeit sofort – steckt ein beispielgebendes Neubaugebiet im Süden der Landeshauptstadt. Das Akronym steht für „Klimaschutz und -anpassung durch emissionsfreies Bauen, Pflanzen, Stoffkreisläufe und Energievernetzung in Leinfelden-Echterdingen.“ Wer das Wort Käpsele in die Suchmaschine eintippt, erfährt, dass es im Schwäbischen „pfiffige, gewitzte Menschen mit kreativen Einfällen“.
Dabei entwickeln Investor*innen, Verwaltung und drei Planungsteams ein Quartier mit ressourcenschonenden Bauweisen und hohem Anteil an geförderten Wohnungen in einem dialogischen Konzeptverfahren. Zu den Planenden zählen Studio Eder Krenn mit Rajek Barosch Landschaftsarchitekten (beide Wien), Herrmann und Bosch Architekten mit Bäuerle Landschaftsarchitektur und Stadtplanung (beide Stuttgart) sowie Duplex Architekten (Düsseldorf) mit Sass Glässer Landschaftsarchitekten (Berlin).
Projekte in Waiblingen und Esslingen am Neckar
Mit dem Projekt Neues Wohnen Korber Höhe baut Waiblingen seinen Stadtrand ebenfalls bis 2027 weiter. Einer Großwohnsiedlung aus den 1970er-Jahren soll hier ein gemischt genutztes Quartier mit verschiedenen Wohnformen und gewerblicher Erdgeschosszone zur Seite gestellt werden. Den Rahmenplan entwickelten UTA Architekten und Stadtplaner (Stuttgart), der Wettbewerb für die Konzeptvergabe läuft.
Die wesentlichen Parameter für das Tobias-Mayer-Quartier im Norden von Esslingen am Neckar sind die Verknüpfung von Neubau und Bestand sowie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum rund um ein großes, gemeinschaftliches Gartenfeld. Im Auftrag der Esslinger Wohnungsbau (EWB) und der Baugenossenschaft Esslingen (BGE) zusammen mit der Wohninitiative AlWo planen hier die Gewinner des städtebaulichen Wettbewerbs von 2021 Studio VlayStreeruwitz mit Carla Lo Landschaftsarchitektur (beide Wien). Nach einem Hochbau-Realisierungswettbewerb von 2022 kommen zu den zwei Wiener Büros noch Wittfoht Architekten mit Schreiberplan (beide Stuttgart) hinzu.
Projekte in Schorndorf und Leonberg
Gleich zwei Projekte aus Schorndorf dürfen nun offiziell Teil der Bauausstellung werden. Die Wettbewerbe für das Quartier der Generationen sowie das Projekt Leben in der Vorstadt wurden beide im vergangenen Jahr entschieden und sollen jeweils die Flächen eines ehemaligen Bauhofs beziehungsweise eines denkmalgeschützten Bauernhofs um Quartiers- und Wohnkonzepte für unterschiedliche Altersgruppen bereichern.
Mit dem Postareal Leonberg im Westen von Stuttgart soll schließlich auch innovativer Bau- und Energietechnik Raum geboten werden. Im Auftrag der Strabag Real Estate mit Ed. Züblin und der Stadt Leonberg entsteht auf dem Areal der ehemaligen Hauptpost ein Wohn- und Geschäftsquartier, dessen städtebaulicher Entwurf nach Wettbewerbsgewinn 2018 von h4a Gessert + Randecker Architekten mit Glück Landschaftsarchitektur (beide Stuttgart) stammt.
Eine Reihe weiterer IBA’27-Projekte haben wir zu Beginn und zur Halbzeit gezeigt oder verlinkt. Im Lauf der letzten Jahre kamen Entscheidungen hinzu, darunter zur städtebaulichen Neukonzeption am Weißenhof, zur Brenzkirche oder zu neuen Quartieren in Winnenden, Backnang, Böblingen, Untertürkheim oder Wendlingen. Der Fokus auf die Region bleibt auch in der jüngsten Auswahl mehr als deutlich. (sab)
BauNetz ist Medienpartner der IBA’27 StadtRegion Stuttgart.
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Literaturtipps zum Thema IBA und einen Bericht zum IBA’27-Festival gibt es bei baunetz CAMPUS.