In der Bretagne trinkt man eher Cidre denn Wein. Und doch gibt es hier eine Region, in der vom Mittelalter bis in die 1950er Jahre großflächig Wein angebaut wurde. Es handelt sich um die ganz im Süden der Bretagne gelegene Halbinsel Rhuys. Nachdem die Reben rund 70 Jahre lang – bedingt durch die Reblausplage im 19. Jahrhundert sowie den Ersten Weltkrieg – gänzlich verschwunden waren, erlebt der Anbau, vorangetrieben durch das Departement Morhiban, nun eine Renaissance.
Eines der in den letzten Jahren neu gegründeten Weingüter ist Vignoble de Rhuys – Dantelezh in Sarzeau. Es sitzt in einer sanierten Mühle, die durch einen kreisförmigen Bau ergänzt wurde. Der Entwurf ist das Erstlingswerk des Büros Carmen Maurice Architecture CMA aus Vannes und wurde im letzten Jahr fertiggestellt.
Der Name des Weinguts Dantelezh ist bretonisch und bedeutet Spitze. Der Begriff, der die handwerkliche Arbeit symbolisiert, werde aber auch für eine „architektonische Delikatesse“ gebraucht, so die Architekt*innen. Prägend für den kompakten Neubau sind seine rauen Oberflächen aus Kalkputz, die in Zusammenarbeit mit einem regionalen Handwerksbetrieb entwickelt wurden und dem Gebäude eine gewisse Erdung verleihen. Die aus einer Gipsmischung mit lokalen Sanden bestehenden Flächen sollen auch an die Nähe zum Meer erinnern, so CMA.
Die kreisförmige Gestaltung der Erweiterung ist dem Prozess der Weinherstellung nachempfunden: von der Ernte im Norden bis zur Auslieferung im Süden. Private und öffentliche Räume des rund 700 Quadratmeter umfassenden Gebäudes sind miteinander verbunden. Während der östliche Teil den Winzer*innen vorbehalten ist, öffnet sich der Bau im Westen mit einer einladenden Geste in Richtung der zwei benachbarten Mühlen. Besucher*innen können hier nicht nur verkosten, sondern in einer kleinen Ausstellung in der Mühle auch etwas über die Geschichte des Weinanbaus in der Region erfahren.
Bei dem Projekt handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft. Die Stadt Sarzeau ist Grundstückseigentümerin und wählte 2018 in einem öffentlichen Verfahren Winzer*innen aus. Das Ehepaar Guillaume Hagnier und Marie Devigne machte das Rennen. Sie hatten sich aus wirtschaftlichen Gründen für einen Umzug in die Bretagne entschieden und pflanzten auf dem neuen Weingut bisher 25.000 neue Rebstöcke der Sorten Chardonnay, Chenin und Cabernet Franc. Rund 1,7 Millionen Euro brutto kosteten Sanierung und Erweiterung. Hinzu kamen circa 800.000 Euro für die Bodenvorbereitung und Pflanzung der Weinreben. Das Departement unterstützte mit 500.000 Euro, die EU mit fast 100.000. (dsm)
Fotos: Guillaume Ama, CMA
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Arcseyler | 31.03.2025 12:39 Uhr.de
@ Jan: Man hätte ja den Turm in ein aktiveres Verhältnis zur Rundung setzen können. Etwas herausgerückt wie in Chenonceau. Wie den Turm auf einem Schachbrett.