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16.08.2011

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Wie Moses in Holland

Wassergrabenbrücke in Brabant


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Was ist das bloß für ein Ding, das da gerade vom Bund Niederländischer Architekten als „Gebäude des Jahres 2011 (Südregion)“ ausgezeichnet wurde? Es ist eine Brücke und es ist ein Graben – und ein kleines Kunstwerk, wie es sich da so galant in seine Umgebung einfügt. Die Architekten RO&AD – der Name stammt von den Vornamen der beiden Partner Ro Koster und Ad Kil – nennen es eine „Laufgrabenbrücke“, mit der das wieder hergestellte Fort de Roovere begangen werden kann.

Das Fort ist Teil der „West-Brabantschen Wasserlinie“, einer Verteidigungslinie aus dem Jahr 1628, bei der einige Städte und Dörfer mit Sand- und Steinwällen befestigt und verbunden wurden. Im Verteidigungsfall, etwa im Krieg gegen die Spanier und später gegen die Franzosen, wurde das Land vor diesen Wällen geflutet. Im 19. Jahrhundert verfielen diese Anlagen und wurden erst vor kurzem wieder hergestellt, als Flächendenkmal und als Teil überregionaler Wander- und Fahrradrouten.

Eine Verteidigungsanlage wie das Fort de Roovere zugänglich zu machen, offenbart dabei ein schönes Paradox: „Natürlich ist es höchst unangemessen, eine Brücke über die Wälle zu legen – insbesondere wenn diese Brücke aus der Richtung kommen soll, aus der früher der Feind kam“, schreiben die Architekten. „Deswegen haben wir die Brücke unsichtbar gemacht.“ Fast wie ein archäologischer Schnitt führt der Weg nun durch den Wassergraben und den Wall hinauf; aus der Distanz wird die Brücke unsichtbar, nur die Köpfe der Besucher ragen aus dem Wasser bzw. aus dem Wall. „Erst beim Näherkommen öffnet sich das Fort vor dir mit einem schmalen Graben. Wie Moses, der das Rote Meer geteilt hatte, kannst du dann durch das Wasser gehen.“ (Dabei zeigt das Projekt eine interessante optische Ähnlichkeit zu einem anderen Landschaftsprojekt in den Niederlanden, bei dem keine Wasserfläche, sondern ein kleiner Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zerschnitten wurde: BauNetz-Meldung vom 5. November 2010).

PS: Fragen Sie sich auch, wie der Graben bei Regen trocken bleibt, wo ihm doch das Wasser schon bis zum Hals steht? Dafür wurden auf beiden Seiten des Grabens Überlaufgräben eingerichtet, die alles überzählige Wasser ableiten können. So bleibt der Pegel im Graben jederzeit genau gleich hoch.


Zum Thema:

Materialexperimente des Planungsbüros Ro&Ad im Baunetz Wissen


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

10

spirit | 18.08.2011 13:53 Uhr

sehe ich anders

@moinsen

hm, also Ihre argumentation / betrachtung ist für mich eben genau die einzige wesentliche schwächung des insgesamt doch starken entwurfsgedankens.

aber lassen wir es doch einfach so stehen: 2 unterschiedliche betrachter ergeben ja in der regel sowieso immer mindestens 3 verschiedene meinungen...

9

moinsen | 17.08.2011 16:51 Uhr

@spirit

finde ihre idee leider nicht besser.

es macht durchaus sinn, den schnittkanten volumen zu geben, anstelle scheinbar materiallos das wasser zu durchschneiden. erst so wird die idee begreifbar und ein weg ausformuliert. betrachten sie auch den formalen zusammenhang zu den hängen. ein aufstützen auf der brüstung wäre in ihrer version auch nicht gegeben und so würde der brücke die verweilqualität fehlen.

nein, ist schon gut so wie es ist!

8

Spirit | 17.08.2011 12:55 Uhr

...hm

ich möchte gar nicht penibel sein -die bilder sind natürlich eindrucksvoll!- aber man hätte das thema in der umsetzung noch auf die spitze treiben können indem man keine sichtbare wasserschwelle zum gang herstellt und das wasser über die brüstung überlaufen kann...am boden des gangs wären dann z.b. kasemattenroste und die wasserführende ebene liegt darunter -trockene füsse also!- und das wenige wasser, was überschwappt wird wieder dem kanal zugeführt.

damit wäre der moses-effekt erst vollkommen, weil von der seite geblickt nur wasser und sonst nichts zu sehen wäre und die nutzer so erst glaubhaft "übers wasser gehen"...

aber auch so natürlich eine ganz feine, sinnliche sache...

7

Nightfly | 17.08.2011 12:31 Uhr

Die Kunst

die Architekur ausmacht ist nicht das neuerfinden, sondern das richtige zu kopieren.

6

moinsen | 17.08.2011 12:04 Uhr

unter wasser

ach, häuser mit fenster gabs auch schon mal, trotzdem immer wieder gut, dass das kopiert wird! ;)

wunderbares projekt. kann mich florian nur anschliessen, die herleitung ist wirklich klasse (im gegensatz zu sonst oft verbreitetem architekten-geschwafel) und absolut nachzuvollziehen.

5

PeM0 | 16.08.2011 17:46 Uhr

Grabensquelle

Schön, poetisch, sensibel, angemessen.
Nur...neu ist es keinesfalls. Wie oft in der ständig collagierenden "Architektur der Neuzeit" wurde hier direkt aus der Bildenden Kunst (mal wieder) abgekupfert.
Richardt Wilsons großartige Installation in der Saatchi Gallery, London 1991, Anfang 2010 wiederaufgebaut. Wesentlicher Unterschied: Wilson hat eine riesige, mit schwarzem Öl gefüllte Wanne in einem Innenraum (Loft) aufgebaut. Für die Kunstwelt ein unvergesserliches Erlebnis.
Aber was soll´s: verinnerlicht und gut interpretiert ist nicht gleich wie geklaut.

4

holländer | 16.08.2011 16:52 Uhr

brücke

holländer haben scheinbar den Drang, sich permanent unter der Wasserspiegel zu befinden...

Tolles Projekt / bilder..

3

florian | 16.08.2011 16:48 Uhr

@jakob

gute bemerkung. lustigerweise würde ich jedoch das gegenteil behaupten – gerade der schnitt und die begehbar-machung der wasserfläche macht doch einen körper aus dem wasser. das kind, das seine hand hinein hält, zeigt das eigentlich ganz gut. wäre der schnitt nicht da, wäre es einfach nur eine spiegelfläche.

die begründung finde ich übrigens das großartigste daran! in der tat: eine brücke über der verteidigungsanlagen hinweg wäre der wall-restaurierung sehr unangemessen gewesen!! große idee, schlichte, geniale umsetzung. gefeliciteerd.

2

Frank | 16.08.2011 16:05 Uhr

Brücke

Fantastisch ! In seiner Einfachheit und Schönheit nicht zu überbieten.

1

jakob | 16.08.2011 15:41 Uhr

halluziniert

ein wirklich witziges bauprojekt. witzig.
unsichtbar ist es hingegen ueberhaupt nicht. es uebt einen riesigen einfluss auf seine umgebung aus.
am zweifelhaftesten und zugleich bemerkenswertesten daran finde ich aber, dass durch diesen schnitt das wasser voellig seiner glaubwuerdigkeit beraubt wird. es wirkt auf einmal wie ein glasspiegel, nicht mehr wie ein koerper.

cool! aber bitte nicht nachahmen. einmal reicht. von jetzt an bitte wieder schoene metallbruecken!

 
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