Seit einer Woche ist Krieg in Europa. Tausende Menschen fliehen aus der Ukraine. „Wir werden alle aufnehmen“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) am Montag. Das ist ein wichtiges Signal – und eine große Aufgabe für die Länder und Kommunen.
Keine sechs Jahre sind vergangen, seitdem in kurzer Zeit über eine Million Geflüchtete in Deutschland ankamen. Architektinnen und Architekten legten damals Entwürfe für Notunterkünfte und kostengünstigen Wohnraum vor, diskutierten auf unzähligen Podien und präsentierten ihre Aktionen unter dem Titel „Making Heimat“ auf der Biennale. Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt und die Bauwelt hatten 78 Projekte in einer Datenbank versammelt, denen sich auch die Baunetzwoche#452 und die Baunetzwoche#423 widmeten. Von der temporären Leichtbauhalle über Containerwohnanlagen und umgebaute Altbauten bis hin zur platzsparenden Innenraumgestaltung standen sie für die Spontanität einer neuen Willkommenskultur.
In diesen Tagen erinnern sie aber auch daran, wie wenig die Gesellschaft daraus gelernt hat. Die Unterbringung geflüchteter Menschen in Deutschland besteht noch immer hauptsächlich aus kurzfristigen Lösungen. Nach wie vor ist Wohnraum für Geflüchtete kein grundsätzlicher Teil der Stadt- und Quartiersplanung. Und selbst zwei Jahre nach Beginn der Pandemie wird die Bedeutung von Flächen und Räumen als auch deren Planung für die kommunale Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten völlig unterschätzt. Derweil sind die Containeranlagen, die 2016 schnell und günstig zu haben waren, vielerorts wieder abgebaut, die temporär eingerichteten Notunterkünfte längst verschwunden.
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Die hier versammelten Beiträge aus dem BauNetz-Archiv zeigen, was jenseits von Containern möglich ist, was eine integrative Konzeption hervorbringen kann und was langfristiges, planerisches Engagement für Menschen in Not zu leisten vermag. (fm)
Bild: Hoffnungshäuser von andOFFICE Blatter Ertel Probst, hier in Esslingen. Foto: David Franck