Wassertürme werden in Mitteleuropa kaum noch in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Architektonisch gelungene Umnutzungsbeispiele dieser prägnanten Bautypologie finden sich beispielsweise in Luxemburg oder den Niederlanden. Für Montreal griffen raumlaborberlin das Thema mit einem temporären Holzbau auf, in dem ein anschaulicher Wasserkreislauf mit gewonnenem Regenwasser stattfand. Auch Studio Weave (London) ließen sich von der charakteristischen Form historischer Wassertürme inspirieren, als sie eine Schutzhütte für Wanderer in Le Haillan bei Bordeaux entwarfen. Historische Inspirationen sind dem Büro bekanntlich nicht fremd, auch ihr Künstlerrefugium in Schottland zeigt entsprechende Elemente.
Auf Initiative des Kunst- und Architekturkollektivs Bruit du Frigo (Bordeaux) entstanden unter dem Titel Refuges Périurbains insgesamt elf Hütten entlang einer Fußgängerroute entlang der Stadtgrenzen. So soll der Übergang zwischen Bordeaux und seiner landschaftlichen Umgebung auf bisher unbekannte Weise erlebbar gemacht werden. Studio Weave entwarfen zu diesem Zweck eine holzverkleidete Stahlkonstruktion auf fünfeckigem Grundriss, die von Zébra3 (Bordeaux) konstruiert wurde. Die aufgeständerte Hütte mit schwerem Kopf erinnert entfernt an einen Taubenschlag, soll aber explizit einen Wasserturm referenzieren. Dazu passt, dass sie in direkter Nachbarschaft einer alten Wassermühle liegt.
Wer die kleine Leiter erklimmt, gelangt in den vollständig mit Matten ausgelegten Innenraum. Hier kann genächtigt werden, sofern eine kostenfreie Reservierung vorliegt. Viele kleine Fenster bieten Ausblicke ins Grüne, eines davon lässt sich öffnen. So genießen auch Städter ein wenig Natur, Reservierungen unter www.lesrefuges.bordeaux-metropole.fr. (dd)
Fotos: Yvan Detraz (Bruit du Frigo)
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