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09.09.2022
Rückkehr in die Koblenzer Altstadt
Wandel Lorch Götze Wach planen Synagoge
Für die jüdische Gemeinde in Koblenz ist die Nachricht ein Meilenstein: Ende August 2022 wurden Pläne für den Neubau einer Synagoge veröffentlicht. 70 Jahre fanden Gottesdienste und Unterricht in einer umgebauten Trauerhalle im Stadtteil Rauental statt – nicht weit entfernt von der Altstadt, aber durch eine ausladende Schnellstraßenkreuzung von dieser getrennt. Da die Trauerhalle unmittelbar auf dem Gelände des jüdischen Friedhofes steht – die räumliche Nähe zu Toten gilt im Judentum als unrein – und nur Platz für circa 100 Menschen bietet, war der Standort nicht mehr als eine verstetigte Behelfslösung.
2013 verkaufte die Stadt den Bürresheimer Hof, der von 1847 bis zur Enteignung 1938 als Synagoge gedient hatte, an einen Privatinvestor, und begrub damit die lang gehegte Hoffnung der Glaubensgemeinschaft, in ihre ehemaligen Räume in der Altstadt zurückkehren zu können. Seither setzt sich die Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz mit Unterstützung eines eigens gegründeten Fördervereins für einen Neubau in der Innenstadt ein.
Nun soll auf einem dreieckigen, bisher unbebauten Grundstück am Rand der Altstadt nach Plänen von Wandel Lorch Götze Wach (Fankfurt am Main/Saarbrücken) ein neues Jüdisches Zentrum entstehen. Das Büro, das in Dresden, München und Bayreuth bereits Gebetshäuser für die jüdische Gemeinschaft realisiert und in Hamburg gerade die Machbarkeitsstudie zur Wiedererrichtung der Synagoge am Bornplatz abgeschlossen hat, konnte sich in einem VgV-Verfahren, das Anfang des Jahres europaweit ausgeschrieben worden war, gegen vier konkurrierende Büros durchsetzen.
Die Bauaufgabe sei in Deutschland ohne eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust undenkbar, so die Architekt*innen, die Entscheidung über den Grad an Erinnerungskultur jedoch unbedingt der Auftraggeberschaft zu überlassen. Entwerferisches Ziel sei primär, einen selbstbewusst im Stadtraum verankerten Ort des jüdischen Lebens zu schaffen. Ein neuer Synagogenbau symbolisiere Aufbruch und Ankommen gleichermaßen, und entspreche damit der Grundprägung des jüdischen Heimatverständnisses. Mit typologischen Zitaten von Stiftszelt und Tempel – den baugeschichtlichen Vorläufern der Synagoge – wollen Wandel Lorch Götze Wach dieser Dialektik Ausdruck verleihen.
Das Raumprogramm verteilt sich auf ein Gemeindehaus und die eigentliche Synagoge, die über das Kellergeschoss miteinander verbunden sind. Der von Oberlichtern geprägte, schlicht gehaltene Gebetsraum trägt mit einer den weiblichen Gläubigen vorbehaltenen Empore dem Talmud Rechnung. Durch Ausrichtung der Baukörper entlang der nordöstlichen Kante des Grundstücks wird ein geschützter, gut 900 Quadratmeter messender Hofraum ermöglicht.
Ein Stadtratsbeschluss zur Übertragung des sich in öffentlicher Hand befindenden Baugrunds an die Kultusgemeinde liegt nach Angaben des Fördervereins vor. Damit die Grundsteinlegung wie geplant im kommenden Jahr begangen werden kann, müssen noch Altlasten im Erdreich entfernt werden. Die Baukosten des mit knapp sieben Millionen Euro vorveranschlagten Projekts teilen sich die Stadt, der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und der Förderverein. (kms)
2013 verkaufte die Stadt den Bürresheimer Hof, der von 1847 bis zur Enteignung 1938 als Synagoge gedient hatte, an einen Privatinvestor, und begrub damit die lang gehegte Hoffnung der Glaubensgemeinschaft, in ihre ehemaligen Räume in der Altstadt zurückkehren zu können. Seither setzt sich die Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz mit Unterstützung eines eigens gegründeten Fördervereins für einen Neubau in der Innenstadt ein.
Nun soll auf einem dreieckigen, bisher unbebauten Grundstück am Rand der Altstadt nach Plänen von Wandel Lorch Götze Wach (Fankfurt am Main/Saarbrücken) ein neues Jüdisches Zentrum entstehen. Das Büro, das in Dresden, München und Bayreuth bereits Gebetshäuser für die jüdische Gemeinschaft realisiert und in Hamburg gerade die Machbarkeitsstudie zur Wiedererrichtung der Synagoge am Bornplatz abgeschlossen hat, konnte sich in einem VgV-Verfahren, das Anfang des Jahres europaweit ausgeschrieben worden war, gegen vier konkurrierende Büros durchsetzen.
Die Bauaufgabe sei in Deutschland ohne eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust undenkbar, so die Architekt*innen, die Entscheidung über den Grad an Erinnerungskultur jedoch unbedingt der Auftraggeberschaft zu überlassen. Entwerferisches Ziel sei primär, einen selbstbewusst im Stadtraum verankerten Ort des jüdischen Lebens zu schaffen. Ein neuer Synagogenbau symbolisiere Aufbruch und Ankommen gleichermaßen, und entspreche damit der Grundprägung des jüdischen Heimatverständnisses. Mit typologischen Zitaten von Stiftszelt und Tempel – den baugeschichtlichen Vorläufern der Synagoge – wollen Wandel Lorch Götze Wach dieser Dialektik Ausdruck verleihen.
Das Raumprogramm verteilt sich auf ein Gemeindehaus und die eigentliche Synagoge, die über das Kellergeschoss miteinander verbunden sind. Der von Oberlichtern geprägte, schlicht gehaltene Gebetsraum trägt mit einer den weiblichen Gläubigen vorbehaltenen Empore dem Talmud Rechnung. Durch Ausrichtung der Baukörper entlang der nordöstlichen Kante des Grundstücks wird ein geschützter, gut 900 Quadratmeter messender Hofraum ermöglicht.
Ein Stadtratsbeschluss zur Übertragung des sich in öffentlicher Hand befindenden Baugrunds an die Kultusgemeinde liegt nach Angaben des Fördervereins vor. Damit die Grundsteinlegung wie geplant im kommenden Jahr begangen werden kann, müssen noch Altlasten im Erdreich entfernt werden. Die Baukosten des mit knapp sieben Millionen Euro vorveranschlagten Projekts teilen sich die Stadt, der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und der Förderverein. (kms)
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