Am vergangenen Dienstag hat der Schweizer Heimatschutz die Gewinner des diesjährigen Wakkerpreises bekanntgegeben. Mit der seit 1972 jährlich vergebenen Auszeichnung werden politische Gemeinden oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen geehrt, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können – ein bislang einmaliges Konzept im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr geht die Auszeichnung zum fünften Mal in ihrer Historie in den Westschweizer Kanton Waadt: Die Gemeinde Prangins erhält den Wakkerpreis 2021 für gezielte Investitionen in die Pflege und Aufwertung ihrer spezifischen Baukultur und Landschaft.
Dem anhaltenden Siedlungsdruck im stark prosperierenden Raum zwischen Lausanne und Genf begegnet die Gemeinde seit rund 15 Jahren mit einer gewissen Haltung: Siedlungsentwicklung bedeute nicht die Erfüllung von Mengenvorgaben, sondern eine fundierte Auseinandersetzung mit den vorhandenen Qualitäten des Ortes. Dabei verfolge Prangins die Stärkung und Weiterentwicklung ihrer historisch gewachsenen Werte und will auf diese Weise die erwartete Bevölkerungszunahme von 30 Prozent bis 2030/40 mit einer hohen Siedlungsqualität verbinden.
Schlüsselrollen fallen in Prangins dem Schloss aus dem frühen 18. Jahrhundert – heute Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums – zu, dem historischen Dorfkern und den verschiedenen umliegenden Grünanlagen, die Prangins auch trotz hoher Wachstumsvorgaben nicht bebauen lässt. Sichtachsen wie diejenige zwischen Schloss und See blieben frei. Naherholungsgebiete wie das verwunschene „Vallon des Fossés“ um den ehemaligen Burggraben konnten aktiviert und wertvolles Kulturland für die Landwirtschaft erhalten werden.
Die alte Ortsmitte ist Zentrum des Gemeindelebens. Hier wurde in ein vielfältiges Angebot und qualitative Freiräume investiert. Im Gemeindehaus – dem ehemaligen Bauernhof des Schlosses – sind unter einem Dach die Verwaltung, der Polizeiposten, ein kleines Lebensmittelgeschäft und eine Krippe vereint. Das ehemalige Ofengebäude bespielt heute eine Bäckerei, in der historischen „Auberge communale“ bedindet sich mittlerweile ein Restaurant. Geplant ist, auch den Hauptplatz zwischen den öffentlichen Bauten aufzuwerten und so die Aufenthaltsqualität zu steigern. Alle diese Prozesse führt die Gemeinde über öffentliche Wettbewerbe und durch die Beratung externer Fachleute aus. (kms)
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