Wein und Architektur, das passt. Am niederösterreichischen Höhenzug Wagram, der auch dem dortigen Weinanbaugebiet seinen Namen gab, wurde diesen Sommer eine neue Freiluftbühne mitten in der Landschaft platziert. Der Wiener Architekt Martin Feiersinger (*1961) hat den Entwurf dazu gemeinsam mit seinem Bruder, dem Künstler und Bildhauer Werner Feiersinger (*1966), entwickelt: Am 23. August 2014 wird das „Wagram-Fenster“ der Italomodern-Autoren mit einem ersten Konzert eröffnet.
Die weiße Bühnenskulptur hebt sich bewusst von der traditionellen Bebauungsstruktur ab, der Neubau sollte markant sein. „Die Bühne ist letztlich nicht nur ein Schauplatz für die verschiedensten Aufführungen, sie ist auch eine Loggia in den Weingärten, eine begehbare Skulptur, ein Rahmen für den Blick in die Landschaft und außerdem ein von weitem sichtbares Zeichen – eine neue Landmarke für den Weinbauort Königsbrunn“, erklärt Martin Feiersinger.
Der Bauherr wünschte sich auch eine Architektur für verschiedene Nutzungen. Die Gemeinde Königsbrunn wollte ein offenes Haus für den örtlichen Kammerchor ebenso wie für die Prämierung der besten Weine als auch für Schulaufführungen und ähnliche Veranstaltungen: eine Bühne für alle. Darüber hinaus sollte natürlich auch die Verbindung von Wein und Kultur einen baulichen Ausdruck finden.
Die Brüder Feiersinger haben die Bühne aus dem Ort heraus entwickelt. Auf dem Hochplateau des Wagram thematisieren sie den Ausblick in die weite Landschaft in Form eines Fensters mit perspektivisch übersteigertem Rahmen. „Der Entwurfsprozess begann bei der einfachen Guckkastenbühne, einer gezimmerten Holzkiste in Anlehnung an die schlichten Holzbauten der Umgebung, und entwickelte sich weg vom anonymen Bauen in Richtung Abstraktion – mit der gezielten Künstlichkeit von weißen Flächen“, erinnert sich der Architekt. „Gleich einem japanischen Origami entstand das Objekt aus der Faltung. Neun Dreiecksflächen bilden den Raum.“
Das Projekt ist als Leichtbau aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen konzipiert und beidseitig weiß beschichtet. Zwei Stahlrahmen sorgen für die Aussteifung; ein Rollverhang ermöglicht einen hinteren Raumabschluss. Die Wagram-Bühne zeigt sich somit als offener wie auch geschlossener Raum: offen als Loggia, die in die Ferne zielt, und geschlossen als konzentrierte Bühne, die zu den Zuschauern ausstrahlt.
Der Neubau Martin und Werner Feiersinger positioniert sich damit in einer Reihe von Bühnen-Skulpturen, die in den letzten Jahren in Niederösterreich realisiert wurden, darunter der 2007 eröffente Wolkenturm von the next ENTERprise in Grafenegg oder die Seebühne von Hans Kupelwieser in Lunz am See, die 2005 mit dem österreichischen Baupreis ausgezeichnet worden ist. Auch das „Wagram-Fenster“ ist preisverdächtig. (jk)
Fotos: Martin & Werner Feiersinger
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gerard | 13.08.2014 17:20 Uhrschoen aber grob
schoener faecher, aber grobe funktionsrahmen - schade! das sollte eleganter gehen ...