„Brandlhuber brauchte zur Durchbrechung des architektonischen Traumas nur Beton, Polycarbonatfassadenelemente, die nie als solche gedacht waren, und den Mut, sein Haus mittels einer wilden Außentreppe zu erschließen“, schreibt die taz über das neue Haus in der Brunnenstraße Nr. 9 in Berlin. Es sei ein billiges Haus, das auf Putz und Estrich verzichte und den schnörkellosen Minimalismus der klassischen Moderne mit dem Charme des Rohen und Unfertigen verbinde, der Berlin seit Maueröffnung ganzen Generationen von Zuzüglern und Touristen so interessant gemacht habe.
Der Bau des Architekturbüros b&k+, Arno Brandluber & Markus Emde bietet Flexibilität und neue Perspektiven (siehe BauNetz-Meldung zur Fertigstellung vom 25. November 2009). Die paraboloid-kristalline Form des Daches ist auf Grund der räumlichen Erfordernisse eines Fahrstuhls entstanden, doch spielte auch der Sonneneinfall der rückwärtigen Gebäude eine entscheidende Rolle im Formprozess. Die unterschiedlichen Höhen schließen an die der Nachbargebäude an und gliedern den Bau so in sein Umfeld ein. Arno Brandlhuber teilt sich den Galerie- und Wohnbau an der Brunnenstraße nun mit den Galeristen Koch Oberhuber Wolff (KOW).
Im Rahmen der Reihe „POSITIONEN 10“ des Fachgebiets von Regine Leibinger werden Arno Brandlhuber und Christian von Borries am Donnerstag zu einem Werkvortrag in der TU Berlin erwartet. Man darf gespannt sein, was sie unter dem Titel „Neues aus dem Hegemonietempel“ zu erzählen haben.
Termin: 28. Januar 2010, 19 Uhr
Ort: TU Berlin, Architekturgebäude, Raum A151, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin
Zum Thema:
Weitere Bauten von b&k+: das Fabrikations- und Verwaltungsgebäude in Köln im Baunetz Wissen Glas und das Wohn-Ateliergebäude in Köln im Baunetz Wissen Fassade
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AMPULSDERZEIT | 25.01.2010 21:15 UhrEndlich!
Den begeisterten Berlin-Touristen wirds freuen, dass der gute Arno den Berlinern aber mal richtig gezeigt hat wo der Hammer hängt. Wie der mit nie gedachtem Beton und Polycarbonatplatten, gepaart mit Mut und einer wilden Treppe das ganze Trauma [?!] durchbrochen hat, kann man sich gut vorstellen also im übertragenen Sinne bildlich gemeint, oder so.
Weniger bildlich, also mehr direkt - findet da schon das Stakkato revolutionärer Taz´scher Wortgewalt - billig, schnörkellos, roh und unfertig seinen unmittelbaren Ausdruck im Brandlhuber`schen Abenteuer ungeahnter Materialität und Oberflächen. Kaum vorstellbar - dass sich künftige Generationen der erregenden Nacktheit sichtbaren Betons oder der sensiblen Verletzlichkeit spröder, vergilbter Polycarbonatplatten werden entziehen können.
Bereits in wenigen Jahrzehnten werden so zahllose Gebäude Berlins - der Gunst des Touristen vorauseilend - die traumadurchbrechende Kraft wilder Treppen [!] und nie gedachter Materialien zur Entfaltung bringen.
Da werden die andern ganz schön gucken