Ein Vortrag im Berliner Mies-van-der-Rohe-Haus widmet sich einem klassischen Feindbild der Moderne: der Tapete. So lautet dann auch der Titel des Vortrags von Werner Möller (Stiftung Bauhaus Dessau): „Freund oder Feind? Das Bauhaus und die Tapete“.
Die Gründungsidee des Bauhauses war immer eng mit der Frage des Sozialen und der Produktion für den Massenbedarf verknüpft, weniger mit der Gestaltung luxuriöser Einzelobjekte und der Verwendung edler Materialien. Ganz oben auf der Liste der feindlichen Dinge des Wohnbedarfs standen dabei Ornament und Dekor. Hannes Meyer als zweiter Bauhausdirektor brachte die Zielrichtung eines spartanischen Wohnens mit seinem Motto „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ auf den Punkt.
Aber wie kam gerade das Bauhaus unter Hannes Meyer dazu, einen Pakt mit dem Tapetenfabrikanten Emil Rasch einzugehen? Gerade das Medium Tapete war seitens der Avantgarde eines der meist stigmatisierten Produkte des Wohnbedarfs, das Synonym für nutzloses Wohnraum-Dekor und Stil-Maskeraden schlechthin.
Auch mit Blick auf die Leitung des Bauhauses unter Ludwig Mies van der Rohe bleibt diese Frage spannend. Seine Direktive für das Bauhaus wendete sich entschieden von der Maxime seines Vorgängers ab hin zu den ästhetischen Fragen einer Neuen Baukunst der Moderne. Perfekte Oberflächen und edle Materialien gehörten untrennbar zu seinen Vorstellungen einer Neuen Baukultur, aber eben keine Tapete. Und nichtsdestotrotz, die Bauhaustapete wurde das erfolgreichste Produkt des Bauhauses überhaupt. Der Vortrag durchdringt dieses Geflecht aus Erfolg und Ablehnung der Tapete am Bauhaus.
Termin: Mittwoch, 21.9., 19 Uhr
Ort: Mies-van-der-Rohe-Haus, Oberseestraße 60, 13053 Berlin
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