Die Kleinstadt Wolfurt liegt südöstlich des Bodensees zwischen den beiden Vorarlberger Städten Bregenz und Dornbirn. Ähnlich wie viele Nachbargemeinden besteht der Ort hauptsächlich aus Einfamilienhäusern. Die Gegend fällt durch eine starke Zersiedelung auf. Die Einwohnerzahlen in der Region steigen aber gleichzeitig kontinuierlich an, und so ist Wolfurt effektiv mit den Nachbarorten Schwarzach und Lauterach zusammengewachsen. Die bestehende Volksschule Bütze hat damit einen vergrößerten Einzugsbereich und sollte infolgedessen im Auftrag der Gemeinde erweitert werden. Den 2015 ausgeschriebenen Wettbewerb gewann das Wiener Büro Schenker Salvi Weber Architekten.
Das ungewöhnliche Konzept der Architekt*innen sah vor, den dreigeschossigen Bestand aus den 60er Jahren vollständig zu sanieren und den in den 90ern ergänzten Gebäudeteil aus bauphysikalischen Gründen größtenteils abzutragen. Nur die hohe, für Volleyball zertifizierte Turnhalle im Untergeschoss wurde saniert und schließlich mit zwei neuen Stockwerken überbaut. Das Resultat: Ein sechzig Meter langer und siebenundzwanzig Meter tiefer Neubau aus Holztragwerk ergänzt nun die Schulanlage. Mit seiner flächigen Holzfassade und der verputzte Sockelzone, die auch für den „Altbau“ übernommen wurde, wirkt das Ensemble wie aus einem Guss. Mit jeweils einer Pergola an den Stirnseiten fügt sich das Schulgebäude in die dörfliche Struktur mit Wiesen und Bäumen gut ein. Die Veranden bieten sowohl vom Erdgeschoss als auch aus dem Obergeschoss einen direkten Zugang zum Schulgarten nebst Rodelhügel und Obstbaumhain. Wenn es regnet, können die Kinder geschützt an der frischen Luft toben, bei Hitze spenden die Veranden Schatten.
Der kleinere, dreigeschossige Flügel aus den 60ern schließt rechtwinklig an den Neubau an und entspricht ebenfalls – wie die Erweiterung – den strengen energetischen Passivhaus-Vorgaben unter anderem des Verbandes der Klimagemeinden Österreichs. Durch zahlreiche Oberlichter und große Glasflächen werden alle Räume ausreichend natürlich belichtet. Die Fenster sind mit breiten Laibungen ausgestaltet, auch andere Einbauten aus Eichenholz bieten informelle Sitzgelegenheiten. Statt Mauern gibt es im Inneren außerdem oft Glas, was viele Durchblicke erlaubt. In Kombination mit den stellenweise clusterartigen Grundrissen dürfte sich hieraus ein zeitgemäßer Schulalltag ergeben. Im Neubau ist zusätzlich zur Volksschule außerdem ein Kindergarten untergebracht. Beide Institutionen sind räumlich miteinander verzahnt, sie teilen sich auch den Eingangsbereich. Dies soll den Kindern ein langsames Hineinwachsen in die nächste Lebensphase ermöglichen. (tl)
Fotos: David Schreyer
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eine junge | 25.03.2020 13:03 Uhrarchitektin
wow !