Im Oktober 2020 wird Berlin in seiner heutigen Form 100 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Gründung, am 1. Oktober 1920, hatte Groß-Berlin rund 3,8 Millionen Einwohner*innen und war eine die bevölkerungsreichsten und am weitesten ausgedehnten Gemeinden der Welt. Und das, obwohl die große Bevölkerungsexplosion erst noch bevor stand, so dachte man. 100 Jahre nach der Fusion zu Groß-Berlin steht der Metropolraum Berlin-Brandenburg vor ähnlichen Herausforderungen, ist doch die demografische Entwicklung mit Blick auf von Klimawandel und Ressourcenknappheit kaum vorsehbar.
Vor diesem Hintergrund lobte der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (AIV) – 1907 Mitinitiator für den „Wettbewerb um einen Grundplan für die Bebauung von Groß-Berlin“, kurz „Wettbewerb Groß-Berlin“ – zum 165. Mal den AIV-Schinkel-Wettbewerb aus. Gesucht wurden nun Ideen und Visionen für das „Berlin in fünfzig Jahren“. Als eine besondere Herausforderung definierten die Auslober die Ausarbeitung progressiver oder gar provokativer Ideen, die entweder einen Beitrag zum Nachdenken leisten oder aber künftig realisierbar sein sollten.
Als Aufgabengebiet wurde der Siedlungsstrahl Berlin – Karow – Buch – Panketal – Bernau definiert, anhand dessen den Fragen nachgegangen werden sollte, wie sich die absehbaren Veränderungen von Umwelt und Gesellschaft stadträumlich, landschaftlich und baulich darstellen und auf die zukünftige Gestaltung von Stadt- und Landschaftsräumen auswirken. Insgesamt wurden 92 Arbeiten junger Planer*innen unter 35 Jahren eingereicht, aus denen acht Preisträger*innen gewählt wurden. Die „preisgekrönten Arbeiten zeigen große Zuversicht, die Aufgaben der Zukunft in Angriff zu nehmen, aber auch den Mut, Außergewöhnliches zu wagen“, so Eva Krapf, Vorsitzende des AIV-Schinkel-Ausschusses.
Fachsparte Architektur
- Schinkel-Preis: Christian Rapp (HS Augsburg), Die fliegende Stadt
- Sonderpreis: Carsten Sgraja (FH Potsdam), La Fabrique
- Sonderpreis: Felix Schuschan, Leon Hidalgo (FH Münster), Bocage
Fachsparte Städtebau
- Schinkel-Preis: Elisa Mado Lenius, Anne-Sophie Schoss (TU Dresden), Apfel*mus
- Sonderpreis: Rebecca Bader, Michelle Kaszas, Michael Maier, Luisa Wetzel (HTWG Konstanz), Ber-linie
Fachsparte Landschaftsarchitektur
- Schinkel-Preis: Antonia Eger, Evelina Faliagka, Pascal Zißler (TU Berlin), Equilibrium
- Sonderpreis: Xiang Lin, Dihang Lin, Wen Yang (TU München), Joint Future
Fachsparte Freie Kunst
- Sonderpreis: Friedrich Barth, Alexander Witt (Bauhaus Universität Weimar, UdK Berlin), Expo 2100 & die ´Berliner Schachtel´
Wer sich inspiriert fühlt: Schon jetzt steht das Thema für den nächsten Schinkel-Wettbewerb im Jahr 2021 fest: Unter dem Titel „Zwischen Wasser und Gleis“ werden Ideen für den Berliner Westhafen und Großmarkt gesucht. Denn die beiden Orte seien, so die Auslober, den meisten Berliner*innen unbekannt, hätten jedoch eine große Bedeutung für die Ver- und Entsorgung der Stadt.
Das Schinkel-Fest, die Preisverleihung und die damit verbundene Ausstellung werden angesichts der Corona-Krise auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verschoben. Die genaue Datierung wird noch bekannt gegeben.
(mg)