Für die historische Uferpromenade des Lago di Lugano haben die Architekten von
CRA Carlo Ratti Associati (Turin) und die Verkehrs- und Mobilitätsplaner von
MIC Mobility in Chain (Mailand/New York)
eine besondere Vision: Der Autoverkehr, der gemäß einer veralteten Verkehrsplanung die Schweizer Stadt Lugano derzeit von ihrem See trennt, soll in der Zukunft einem nutzerfreundlichen, „interaktiven” Hafenviertel weichen, dessen Straßen täglich je nach Nutzung rekonfiguriert werden können.
Luganos Bürgermeister
Marco Borradori setzt sich bereits seit 2018 für derartige Innovationen in der Stadtentwicklung ein, ist etwa Mitinitiator des Lugano Living Lab, einer interdizisplinären Plattform für zukunftsfähige Ideen zur Stadt. Er sieht in dem Vorschlag von CRA und MIC eine Chance, „mit neuartigen Möglichkeiten zu experimentieren sowie Natur und städtischen Raum zu verbinden“. Noch bleibt das Projekt ein erster Ideenentwurf. CRA und MIC hoffen jedoch, mit ihrer Vision den Anstoß für einen städtebaulichen Wettbewerb zu geben.
Was kann man sich nun unter einem „interaktiven Straßennetz” vorstellen? Die adaptive Anpassung der Straße an Nutzung, Position und Tempo stehen dabei im Vordergrund. So könnte je nach Tageszeit anhand eines integrierten Markierungssystem programmiert werden, wie viele Spuren sich auf den Fahrbahnen befinden, ob motorisierter Verkehr überhaupt zulässig ist, oder ob ab nachmittags ein öffentlicher „Shared Space“ gänzlich ohne Spuren vorhanden ist. Unterstützt werden soll das System durch intelligente Straßenbeschilderung und sogenannte Mobilitätsknotenpunkte, an denen elektronische Fahrzeuge ausgeliehen werden können.
Um die neu gewonnene Öffentlichkeit dieser smarten Uferzone bis auf den See hinauszuführen, gehört zu dem Konzept noch die Idee eines Unterwasser-Restaurants, einer schwimmenden, gartenähnlichen Plattform und eines neuen Wassernavigationssystems. Die vom Wegenetz der Promenade aus zu erreichende Garteninsel würde hauptsächlich der Erhaltung der Artenvielfalt des Luganersees dienen. Das Büro MIC unterstützt das Konzept der Architekten mit einer umfassenden Analyse von Verkehrsdaten auf der Gundlage eines modellbasierten wissenschaftlichen Ansatzes. Mit ihrem Entwurf stießen die zwei Büros bereits bei zahlreichen privaten Unternehmen und Förderern des Lugano Living Lab auf offene Ohren.
(kg)
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