Der Norden der balearischen Insel Menorca, die 1993 teilweise zum Biosphärenreservat erklärt wurde, ist bergig und schroff. Die touristische Infrastruktur ist hier längst nicht so ausgebaut wie im Süden – oder gar auf der Nachbarinsel Mallorca. Für einen naturliebhabenden Bauherren der perfekte Ort, um die Architekten von NOMO Studio (Barcelona/Stockholm) mit dem Bau eines Sommerhauses zu beauftragen. Erfahrung mit der Region haben die Architekten bereits, sie konnten in den letzten Jahren schon zwei Villen auf der Insel fertigstellen.
Das 2.600 Quadratmeter große Grundstück befindet sich in der Kleinstadt Coves Noves am oberen Ende eines Hangs, von dem aus man gleich in mehrere Richtungen beeindruckende Ausblicke auf die umliegende Landschaft genießen kann. Der Wunsch, mit diesen Sichtbezügen zu arbeiten, führte zur Idee der Architekten, das Raumprogramm entlang einer Art Aussichtsplattform zu entwickeln. Auf einem Teil der insgesamt über 300 Quadratmeter Geschossfläche erhält man so immer wieder malerische Blicke auf den höchsten Berg der Insel, den Monte Toro, das Meer im Norden und das unter Naturschutz stehende Gebiet im Süden.
Die „Plattform“ erstreckt sich über 28 Meter in zwei Richtungen – zum Meer und zur Berglandschaft – und beherbergt die allgemeinen Wohnräume und das Esszimmer. Dem warmen Klima der Insel entsprechend, ist die Plattform, die von Bauherren und Architekten auch als Laufsteg bezeichnet wird, als Außenraum konzipiert. Schiebetüren sorgen aber für Schutz vor Wind und Regen. Insgesamt fünf Schlafzimmer, mehrere Bäder, eine Garage und ein Pool grenzen in zweigeschossig gestapelten Kuben an den Laufsteg an. Diese pixelartige Konfiguration soll der Villa zu einem räumlich weicheren Übergang in die Landschaft verhelfen.
Wuchtig oder elegant? Dem scheinbar schwebenden, fünf Meter auskragenden Dach des Laufstegs liegen konstruktiv zwei in Beton eingegossene Vierendeel-Träger zu Grunde. Um die weiteren Baukosten überschaubar zu halten, wurden einfache, aber nicht unbedingt natürliche Materialien wie lokal hergestellte Betonsteine verwendet. Ebenfalls der Kosten, vielleicht aber auch des Charmes wegen, entschied man sich außerdem für einen klassisch mediterranen, weißen Putz. (kg)
Fotos: Adrià Goula
Auf Karte zeigen:
Google Maps