Beim Durchblättern der Fotos fühlt man sich an einige Klassiker der brasilianischen Moderne erinnert. Beim Baum, der das Holzdeck der Wohnebene durchstößt, vielleicht an das Haus in Cap Ferret von Lacaton & Vassal. Ja, dieses Wohnhaus, das nach Entwürfen von Estudio Botteri-Connell (Buenos Aires) für eine Familie im Süden von Buenos Aires gebaut wurde, ist ein assoziationsreicher Neubau.
Die argentinischen Architekten Sofía Botteri und Patricio Connell nennen das Projekt ganz simpel Casa del Árbol – das Baumhaus. Aber ebenjenes Baumhaus bietet immerhin 275 Quadratmeter Wohnfläche auf einem quadratischen Grundriss, der auf einer Höhe von 4,20 Meter zwischen die alten Bäume auf dem Grundstück gestellt wurde. Das Ehepaar mit zwei Kindern hatte das Glück, ein Baugrundstück auf dem Gelände eines alten country club ganz im Südosten von Buenos Aires zu finden, in Berezategui. Das große, grüne Land mit den alten Bäumen ließ die Idee eines erhöhten Hauses entstehen, unter dem die Landschaft hindurchläuft.
Man nähert sich dem Haus auf einem geschwungenen Weg. Die quadratische Wohnebene steht auf vier L-förmigen gegeneinander gestellten Betonwänden. Zwischen den Stützen liegt eine geschwungene Wasserfläche und hier beginnt auch die Treppe, die durch eine offene Mitte zur Wohnebene hinaufführt .
Den Grundriss haben die Architekten in neun quadratische Felder eingeteilt. Das Quadrat im Zentrum bleibt offen, die Treppe führt hinauf zu einer Terrasse mit hölzernem Bodenbelag durch die der Baum stößt. Rechts betritt man durch eine große, gläserne Schiebetür die eigentliche Wohnung. Von den neun Feldern sind nur fünf überdacht, während Terrasse, Treppe und ein flaches Wasserbecken unter freiem Himmel bleiben. In den fünf überdachten Feldern liegen vier Zimmer hintereinander: die große Wohnküche, das Wohnzimmer, die beiden Kinderzimmer an einem Flur und schließlich das Schlafzimmer der Eltern mit einem eigenen Bad als geschlossene, innenliegende Raumzelle mit Licht von oben.
Die Wohnebene wird umlaufend begrenzt von vier hohen Wänden, die statisch als Vierendeelträger ausgebildet sind. Die offenen Felder dieser Träger sind mit vertikalen, drehbaren Lamellen aus lokalem Quebacho-Holz gefüllt, die Licht, Ein- und Ausblicke filtern. Der Blick wird allerdings vor allem nach oben gelenkt, in den weiten Himmel und zu den alten Bäumen, deren Kronen sich über dem Haus ausbreiten. (fh)
Fotos: Gustavo Sosa Pinilla
Zum Thema:
Noch mehr Häuser auf quadratischem Grundriss gibt es in der BAUNETZWOCHE#555 „Square Dance“.
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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archi | 03.07.2020 12:02 UhrDie...
Menschen in Buenos Aires hängen gerne draußen ab.
Viel Wohnfläche wird nicht benötigt, finde ich. Warum man aber so einen großen "Hock" bauen muss, ist für mich eine tolle Frage.