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05.08.2020
Marokkanisch inspirierter Staubfänger
Villa in Rotterdam von MVRDV
Inspiriert von dem marokkanischen Haustypus Riad haben MVRDV in Rotterdam einen ehemaligen Gewerbebau zu einer privaten Villa umgebaut. Bemerkenswert sei, so Nathalie de Vries, dass die Eigentümer*innen auf das Rotterdamer Büro zukam, nachdem sie den Gewerbebau erstanden hatten und als Nicht-Architekt*innen das Potential der Anlage erkannten. Natürlich ging es den Bauherr*innen auch um die Nachhaltigkeit eines Umbaus im Gegensatz zum Wegwerfmodell „Abriss und Neubau“ – auch wenn eine ganze Menge an Maßnahmen nötig waren, um die ursprünglichen 1.000 auf nun 770 Quadratmeter Fläche umzuwandeln. Ein Viertel der Fläche entfällt auf die Arztpraxis der Auftraggeber*innen.
Die enorme Gebäudetiefe des Gewerbebaus wurde durch das Einfügen eines zentralen Atriums aufgebrochen. Der vollständig von Fenstern umgebene, 230 Quadratmeter große Innenhof dient laut Architekt*innen als „zu den Sternen offenes“ Wohnzimmer und „Chillout-Zone“ der Kinder im Teenager-Alter. Der Hof ist nicht nur Mittelpunkt der Villa, sondern auch Stichwortgeber für ihren Kosenamen: Villa Stardust. Er sorgt substanziell für Belichtung und Belüftung aller Wohn- und Schlafräume, die sich über raumhohe Schiebetüren ihm gegenüber öffnen und dadurch miteinander in einen starken Bezug treten.
Das Atrium ist geprägt von der für Konstruktion und Verkleidungen eingesetzten Douglasie. Die wiederverwendeten Terrakotta-Fliesen, die Form des Wasserbeckens und die Bepflanzung im Atrium erinnern klar an Marokko. Der leuchtende Blauton gibt sogar einen ganz deutlichen Fingerzeig Richtung Marrakesch. Ein ganz ähnliches Blau findet man nämlich im dortigen Jardin Majorelle, der 1923 angelegt wurde und den der Modemacher Yves Saint Laurent 1980 kaufte.
Auch wenn durch Einfügen des Patios eine massive räumliche Veränderung erfolgte, bleiben Logik und Charakter des Gewerbebaus weitgehend erhalten. Das Atrium weist eine ähnlich rechteckige Form wie der Baukörper selbst auf, der Grundriss folgt der orthogonalen Grundstruktur, allen voran ist im langen Wohnraum die ursprüngliche Gebäudetiefe noch erfahrbar. Auch die Außenwände wurden nahezu unversehrt belassen, um die Privatsphäre zu schützen, so die Projektleiterin Fokke Moerel. Über den nachbarschaftlichen Kontext schweigen sich die Architekt*innen aus. Tatsächlich wirkt die Villa Stardust nicht nur introvertiert wie ein marokkanisches Hofhaus, sondern erklärt sich geradezu von selbst – sie könnte gar vom Himmel gefallen sein. (hn)
Fotos: Daria Scagliola
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