Dem Haus unter der Erde folgt das Haus am Hang. Vor wenigen Monaten konnten Hertweck Devernois Architectes Urbanistes (Versailles) ihr erstes Projekt, ein im Boden verstecktes Einfamilienhaus in der Île-de France realisieren. Nun haben sie ein weiteres an die Topographie angepasstes Projekt fertiggestellt. Das Haus UM in Sinzing am Rhein wurde auf einem Grundstück mit Hanglage und herrlichem Ausblick über das Rheintal gebaut. Klingt erstmal gut, trotzdem gab es ein Problem: Dieser Blick ist komplett nach Norden gerichtet – zur Südseite des Hauses schließt sich die Straße an, zu der sich auch die umliegenden Häuser allesamt abschirmen.
Wie holt man Sonne in ein Haus, das zur Südseite geschlossen werden soll? Dieser Frage begegneten die jungen Architekten mit Sitz in Versailles und Remagen mit einem acht Meter breiten Lichtschacht in der Südfassade. Die über einer Steinmauer auf der Höhe des ersten Obergeschosses in den Baukörper geschnittene großzügige Öffnung lässt die Sonnenstrahlen diagonal durch das Haus bis in den tiefer gelegenen Wohnraum hineinfallen.
Den Entwurf des 288 Quadratmeter großen Wohnhauses für eine junge Familie prägt außerdem ein regionales Motiv, erklären die Architekten. Im mittleren Rheinland fänden sich häufig steinerne Dorf- und Stadtmauern, auf denen Baukörper aufgrund der hohen Dichte der alten Gemeinden fast herausquellen, so die Entwerfer. Diese Symbiose von Mauer und Haus sollte sich auch in ihrem Projekt wiederfinden.
Die Aufteilung im Inneren erklären die Architekten so: „Ein erster schmaler Riegel, in dem die dienenden Funktionen untergebracht wurden, ein zweiter breiterer Riegel, der im Gartengeschoss den Wohnbereich und im Obergeschoss die verschiedenen Schlafzimmer beherbergt. Zwischen beiden Riegeln wurde die Küche als Mittelpunkt des Hauses positioniert. Kinder und Eltern gelangen über eigene Brücken im Luftraum oberhalb dieser Küche in den Service-Riegel zu ihren Ankleideräumen und Badezimmern. Beide Riegel wurden auch im Grundriss so eingeschnitten, dass die Sonne optimal einfällt und gleichzeitig der Blick aufs Tal gewährleistet wird.“ (lr)
Fotos: Holger Jacobs