Geleakte Nacktbilder, abgehörte Telefonate und gespeicherter SMS-Verkehr: Die Privatsphäre wird im digitalen Zeitalter mehr und mehr ausgehöhlt. Der Wiener Architekt Alexander Diem versucht diesem Trend baulich zu begegnen. Im Westen Österreichs hat er eine Villa am See gebaut, deren Bewohner ihren Grad an räumlicher Privatheit individuell steuern können.
„Zaun, Garten, Holzfassade, Außenwand, repräsentative Räume, private Räume – je tiefer man in die Villa am See vordringt, desto privater und sanfter gibt sich das Gebäude“, erklärt der Architekt die Hierarchie zwischen öffentlichen und privaten Bereichen in seinem Entwurf. Das Treppenhaus wird dabei zu einer untergeordneten Zone: In Raumhöhe und -fläche ist es auf ein Minimum beschränkt, gleichzeitig sind Wohnbereiche mit Höhen von bis zu 5,60 Metern ausgestattet. Durch den abgerundeten Grundriss soll zusätzlich ein Gefühl von Geborgenheit als „Gegenpol zur üblichen rationalistischen Architektur“ entstehen.
Aus der Ferne betrachtet, erinnert die Fassade an einen orientalischen Paravent: Durchlässige Holzpaneele sind dem Gebäude als Sicht- und Sonnenschutz vorgelagert. Mal ziehen sie sich direkt an der Hauswand hoch, mal bilden sie Veranden aus, die sich um einen großen Teil der Außenwand herumlegen. Regionale bäuerliche Motive – Symbole für Nahrung, Ernte und Frucht – sind aus den Paneelen ausgestanzt. Bei Sonneneinstrahlung werfen sie ein exotisches Muster auf die hinter ihnen liegende Veranda. Auch sie tragen zum Schutz der Bewohner bei und können je nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden.
An das traditionelle Material Holz knüpft eine künstlerische Arbeit an, die in den Entwurf integriert ist: eine von historischen Landhäusern inspirierte Tür des Künstlers Plamen Dejanoff. Das Werk eines weiteren Künstlers, des Österreichers Nick Oberthaler, findet sich in den Boden der Terrasse eingelassen. (lr)
Fotos: Andreas Balon
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Gerd van der Mulde | 19.09.2014 11:54 Uhr***
drei sternchen! goil!