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19.11.2012

Wir sollten uns nicht alle wie Affen benehmen

Vier Fragen an Winy Maas


Winy Maas (MVRDV) im Gespräch mit BauNetz am Rande der Preisverleihung des Zumtobel Group Award am 16. 11. 2012 in Berlin.


Winy, du verteidigst den Begriff der Nachhaltigkeit. Warum?

 
Nachhaltigkeit zielt auf den Aspekt, dass wir nur einen Planeten haben, jedenfalls im Moment. Damit müssen wir zurecht kommen, mehr haben wir nicht. Daraus ergibt sich eine Agenda: Alle Menschen, die diese Erde bewohnen, müssen sich diesen Ort teilen. In dem Moment, in dem wir darüber hinaus gehende Lösungen finden, können wir diese Perspektive wieder aufweiten. So kann man sich vorstellen, die Planeten oder den Mond für bestimmte Dinge zu nutzen. Doch auch wenn unsere Kapazitäten größer werden, heißt das noch nicht, dass wir uns dann alle wie Affen benehmen sollten.
 
Brauchen wir in der Architektur mehr High-Tech- oder mehr Low-Tech-Lösungen?
 
Wir brauchen ganz offensichtlich beides. Ich mag die mit dieser Frage verbundenen Polemiken nicht, denn einige unserer Politiker und Wortführer benutzen das, um die Forschung im High-Tech-Bereich zurückzufahren. Das wäre dumm. Technologie kann uns mehr bieten, als manche von uns denken. Das iPhone ist ein gutes Beispiel dafür, was wir mit Technologie können. Man stelle sich vor, wir täten das Gleiche in unserer Beleuchtungsbranche, oder wir täten das Gleiche bei der Steuerung unserer Verkehrssysteme... Wir können unsere Gesellschaft jedenfalls wesentlich weiter optimieren, als uns das diese Leute glauben machen.
 
Wie siehst du Berlin in diesem Zusammenhang?
 
Ich liebe und hasse Berlin. Die Stadt ist ein liebenswerter Ort. Bei niedriger Wirtschaftsleistung kann man hier eine Menge Freizeitspaß haben. Wie könnte man also gegen Berlin sein? Auf der anderen Seite pflegen eure Wortführer auf städtebaulichem Gebiet einen enormen Konformismus, sie umzingeln Berlin mit klassischen Baublocks. Die Art, wie sie den Städtebau festlegen, tötet viele mögliche Experimente. Vielleicht solltet ihr auch die große Freizeitfläche Brandenburg mal in ein ökonomisch verteidigungswürdiges Land verwandeln, damit es eine Rolle in der Welt spielt und in wirtschaftlicher Hinsicht überlebensfähig wird. Ich sehe dort jedenfalls Experimentierbedarf.
 
Was ist deine Vision von der Stadt der Zukunft?
 
Das ist eine sehr breit angelegte Frage. Zunächst: Städte spielen eine enorm wichtige Rolle für die Zukunft unseres Planeten. Ihre Dichte führt in vielfacher Hinsicht zu höherer Effizienz, zu Innovation. Die Dichte der Stadt ermutigt zur Zusammenarbeit der Menschen und zur Vertiefung vieler Aspekte. Letztlich erlauben die Städte auch den Gedanken, dass die Menschheit weiter anwachsen kann, weil es um unsere Städte noch Orte der Leere, der Natur und der Landwirtschaft gibt, die wir angesichts der bald kommenden Lebensmittelkrise auch unbedingt brauchen. Das ist die erste Beobachtung: die Verteidigung der Stadt als solche.
Wie werden nun die Städte der Zukunft aussehen? Die Rolle der Städte, des verdichteten Raums wird wichtiger werden. Sie werden auch die Dinge aufnehmen, die noch nicht in unseren Städten sind. Lebensmittelproduktion in der Stadt? Aber ja! Wenn wir unseren Städten außerdem erlauben, sagen wir, „schneller“ zu sein, dann können auch die Kapazitäten wachsen. Unsere Städte können auch „natürlicher“ werden. Wir können Tiere als Teil unserer urbanen Ökosysteme willkommen heißen. Und warum verwenden wir nicht andere Baumaterialien wie zum Beispiel Lärm schluckende Ziegelsorten? Dann klingt es in der Stadt so wie in dem Moment, in dem der erste Schnee fällt. Es ist jedenfalls viel mehr Dichte in der Stadt denkbar. Das gibt uns letztlich größere Kapazitäten auf dem Planeten, mehr Orte, um zusammen zu sein, und intensivere Gelegenheiten für Innovation.


Weitere Informationen zum Zumtobel Group Award und zu den Preisträgern: Bericht der Designlines und BauNetz-Meldung vom 20. 7. 2012


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Winy Maas

Winy Maas

Podiumsdiskussion im Rahmenprogramm der Preisverleihung mit Jurymitglied Winy Maas (rechts)

Podiumsdiskussion im Rahmenprogramm der Preisverleihung mit Jurymitglied Winy Maas (rechts)


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