Es gibt auch gute Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft: „Der WGV-Versicherungsgruppe geht es gut, das Unternehmen ist gesund und wächst kontinuierlich“, meldet das Unternehmen in einer dreiseitigen Anzeige in der Stuttgarter Zeitung. Anlass der Werbeoffensive: Am Wochenende wurde ein Neubau der Württembergischen Gemeinde-Versicherung an der Tübinger Straße in Stuttgart feierlich eröffnet, ein „eindeutiges Statement für den Standort Stuttgart“. Entworfen haben den Erweiterungsbau der bestehenden Büroräume die Berliner Architekten Hascher + Jehle, die den entsprechenden Wettbewerb gewinnen konnten (siehe BauNetz-Meldung vom 28. April 2004).
Insgesamt sind hier für etwa 38,5 Millionen Euro 23.100 Quadratmeter Bürofläche für 660 natürlich belichtete Büroarbeitsplätze sowie ein Betriebsrestaurant, das Kundenservicecenter und einen großen Konferenzraum entstanden. „Beim Neubau ging es um eine starke städtebauliche Verdichtung, die genutzt wurde, um den lückenhaften Straßenraum in der Tübinger und in der Feinstraße zu schließen und zu klären“, so Architekt Sebastian Jehle. Tatsächlich füllt das Gebäude den vorhandenen Baublock zwischen den beiden Straßen und damit auch die Baulücken an der Tübinger und an der Feinstraße 1. Vorhandene Straßenfluchten, Trauf- und Dachhöhen führt der Neubau in seiner Fassadengestaltung – neu interpretiert – fort. Die unmittelbare Anbindung an die bestehenden Büroräume ermöglichte eine Mitnutzung der vorhandenen Erschließungskerne.
Im Innern des vervollständigten Baublocks wurden intensiv begrünte Höfe angelegt, die zusammen mit der extensiven Begrünung der Dächer zur Verbesserung des Gebäudeklimas beitragen sollen. Interessant ist auch, wie die Architekten die Entwurfssprache auf die Unternehmensphilosophie beziehen: die Versicherungsgruppe mache zwar „nicht alles, aber was sie macht, macht sie gut.“ So habe sich auch die Architektur an den unwichtigen Stellen zurück genommen und sich auf die wichtigen Punkte konzentriert: die Treppenhäuser blieben „spartanisch“, in den Bürobereichen wurden dagegen „hochwertige Glas- und Holztrennwände eingesetzt“.
Die Architekten schreiben: „Das gestalterische Prinzip und der architektonische Ausdruck der gesamten Anlagen beruhen nicht auf der Wirkung des Einsatzes teurer Materialien, sondern auf der Differenziertheit des Raumangebotes und der Integration des Grünraumes, so dass auch mit sparsamen Mitteln eine hohe architektonische Qualität erzielt werden kann. Die eingesetzten Konstruktionen werden nicht kaschiert oder gar teuer verkleidet, sondern in ihren Oberflächen behandelt und farblich gestaltet. Der Kontrast hochwertiger Materialien und Oberflächen im direkten Arbeitsbereich und Sichtfeld zu den Betonflächen der Decken ist die Absicht des Konzeptes und schafft eine eigene Ästhetik.“
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Fotos von Roland Halbe