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26.09.2016

Im Hafen von Antwerpen

Verwaltungsbau von Zaha Hadid Architects


Der Hafen von Antwerpen ist nach Rotterdam der zweitgrößte Europas: Eine schier endlose künstliche Landschaft aus Wasserbecken, Kaimauern und Lagerhäusern. Der Maßstab ist hier nicht der Mensch, sondern die riesigen Schiffe, die langsam vorüberziehen. Das alles muss man bedenken, wenn man das jüngste Gebäude von Zaha Hadid Architects (London) betrachtet. Das vor kurzem fertiggestellte Verwaltungsgebäude der Hafengesellschaft ist in seiner Geste vielleicht radikal, dafür behauptet es sich aber sehr gut in dieser weiten Umgebung.

Der Neubau löst eines jener Probleme, das viele historisch gewachsene  Organisationen irgendwann betrifft. Die alten Gebäude reichen nicht mehr aus, man beginnt neue Flächen anzumieten und schließlich sind die Mitarbeiter über die halbe Stadt verteilt. Die Hafengesellschaft entschloss sich darum vor zehn Jahren für die Konsolidierung aller Büros in einem einzigen Gebäude, das allen 500 Mitarbeitern der Verwaltung dient. Die Standortentscheidung fiel schließlich für die sogenannte Mexiko-Insel am historischen Kattendijk-Dock, das strategisch günstig zwischen dem Hafen und der Stadt gelegen ist. Eine denkmalgeschützte Feuerwache sollte dabei die Grundlage für alle weiteren Planungen bilden. Im Wettbewerb konnten sich dann 2007 Zaha Hadid Architects durchsetzen, der Baubeginn war 2012.

Der radikalen Intervention liegen dabei durchaus denkmalschützerische Überlegungen zugrunde, auch wenn man es dem Ergebnis zunächst nicht unbedingt ansehen mag. Zum einen gelten insbesondere die Fassaden des Altbaus als interessant und erhaltenswert, weshalb keine der vier Seiten durch einen regulären Erweiterungsbau zugestellt werden sollte. Zum anderen war schon im historischen Entwurf ein imposanter Turm vorgesehen, mit dem sich nun die vertikale Entwicklung des Neubaus begründen lässt. Auch die anderen Entwürfe im Wettbewerb hatten sich aus diesen Gründen für eine schwebende Lösung entschieden.

Kritisieren kann man beim realisierten Projekt darum weniger die Idee an sich, sondern eher, dass trotz aller tragstruktureller Bemühungen die Erweiterung noch immer recht erdenschwer wirkt. Zwar schneidet das facettierte Glasvolumen mit steilen Winkeln scharf in den Himmel, aber der Betonfuß steht etwas unelegant vor dem Bestand. Wettgemacht wird dieser Eindruck aber durch die wohlgestalteten Innenräume: Im alten Teil klar und präzise, im Neubau geschwungen und spektakulär, sodass den Mitarbeitern hier eine überaus abwechslungsreiche Arbeitsumgebung geboten wird. (sb)

Fotos: Hélène Binet, Tim Fisher, Hufton + Crow


Andere Türme, radikale Gesten, und tragstrukturelle Wagnisse: Über die Arbeit von Zaha Hadid im uncube magazine No. 37: Zaha


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