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17.08.2016
Beton unter Strom
Verwaltungsbau von Studio Meyer Piattini im Tessin
Ein interessanter Widerspruch: Die Azienda Elletrica Ticinese im Kanton Tessin produziert Strom für private und öffentliche Abnehmer, doch das neue Hauptgebäude des Unternehmens in Monte Carasso ist im Wesentlichen von den eigenen Kraftwerken unabhängig. Hinter dem strengen Betonraster verstecken sich über dem Technikgeschoss Solarzellen – Beton unter Strom ist hier zunächst mal rein räumlich gemeint.
Entworfen hat den überaus stringenten Verwaltungsbau, der auch das Kontrollzentrum der AET beherbergt, das Studio Meyer Piattini aus dem nahen Lamone bei Lugano. Der siegreiche Wettbewerbsentwurf von 2011 sah ursprünglich zwei Gebäude vor, von denen eines als Turm die Umgebung strukturieren sollte. Das Vorhaben wurde dann jedoch auf einen Baukörper verdichtet, den die Architekten fast rechtwinklig zu einem Bestandsbau aus den Sechzigerjahren anordnen.
Die graue Strenge des Betons verdeckt den Blick auf die räumliche Grundstruktur des Gebäudes, denn das Raster fungiert nur als äußerer Rahmen, während die klimatische Hülle aus einer raumhohen Verglasung besteht. Gerade diese Trennung der Ebenen lässt den Bau dabei noch etwas roher erscheinen, als er tatsächlich ist – ein Effekt, der durch einige zufällig gesetzte, organisch geschnittene Öffnungen noch verstärkt wird.
Im Inneren überwiegt ebenfalls Sichtbeton, der zum Teil mit Böden aus Terrazzoplatten kombiniert wird. Die Fensterrahmen sind hingegen aus hellem Holz. Das Erdgeschoss ist nicht zuletzt auch für Besucher eher offen gestaltet, das erste Obergeschoss beherbergt die Kommandozentrale und ist mit dem Bestandsgebäude verbunden und das zweite Stockwerk bietet Einzelbüros und offene Arbeitsbereiche.
Mit ihrem Verwaltungsbau gelingt Lukas Meyer und Ira Piattini eine starke Setzung, und zwar auch ohne das ursprünglich angedachte Hochhaus. Zwischen den in Monte Carasso bereits recht engen Bergzügen strahlt der Bau gleichermaßen Belastbarkeit und Offenheit aus – Charakteristika also, die einem Stromversorger durchaus nicht schlecht zu Gesicht stehen. (sb)
Fotos: Paolo Rosselli, Stefano Mussio
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